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Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Titel: Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Büchner
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Unzufriedene, denen man in einem Monat den Kopf abschlagen wird, auf seine Kosten Anmerkungen machen.
    Gilbert : Mögen die Wölfe sich unter einander zerreißen! Was kümmert uns die Königin und der Günstling der Königin? Nicht wahr, Jane?
    Joshua : O, es gibt eine gewaltige Verschwörung gegen Fabiani! Er hat von Glück zu sagen, wenn er sich herauszieht. Es sollte mich nicht wundern, wenn heute Nacht irgend ein Schlag geschähe. Ich sah den Meister Simon Renard ganz in Gedanken da herum schleichen.
    Gilbert : Wer ist der Meister Simon Renard?
    Joshua : Wie, das weißt du nicht? Er ist der rechte Arm des Kaisers zu London. Die Königin soll den Prinzen von Spanien, dessen Gesandter Simon Renard ist, heiraten. Die Königin haßt diesen Simon Renard; aber sie fürchtet ihn und vermag nichts gegen ihn. Er hat schon zwei bis drei Günstlinge vernichtet. Das ist so sein Instinkt. Er säubert den Palast von Zeit zu Zeit. Ein feiner und sehr boshafter Mann, der alles weiß, was vorgeht, und immer zwei oder drei Stockwerke tief unter alle Ereignisse gräbt. Was den Lord Paget betrifft – hast du mich nicht auch gefragt, wer der Lord Paget sei? – das ist ein pfiffiger Edelmann, der unter Heinrich dem Achten zu tun hatte. Er ist Mitglied des geheimen Rats. Er hat ein Ansehen, daß die andern Minister vor ihm den Atem verlieren, den Kanzler »Mylord Gardiner« ausgenommen, der hat einen Abscheu vor ihm. Ein heftiger Mann, der Gardiner und von sehr gutem Herkommen. Paget ist nichts. Der Sohn eines Seifensieders. Er soll zum Baron Paget von Beaudesert in Stafford ernannt werden.
    Gilbert : Wie er das Alles so geläufig herzählt, der Joshua!
    Joshua : Bei Gott, wenn man so die Staatsgefangenen schwätzen hört.
    Simon Renard erscheint im Hintergrund der Bühne.
    Siehst du, Gilbert, der Mann, welcher am besten die Geschichte dieser Zeit kennt, ist der Kerkermeister vom Londoner Turm.
    Simon Renard : welcher die letzten Worte gehört hat, aus dem Hintergrund der Bühne : Ihr irrt Euch, mein Freund, es ist der Henker.
    Joshua : leise zu Gilbert und Jane : Treten wir ein wenig zurück.
    Simon Renard entfernt sich langsam. – Nachdem Simon Renard verschwunden ist : Das ist gerade Meister Simon Renard.
    Gilbert : Alle diese Leute, welche um mein Haus herumschleichen, mißfallen mir.
    Joshua : Zum Teufel, was will er hier? Ich will schnell zurück; ich glaube er sorgt mir für Arbeit. Lebe wohl, Gilbert. Lebt wohl, schöne Jane. – Und doch kannte ich Euch, wie Ihr nicht größer waret, als so!
    Gilbert : Lebe wohl, Joshua. – Doch sprich, was verbirgst du da unter deinem Mantel?
    Joshua : Ach! Ich habe auch meinen Anschlag.
    Gilbert : Welchen Anschlag?
    Joshua : Wie ihr Verliebten Alles vergeßt! Ich sagte euch eben, daß wir übermorgen den Tag der Angebinde und Geschenke haben. Die Herren denken auf eine Überraschung für Fabiani, ich, ich denke ebenfalls auf eine. Die Königin wird sich vielleicht einen ganz neuen Günstling anschaffen. Ich, ich schaffe meinem Kinde eine Puppe an. Er zieht eine Puppe unter seinem Mantel hervor. Auch ganz neu. Wir wollen sehen, wer von Beiden sein Spielzeug am schnellsten zerbricht. – Gott behüte euch, meine Kinder!
    Gilbert : Auf Wiedersehen, Joshua!
    Joshua entfernt sich. Gilbert nimmt die Hand von Jane und küßt sie leidenschaftlich.
    Joshua : im Hintergrund der Bühne : Oh! wie groß die Vorsehung ist! Sie gibt jedem sein Spielzeug, die Puppe dem Kind, das Kind dem Mann, den Mann dem Weib und das Weib dem Teufel! Er geht ab.

Dritte Szene
    Gilbert, Jane
    Gilbert : Ich muß dich jetzt auch verlassen. Lebe wohl, Jane, gute Nacht!
    Jane : Ihr geht heute Abend nicht mit mir heim, Gilbert?
    Gilbert : Ich kann nicht. Du weißt, ich habe dir es schon gesagt, Jane, ich habe in meiner Werkstatt heute Nacht eine Arbeit fertig zu machen. Ich muß einen Dolchgriff, ich weiß nicht für was für einen Lord Clanbrassil ziselieren; ich kenne ihn nicht, er hat es heute morgen bei mir bestellen lassen.
    Jane : Gute Nacht dann, Gilbert. Auf Morgen.
    Gilbert : Nein, Jane, noch einen Augenblick. O mein Gott! wie schwer es mir fällt, mich nur wenige Stunden von dir zu trennen! Es ist wohl wahr, daß du mein Leben und meine Freude bist; und doch muß ich arbeiten, wir sind so arm! Ich mag nicht hineingehen, denn ich würde bleiben, und doch kann ich nicht weg; wie schwach ich bin! Komm, wir wollen uns ein wenig vor die Türe setzen, da, auf die Bank; ich meine, es müßte mir so leichter fallen wieder

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