Gentle Horse Training - B¿ttcher, T: Gentle Horse Training
lernen muss. Dusty hat gelernt, durch das Signal des inneren (hier rechten) Zügels gut von der Schulter zu gehen.
Vom Ausbilden zum Reiten
Das Reiten beginnt für mich zu dem Zeitpunkt, wenn man Erlerntes abfragt. Aber wir kennen das alle: Nach einigen Minuten, wo wir beispielsweise das Anhalten üben, funktioniert es genauso, wie wir es uns vorstellen. Doch am nächsten Tag beginnt es wieder deutlich schlechter. Der Grund dafür ist einfach: Im Stop-Training haben wir bewusst trainiert, exakt die richtigen Hilfen gegeben, das Pferd entsprechend korrigiert oder gelobt. Während der übrigen Reitstunde haben wir auch angehalten, während wir andere Dinge getan haben – vielleicht unsere Jacke abgelegt. Dieses Anhalten jedoch war unbewusst und nicht korrekt ausgeführt. Wenn wir jedoch zwanzigmal unbewusst anhalten und nur zehnmal richtig anhalten, wird das Pferd nicht besser werden. Erlernte Dinge müssen immer „sitzen“, beim Warmreiten, in anderen Übungen oder zum Abschluss der Stunde. Diese fehlende Konsequenz ist es, die uns immer wieder zurückwirft. Jedes Anreiten ist ein bewusster Vorgang, jedes Abbiegen, jeder Gangartenübergang oder Halt. Erst so entwickeln Pferd und Reiter Routine. Beim „Reiten“ ist es ebenfalls in Ordnung, Hilfen auch einmal deutlicher zu geben – aber nur dann, wenn Sie bereits zuvor korrekte Hilfen gegeben haben, das Pferd die Hilfe kennt, jedoch nicht angemessen darauf reagiert hat.
Meine Erfahrung ist: Hat man dem Pferd etwas gut beigebracht und ist wirklich konsequent in der Hilfengebung, kann man fast immer sehr weich bleiben. Härte resultiert meist aus Inkonsequenz.
Die Hilfen
Unterschiedliche Reitweisen beweisen es: Man kann Pferde mit sehr unterschiedlichen Hilfen reiten. Dem Pferd ist das Verständnis für die Hilfen ja nicht angeboren, es liegt an uns, sie ihm beizubringen. Aus diesem Grund möchte ich Ihnen keine Vorgaben zu bestimmten Hilfen machen, Sie können zum Beispiel in der Art und Weise angaloppieren, wie Sie es gelernt haben. Ich beschreibe an dieser Stelle die Hilfen in der Art und Weise, wie ich sie verwende, es geht mir dabei vor allem um die Grundlagen ihrer Anwendung.
Zügel
Der Zügel hat generell zwei Ansatzpunkte, an denen er wirken sollte: den Nasenrücken beziehungsweise das Maul und die Schulter. Nimmt man einen Zügel an, hat sich das Pferd „weich“ zu machen, es gibt seitlich in Hals und Genick nach und zäumt sich etwas bei. Ich habe noch kein gut gerittenes Pferd erlebt, bei dem es anders wäre. Außerdem soll sich das Pferd vom Zügel an der Schulter führen lassen. Ob dies aktiv durch den äußeren Zügel beim Abwenden geschieht oder am inneren Zügel, der verhindern soll, dass das Pferd nach innen kippt, spielt dabei keine Rolle. Der Zügel kontrolliert also den Kopf, das Genick, Hals und Schulter des Pferdes.
Sitz
Der Sitz gibt die Geschwindigkeit vor. Sitze ich in der Mittelpositur, soll mein Pferd die Gangart einhalten, setze ich mich tief in den Sattel, soll es die Geschwindigkeit verlangsamen, in die nächst niedrigere Gangart durchparieren oder rückwärtsgehen. Es ist lediglich eine Frage der Intensität dieser Hilfe. Ansonsten versuche ich lediglich, in die Bewegung, sprich ruhig, zu sitzen. „Auswischen“ des Sattels, also ein übertriebenes „Schieben“ mit dem Gesäß und ähnliche Aktionen, verwirren Pferde mehr, als dass sie nützen.
Der Sitz „transportiert“ auch die Emotionen des Reiters. Soll ein Pferd ruhig stehen, muss auch der Reiter entspannt sein und entsprechend sitzen.
Bein
Übe ich mit einem Bein konstanten Druck aus, soll das Pferd diesem Druck zur Seite hin ausweichen. Bewege ich das Bein nach hinten, soll die Hinterhand unter- beziehungsweise übertreten. Bleibt das Bein kurz hinter der Gurtlage, weicht das Pferd über seine ganze Länge zur Seite aus (Schenkelweichen).
Gebe ich mit beiden Beinen einen Impuls hinter dem Gurt, erhöht dies die Geschwindigkeit beziehungsweise leitet den Wechsel in eine andere Gangart ein. Als zusätzliche Hilfe verwende ich ein Vibrieren des Beines in der Gurtlage, welches sich bis zum Klopfen steigern kann. Das Pferd soll in diesem Falle in die entsprechende Richtung „denken“: Vibrieren am inneren Bein bedeutet Biegung zur entsprechenden Seite, Vibrieren mit beiden Beinen schickt das Pferd in die Beizäumung beziehungsweise die Dehnungshaltung. Diese Hilfe stellt einen guten Übergang in die einhändige Zügelführung
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