Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)
statt wie Du weißt konkurierte ich nicht, Hirtz wurde gleich angenommen, Lintzler zuerst zurück geschickt später angenommen weil sich nur zwei präsentierten und man doch zwei surnuméraires haben mußte. Lintzler wollte nämlich nach Öffnung d. Arterie aus Versehn bei dem Aderlassen, die Wunde cauterisieren, und den triceps zu den Muskeln des Vorder-Arms zählen nämlich seinen Antworten nach, nicht daß Du Dir einbildest er habe wirklich ein arteriam getroffen – Duvernoy, der etc. gibt sich alle Mühe ohne Konkurs Physiologie Professor zu werden constat. Ich hoffe er wird mit seinem breiten Maul abfahren wie zu Paris, das Vieh bleibe doch bei seiner Zoologie, ich wollte lieber den Kerl dissecieren od. totschlagen als ihn in der Physiologie hören oder sehn, Du weißt es ist meine Antipathie; seit 3 Wochen ist er re infecta aus Paris zurückgekehrt und lauft od. tanzt in schwarzibus in den Gassen v. Straßburg herum, glücklicher Weise treff ich den Intriganten noch nicht an, denn es hätte mir wahrhaftig wieder die Gelbsucht zuziehen können, Ich will auf seine Gesundheit trinken wenn ihm sein Vorhaben mißlingt –
Mademoiselle jolis pieds et jolies mains machte ich erst einen Besuch, ehe ich Deinen Brief erhielt, seither nicht mehr, sie seufzt noch zwei Monate lang.
Nun komme ich wieder auf die Hauptperson daß heißt auf mich zurück, Ende August’s reiste ich mit Ad. und Aug. Stöber nach Weißenburg, Amsler und Held erwarteten uns an der diligence bis um Mitternacht wo wir ankamen ich mußte bei Held logieren und wurde v. der ganzen Familie sehr zuvorkommend und wohl empfangen, Held, Amsl. 2 Stöb. und ich gingen die folgenden Tage nach Landau in das Rheinbairische v. dort besuchten wir einige alten Burge, Dryfels, Madenburg etc. kehrten Dienstags Abend wieder nach Weißenburg zurück – Mittwoch ging ich mit 2 Stöb. nach Woerth v. dort ins Jägertal wo wir einige alte Burgen besuchten und langten gestern glücklich hier an, heute ist abscheulich Regenwetter, ich bin allein denn die beiden Stöber sd. in Oberbronn bei ihrer Schwester, und ich hier bei mein. Cousin welcher aber den ganzen Tag auf d. Büro ist, Ich sitze also hier in Niederbron in ein. hübschen Kaffeehaus und schreibe an meinen lieben Büchner, die Zeit würde mir zu fürchterlich lang werden, wenn sich nicht ein artiges, hübsches Mädchen sich meiner erbarmte, welche auf einige Zeit hier im Kaffeehaus ist – Sie ist aus Straßburg klein gut gebaut etc. doch ein wenig viel Kokette, gestern schrieb ich an mein. Bruder, heute an Dich Du siehst also daß ich über dem Mädchen durchaus Dich nicht gedenke, vielmehr wäre es mir zehnmal lieber Dich als die Kokette hier zu haben –
Morgen wenn es das Wetter erlaubt ziehen wir nach Bitsch die famose Festung dann nach Lützelstein zu Follen, dann zu Baum, endlich nach Barr, heut über Acht Tagen bin ich bestimmt wieder in Straßburg vielleicht auch früher, ich werde dann hauptsächlich Anatomie und Physiologie studieren od. ochsen, dazu noch die Therapie v. Hecker.
Lebe wohl, ich erwarte gleich nach mein. Ankunft in Straßburg Briefe von Dir ich denke Du kannst wohl dieses Opfer mir bringen – denn Du weißt wie mich Deine Briefe erfreuen
Vale und komme je eher je lieber nach Straßbg zurück.
Dein Eug. Boeckel
8
Von Adolph Stöber
23. September 1832
Aus Straßburg nach Darmstadt
Hier, lieber Freund! meine Beiträge für den Musenalmanach, dem ich von Herzen einen guten Fortgang wünsche; es läge vielleicht im Interesse dieses Unternehmens, denselben noch vor Weihnachten auszugeben, da man um diese Zeit am liebsten Almanache kauft.
Ich muß mich kurz fassen, lieber Büchner; in einer Stunde ziehen wir Beide mit Böckel und Lambossy nach dem Odilienberg.
Ich freue mich, Dich bald wiederzusehen!
Dein Adolph Stöber
9
An Adolph Stöber
3. November 1832
Aus Straßburg nach Metz
Lieber Adolph!
Nur wenige Zeilen bringen Dir diesmal meine Grüße. Ich komme eben aus dem Leichendunst und von der Schädelstätte, wo ich mich täglich wieder einige Stunden selbst kreuzige, und nach den kalten Brüsten und den toten Herzen, die ich da berührte, erquickte mich wieder das lebendige, warme an das Du mich drücktest über die Paar Meilen hinaus, die unsere Cadaver trennen. Wahrhaftig der Lindwurm von dem Du sprichst ist nicht so gefährlich, man müßte ein armer Tropf sein, wenn unsre Arme nicht einmal über die dreißig Stunden hinübergreifen könnten. Wenn das Frühjahr kommt
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