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Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Titel: Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Büchner
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von Rudern und eine Guitarre auf dem Wasser. – Ja. Er geht nach dem Geländer. Man hört eine Guitarre und eine Stimme in der Ferne. – Das ist mein Mann. – Er landet. Gut. Er schickt den Fischer weg. Vortrefflich! Er kommt auf den Vordergrund der Bühne zurück. Da kommt er.
    Fabiano Fabiani tritt auf, in seinen Mantel gehüllt. Er geht auf die Türe des Hauses zu.

Sechste Szene
    Der Mann, Fabiano Fabiani
    Der Mann : hält Fabiani auf : Ein Wort, wenn es Euch beliebt.
    Fabiani : Man spricht mit mir, glaub’ ich. Wer ist der Spitzbube? Wer bist du?
    Der Mann : Alles, wofür es Euch beliebt, mich zu halten.
    Fabiani : Diese Laterne leuchtet schlecht. Aber du hast eine gelbe Mütze auf, wie mir deucht, eine Judenmütze? Bist du ein Jude?
    Der Mann : Ja, ein Jude. Ich habe Euch etwas zu sagen.
    Fabiani : Wie heißt du?
    Der Mann : Ich weiß Euren Namen, und Ihr wißt meinen nicht. Ich habe einen Vorteil über Euch; erlaubt mir, ihn zu behalten.
    Fabiani : Du weißt meinen Namen, du? Das ist nicht wahr.
    Der Mann : Ich weiß Euren Namen. Zu Neapel hießt Ihr Signor Fabiani, zu Madrid Don Faviano; zu London heißt Ihr Fabiano Fabiani, Graf von Clanbrassil.
    Fabiani : Hole dich der Teufel!
    Der Mann : Behüte Euch Gott!
    Fabiani : Ich werde dir Stockschläge geben lassen. Ich will nicht, daß man meinen Namen weiß, wenn ich so des Nachts vor mich hingehe.
    Der Mann : Besonders wenn Ihr dahin geht, wohin Ihr geht.
    Fabiani : Was soll das heißen?
    Der Mann : Wenn die Königin es wüßte!
    Fabiani : Ich gehe nirgends hin.
    Der Mann : Doch, Mylord! Ihr geht zu der schönen Jane, der Braut von Gilbert, dem Arbeiter.
    Fabiani : bei Seite : Teufel! das ist ein gefährlicher Mensch.
    Der Mann : Wollt Ihr, daß ich Euch noch mehr sage? Ihr habt das Mädchen verführt, und seit einem Monat hat sie Euch zweimal des Nachts zu sich gelassen, heute ist es das drittemal. Die Schöne wartet auf Euch.
    Fabiani : Still, still! Soll ich dir das Maul mit Silber stopfen? Wie viel willst du?
    Der Mann : Das werden wir gleich sehen. Soll ich Euch jetzt auch sagen, Mylord, warum Ihr das Mädchen verführt habt?
    Fabiani : Wahrhaftig, weil ich in sie verliebt war.
    Der Mann : Nein. Das wart Ihr nicht.
    Fabiani : Ich hätte Jane nicht geliebt?
    Der Mann : So wenig, als Ihr die Königin liebt. Liebe, nein; Berechnung, ja.
    Fabiani : Kerl, du bist kein Mensch, du bist mein Gewissen, als Jude verkleidet.
    Der Mann : Ich will mit Euch reden, wie Euer Gewissen, Mylord. Die ganze Geschichte verhält sich so. Ihr seid der Günstling der Königin. Die Königin hat Euch das Hosenband gegeben, den Grafen- und den Herrentitel. Taube Nüsse das Alles. Das Hosenband ist ein Lumpen, die Grafschaft ein Wort, der Herrentitel verhilft Einem zu dem Recht, den Kopf abgeschnitten zu kriegen. Ihr hattet was Besseres nötig. Ihr brauchtet, Mylord, gute Äcker, gute Vogteien, gute Schlösser und gute Einkünfte in guten Pfunden. Heinrich der Achte nun hatte die Güter des vor sechszehn Jahren enthaupteten Lord Talbot konfisziert. Ihr habt Euch von der Königin die Güter des Lord Talbot schenken lassen. Aber um die Schenkung gültig zu machen, hätte Lord Talbot ohne Nachkommen sterben müssen. Wenn es einen Erben oder eine Erbin des Lord Talbot gäbe, so unterläge es keinem Zweifel, daß, da Lord Talbot für die Königin Marie und ihre Mutter Catharina von Aragonien gestorben ist, da Lord Talbot ein Papiste war, und da die Königin Marie eine Papistin ist, daß die Königin Euch, Ihr möcht noch so sehr ihr Günstling sein, Mylord, die Güter abnehmen und sie aus Pflichtgefühl, Dankbarkeit und Religiosität dem Erben oder der Erbin zurückgeben würde. Ihr fühltet Euch von der Seite ziemlich sicher. Lord Talbot hatte nichts als eine kleine Tochter, die zur Zeit, wo ihr Vater enthauptet wurde, aus der Wiege verschwand und von ganz England für tot gehalten wurde. Aber Eure Spione haben neulich entdeckt, daß in der Nacht, wo Lord Talbot und seine Partei durch Heinrich den Achten vernichtet wurde, ein Kind ganz geheimnisvoll bei einem Arbeiter an der Londoner Brücke untergebracht worden wäre, daß es unter dem Namen Jane aufgewachsen und wahrscheinlich Jane Talbot, das kleine verschwundene Mädchen sei. Die schriftlichen Beweise für ihre Geburt fehlten, das ist wahr; aber sie konnten sich alle Tage wieder finden. Der Zufall war verdrießlich. Sich vielleicht eines Tages genötigt zu sehen, Shrewsbury, Wexford, das eine schöne Stadt ist, und die prächtige

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