George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)
ihr ins Ohr.
«Bitte?», fragte Erna, die sich vor dem Spiegel hin und her drehte.
«Toller Mantel!», rief Antonia mit brüchiger Stimme. «Großartig!»
«Sind Sie sicher?» Frau Balösius schaute uns zweifelnd an. «Ich überlege dauernd, ob diese Kombination für ein Treffen mit meinem Bekannten nicht etwas zu spießig wirkt.»
«Keineswegs!», sagte meine Freundin, die sich wieder gefangen hatte. «Gerade für ein Rendezvous ist das einfach hinreißend!»
«Nun gut, wenn Sie das sagen.» Erna knöpfte den Leoparden zu und schnappte sich ihre große Handtasche. «Ich habe es nämlich gerne ein bisschen ausgefallener, wissen Sie?»
Nach unserem Büroausflug fuhr Bettina nach Hause, um weiter zu packen, Antonia verzog sich hinter ihren Schreibtisch, und ich beschloss, in meinen Zimmern mal so richtig auszumisten. Tante Renate besuchte eine Freundin. Somit bestand wenigstens in den kommenden Stunden keine Gefahr, dass sie sich mit neuen Männern verabreden würde.
Beim Aufräumen hing ich meinen Gedanken nach und träumte ein wenig von George. Plötzlich fiel mir auf, dass ich keine Ahnung hatte, was ich morgen zu dem Kurs anziehen sollte.
Vielleicht wusste es die beste Freundin. Ich steckte den Kopf durch die Zimmertür.
«Was zieht man denn auf dem Weg zur entspannten Lunge so an?»
Antonia saß an ihrem Schreibtisch. Links von ihr lag ein enormer Stapel Schulaufgaben, rechts Mephisto, der mich mit seinen grünen Augen musterte.
«Entspannte Lunge, was?» Sie kaute auf dem Ende ihres Rotstifts. «Ich würde sagen: scharfe Leggins, ein lockeres Sweatshirt, am besten mit einem tiefen Ausschnitt, und ein Paar passende warme Socken.»
«Scharfe Leggins? Gibt’s die überhaupt? Und wenn ja, wie soll das bei meinen Oberschenkeln funktionieren?»
Antonia schüttelte den Kopf. «Ich verstehe deine Probleme mit deiner Figur nicht! Sei froh, dass du nicht so klapprig aussiehst wie diese ausgehungerten Models.» Sie musterte mich noch einmal prüfend. «Ja, ich bleibe bei meiner Empfehlung.» Dann widmete sie sich wieder ihrer Arbeit.
Na toll. Warme Socken hatte ich, schöne Sweatshirts auch, aber keins mit einem tiefen Ausschnitt. Und Leggins … Da half nur flottes Shoppen.
Ich zog gerade die Wohnungstür ins Schloss, als Antonias größter Fan Nicklas die Treppe hochkam. «Ist Antonia da?» Er strich sich verlegen durch die dunklen Locken.
Ich nickte. «Sie korrigiert Schulaufgaben und ist bestimmt begeistert, wenn du sie etwas ablenkst. Übrigens, was würdest du anziehen, wenn du zu einem …» Ich überlegte kurz. «… zu einem Kurs für autogenes Training gehen würdest?»
«Sweatshirt, Jogginghose und warme Socken», sagte Nicklas, ohne zu zögern. «Und ich würde eine Decke mitnehmen. Du brauchst wohl ein bisschen Entspannung?»
«Ja, so was in der Art», murmelte ich und sperrte ihm die Tür auf. «Danke!»
«Gern geschehen», sagte Nicklas. Er war wirklich nett.
«Ach – und Nick, was ich noch sagen wollte …»
Er sah mich fragend an.
«Lass dich mal nicht mit Kaffee abspeisen, sondern lock Antonia aus dem Haus. Ich glaube, sie lässt sich heute gerne von der Arbeit ablenken.»
Als ich in der Sportabteilung stand, merkte ich, dass ich keinen Schimmer hatte, ob das Atmen bei Herrn Singh in die Yogaecke, in die Pilatesabteilung oder zu Wellness gehörte.
Ich sah mir das Angebot näher an. Sollte ich mich für die Joy-Natural-Life-Damen-Studiopants «Anokhi» entscheiden oder eher für Jazzpants, die auf den Namen «Ashuli» hörten? Oder doch lieber die Capripants «Aprathi», zusammen mit der rosafarbenen Yogamatte «Relax» und einer neckischen Joy-Natural-Life-Mala-Kette «Anathya»? Dieses Label machte IKEA ernsthaft Konkurrenz.
«Kann ich Ihnen helfen?» Eine stämmige Frau tauchte vor mir auf. Auf ihrem Schildchen hieß es: «Frau Kaiser hilft Ihnen gerne», und obwohl ich mir gar nicht sicher war, ob ich von Frau Kaiser geholfen werden wollte, nahm sie die Sache sofort in die Hand. «Wofür brauchen Sie denn etwas?»
«Für einen Yoga-Kurs», sagte ich ausweichend.
Frau Kaiser stemmte die Hände in die Hüften und guckte mich forschend an. «Das ist so was mit Verrenkungen, nicht?», fragte sie. «Ja, das hat meine Tochter auch mal gemacht. Kommen Sie mit!» Sie ging zu einem anderen Kleiderständer. «Hier hängen die richtigen Sachen für Sie. Oberteil und Hose?»
Ich nickte. «Ich habe gehört, da zieht man Leggins an», warf ich zaghaft ein.
«Leggins?» Frau
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