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George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)

George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)

Titel: George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fanny Wagner
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drei gezählt hatte, war sie schon wieder da.
    «Pilates», schnaufte sie, als sie meinen anerkennenden Gesichtsausdruck sah. «Und Sekt natürlich.»
    Sekt, klar. Oder hatte sie Sex gesagt? Erna schielte mit langem Hals in einen meiner Kartons. «Was übersetzt du denn so alles?»
    «Zurzeit hauptsächlich Mädchenbücher aus dem Niederländischen», sagte ich und zeigte ihr das Buch, das ich gerade bearbeitete. «Liebesglück und Liebeskummer!»
    «Jaja, das liegt häufig nah beieinander!» Katharina schaute durch die Tür und grinste, als sie die Sektgläser sah. «Ich sehe schon, bei euch bin ich richtig!»
    Erna köpfte sofort die nächste Flasche. «Ja, trink erst mal was», sagte sie und drückte ihr ein Glas in die Hand. «Frau Rebe ist nämlich auf der Jagd nach dir. Hat schon zweimal angerufen.»
    Katharina verdrehte die Augen und genehmigte sich einen großen Schluck. «Na toll. Was hast du ihr gesagt?»
    «Dass du heute den ganzen Tag Termine außer Haus hast.»
    «Erna, du bist ein Schatz!» Nun sah Katharina mich an. «Und? Was macht deine Tante? Gibt es Neuigkeiten?»
    Jetzt war es an mir, mit den Augen zu rollen. «Leider. Sie trifft sich heute Nachmittag mit Tornado64, und ich muss das heimlich überwachen, damit sie nicht meistbietend in die Prostitution verkauft wird.»
    «Oder Schlimmeres!», rief Erna.
    Noch Schlimmeres? Was schwebte ihr denn da vor? Bevor ich nachfragen konnte, sagte Katharina: «Wenn du dabei bist, kann ja zum Glück nichts passieren.»
    «Genau», sagte ich. «Dann kann gar nichts passieren.»
    Das mulmige Gefühl im meiner Magengegend sagte allerdings etwas anderes …
    «Sei aber wachsam», meinte Erna auch prompt.
    «Ich bin bei einer solchen Partnersuche mal schlimm auf die Nase gefallen.»
    Ich hatte es gewusst! Tante Renate war auf dem Weg ins Verderben.
    «Ich habe letztes Jahr über das Netz einen gewissen Eduard kennengelernt. Der hatte alles, wovon eine Frau in meinem Alter schwärmt: Er sah gut und gepflegt aus, hatte hervorragende Manieren und war großzügig. Ein richtiger Gentleman.»
    Erna langte in die Tasche ihrer Strickjacke und zog eine Zigarette hervor. «Aber mit der Großzügigkeit war es bald vorbei. Er streute hie und da eine Bemerkung über eine problematische Finanztransaktion in seiner Firma ein und fragte mich schließlich, ob ich ihm vorübergehend aushelfen könnte …»
    Sie spielte mit der Zigarette.
    «Schon bei der dritten Verabredung.»
    «Oh Mann», sagte ich erschüttert. «Und du hast ihm geglaubt?»
    «Herzchen», sagte Erna. «Dieser Mann versprach mir die Ehe und war sehr überzeugend!»
    «Ein Heiratsschwindler?»
    Erna zog an der nicht angezündeten Zigarette und nickte.
    «Und wie ging es aus?»
    «Klassisch. Ich bin auf ihn reingefallen, habe ihm das Geld gegeben und danach weder den sauberen Eduard noch mein Erspartes je wieder gesehen.» Sie beugte sich zu mir. «Aber eins könnt ihr mir glauben: Wenn mir dieses Schwein noch einmal über den Weg läuft, geht es ihm unglaublich dreckig!» Sie schlug mit der flachen Hand auf meinen Schreibtisch und stand auf.
    «Und wie ist es mit dem Mann weitergegangen, den du neulich bei Freunden kennengelernt hast?», fragte Katharina.
    Ernas Blick wurde weicher. «Das lässt sich alles gut an», sagte sie. «Aber das erzähle ich euch ein andermal. Jetzt kümmere ich mich weiter um die Vorbereitungen für unser Bürofest. Das wird dieses Jahr richtig gut!»
    «Bürofest?» Es wurde immer besser.
    «Ja, am kommenden Dienstag», strahlte Katharina. «Wir machen jedes Jahr so etwas wie einen erweiterten Umtrunk. Jeder kann Freunde und Geschäftspartner einladen. Das ist immer sehr schön!»
    «Klingt super», sagte ich. «Ich bin dabei. Aber jetzt muss ich euch rausschmeißen, sonst kriege ich das Liebesglück und Liebesleid heute nicht mehr übersetzt.»

    Aber als ich alleine am Schreibtisch saß, musste ich ständig an Ernas Geschichte denken. Ich konnte es einfach nicht fassen, dass selbst eine gestandene Frau wie sie so übel hereingefallen war. Da hatte ich mit Tobias ja sogar noch Glück gehabt. Er hatte mich zwar ausgenutzt, aber wenigstens nicht finanziell ruiniert.
    Eine halbe Stunde lang konnte ich mich tatsächlich auf meine Übersetzung konzentrieren, dann klingelte das Telefon.
    «Evchen? Ich bin’s …» Dann Stille.
    «Was ist denn, Tante Renate? Irgendwas passiert?»
    Ein tiefer Seufzer drang durch die Leitung. «Meinst du, ich soll das heute Nachmittag wirklich machen?»
    Aha.

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