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Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Titel: Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Büchner
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für uns der Metzger.
    Die Nacht ist völlig hereingebrochen.
    Simon Renard : Dieser Mensch ist mir eben so lästig, als Euch. Ihr fürchtet nur für Euer Leben, ich fürchte für mein Ansehen, das ist weit mehr. Ich spreche nicht, ich handle. Ich habe weniger Zorn, als Ihr Mylord, ich habe mehr Haß. Ich werde den Günstling vernichten.
    Lord Montagu : O! was tun? Ich brüte alle Tage darüber.
    Simon Renard : Die Günstlinge der Königinnen steigen und fallen nicht am Tage, sondern des Nachts.
    Lord Chandos : Diese Nacht ist wenigstens sehr finster und häßlich!
    Simon Renard : Ich finde sie schön für das, was ich tun will.
    Lord Chandos : Was habt Ihr vor?
    Simon Renard : Ihr werdet sehen. – Mylord Chandos, die Laune herrscht, wenn ein Weib herrscht. Die Politik ist dann nicht mehr das Werk der Berechnung, sondern des Zufalls. Man kann auf nichts mehr zählen. Das Heute führt nicht logisch das Morgen herbei. Man spielt nicht mehr Schach, man spielt Karten.
    Lord Clinton : Das ist ganz gut, aber zur Sache. Herr Vogt, wann werdet Ihr uns von dem Günstling befreit haben? Es eilt. Morgen wird Tyrconnel enthauptet.
    Simon Renard : Tyrconnel wird morgen Abend mit Euch speisen, wenn ich diese Nacht den Mann finde, welchen ich suche.
    Lord Clinton : Was wollt Ihr damit sagen? Was wird dann aus Fabiani geworden sein?
    Simon Renard : Habt Ihr gute Augen, Mylord?
    Lord Clinton : Ja, obgleich ich alt bin und die Nacht finster ist.
    Simon Renard : Seht Ihr London auf der andern Seite des Wassers?
    Lord Clinton : Ja, warum?
    Simon Renard : Seht scharf hin. Man sieht von hier aus den Wirbel und die Sohle der Fortuna jedes Günstlings, Westminster und den Turm von London.
    Lord Clinton : Und nun?
    Simon Renard : Wenn Gott mir beisteht, wird ein Mann, der im Augenblicke, wo wir sprechen, noch dort ist er deutet auf Westminster , morgen zur nämlichen Stunde da sein. Er deutet auf den Tower.
    Lord Clinton : Möge Gott Euch helfen!
    Lord Montagu : Das Volk haßt ihn eben so sehr, als wir. Welch Fest wird für London der Tag seines Falles sein!
    Lord Chandos : Wir sind in Euren Händen, Herr Vogt, verfügt über uns. Was sollen wir tun?
    Simon Renard : deutet auf das Haus am Wasser: Ihr seht doch alle dies Haus da? Es gehört dem Gilbert, einem Arbeiter. Verliert es nicht aus dem Gesicht. Zerstreut Euch mit Euren Leuten, ohne Euch jedoch zu sehr zu entfernen. Vor Allem tut nichts ohne mich.
    Lord Chandos : Gut.
    A lle gehen nach verschiedenen Seiten ab.
    Simon Renard allein : Ein Mann, wie der, den ich nötig habe, findet sich nicht leicht. Er geht ab.
    Jane und Gilbert treten auf, sie halten sich umschlungen und gehen nach dem Hause zu. Joshua Farnaby begleitet sie, er ist in einen Mantel gehüllt.

Zweite Szene
    Jane, Gilbert, Joshua Farnaby
    Joshua : Ich verlasse euch hier, meine guten Freunde. Es ist Nacht, ich muß meinen Dienst als Schließer des Londoner Turms tun. Ach, ich bin nicht so frei, wie ihr! Seht, ein Kerkermeister ist nur eine andere Art von einem Gefangenen. Lebe wohl, Jane. Lebe wohl, Gilbert. Du mein Gott, meine Freunde, wie froh bin ich, euch glücklich zu sehen! Aha, Gilbert, wann ist die Hochzeit?
    Gilbert : In acht Tagen, nicht wahr, Jane?
    Joshua : Meiner Treu, übermorgen haben wir Weihnachten; das ist der Tag für Wünschen und Schenken, aber ich weiß nicht, was ich euch wünschen soll. Man kann von der Braut nicht mehr Schönheit und von dem Bräutigam nicht mehr Liebe verlangen. Ihr seid glücklich!
    Gilbert : Guter Joshua! und du, bist du nicht glücklich?
    Joshua : Weder glücklich, noch unglücklich. Ich habe auf Alles verzichtet. Siehst du, Gilbert? Er schlägt seinen Mantel halb auseinander und zeigt einen Bund Schlüssel, der an seinem Gürtel hängt. Gefängnisschlüssel, die einem beständig am Gürtel rasseln, das spricht, das macht Einem alle möglichen philosophischen Gedanken. Wie ich jung war, war ich wie ein Anderer, verliebt einen ganzen Tag, ehrgeizig einen ganzen Monat und ein Narr das ganze Jahr. Meine jungen Jahre fielen so unter König Heinrich den Achten. Ein sonderbarer Mann der König Heinrich. Ein Mann, der seine Weiber wechselte, wie ein Weib seine Röcke. Die erste verstieß er, der zweiten ließ er den Kopf abschlagen, der dritten den Leib aufschneiden, die vierte begnadigte er und jagte sie fort, aber dafür ließ er dann der fünften wieder den Kopf abschneiden. Das ist nicht das Märchen vom Blaubart, was ich Euch da erzähle, schöne Jane, das ist die Geschichte

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