George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)
dankbar. «Danke, dass du mich nicht im Stich lässt!»
«Da habt ihr mir was Schönes eingebrockt», brummte ich, als wir meine Sachen in Bettinas Caddy schichteten.
«Denk daran, das ist gut für dein Karma», sagte Antonia.
«Ach?» Antonia konnte einen immer wieder überraschen. «Ich hatte vor, mich nicht mehr ausnutzen zu lassen, und jetzt soll das plötzlich gut für mein Karma sein?»
«Das hier ist doch etwas ganz anderes», sagte meine Freundin voller Überzeugung. «Du tust es für deine Tante, damit sie ihr Glück findet. Außerdem ist sie kein Mann. Übrigens, Bettina, ich habe mich heute mal mit dieser Uschi von deinem Küchentisch unterhalten.»
«Und?»
«Sie hat mir etwas von einem Kreis erzählt, bei dem Ferdinand auch Mitglied ist.» Sie schob den letzten Karton auf die Rückbank. «Und sie wollte wissen, ob ich auch mitmachen möchte. Hast du eine Ahnung, was das sein könnte?»
Bettina schüttelte den Kopf. «Keinen Schimmer. Mehr hat sie dir nicht darüber erzählt?»
«Das will sie beim nächsten Mal machen», sagte Antonia. «Und es wäre sehr vertraulich.»
«Und wieso erzählt sie dir dann gleich davon? Sie kennt dich doch kaum, oder?» Ich sah Antonia verdutzt an.
«Mir war klar, dass sie sich bei uns an der Schule recht heimatlos fühlt», grinste sie. «Da habe ich mich aus reiner Selbstlosigkeit ein bisschen mit ihr unterhalten, und schon hat sie es mir erzählt. Wenn da etwas Dubioses dahintersteckt, kannst du Ferdinand damit vielleicht in die Pfanne hauen.»
«Und was sagt dein Karma dazu?», fragte ich mit gespielter Unschuld.
Aber Bettina war sehr angetan. «Halte mich auf jeden Fall auf dem Laufenden», bat sie. «Je mehr ich über das Treiben von diesem Kerl weiß, desto besser!»
Von meinem neuen Büro waren meine Freundinnen genauso begeistert wie ich.
«Und alles ist schon installiert?», fragte Bettina, die meinen PC einstöpselte. «Ich meine, Flatrate und Telefonanschluss?»
«Alles da, wie zu Hause», sagte ich zufrieden. «Ich muss nur noch eine Rundmail mit meiner neuen Adresse loslassen, dann bin ich offiziell hier zu erreichen.»
«Und wo ist denn nun diese Du-weißt-schon-wer?», fragte sie leise. «Wir sind ja so gespannt!»
«Die werdet ihr noch früh genug kennenlernen», sagte ich gerade, da ging die Tür auf, und Erna betrat mein Zimmer. Gekleidet in einem Muster- und Farbenmix, der alles bisher Dagewesene übertraf.
«Ah, Sie sind ja schon am Auspacken, Herzchen!», krächzte sie und streckte mir eine Mappe entgegen. «Hier haben Sie den Mietvertrag und die Schlüssel!»
«Vielen Dank», sagte ich artig. «Sie sind ja wirklich schnell!»
«Ist schließlich meine Aufgabe», sagte meine neue Sekretärin und setzte sich ihre Brille, die an einem Kettchen um ihren Hals baumelte, auf die Nase. «Für Freitagabend habe ich einen Tisch bei unserem Lieblingsitaliener bestellt. Um sieben!» Erst als sie sich umdrehte, entdeckte sie Antonia und Bettina, die sie mit riesigen Augen anstarrten. «Ach entschuldigen Sie, ich hatte Sie gar nicht bemerkt!» Erna ging mit ausgestreckter Hand auf die beiden zu. «Balösius mein Name. Erna Balösius!»
Antonia bekam gerade noch ein «Angenehm, Antonia Lutz» heraus, aber Bettina wandte sich ab und lehnte sich wimmernd ans Regal.
«Was ist denn mit Ihnen los, Kindchen?», fragte Erna besorgt. Dann drehte sie sich zu mir. «Ihrer Freundin scheint es gar nicht gutzugehen!»
«Das geht gleich wieder vorbei», sagte Antonia mit gefährlich zitternder Stimme. «Sie hat einen Trauerfall in der Familie.» Sie strich Bettina beruhigend über den Rücken. «Und ab und zu beutelt es sie noch furchtbar!»
«Ach, du meine Güte!» Erna schlug die Hände zusammen. «Kann ich ihr vielleicht helfen? Mit Trauerarbeit kenne ich mich aus.»
«Ich glaube, es ist das Beste, wenn wir sie ein bisschen alleine lassen», sagte ich schnell, denn Bettina schluchzte immer lauter. Ich schob Antonia und Erna in den Flur und kniff Bettina beim Hinausgehen in den Hintern. Sie jaulte auf.
«Scheint ja schlimm zu sein», sagte Erna voller Mitgefühl.
«Es geht», sagte ich. «Sie ist halt ein bisschen zart besaitet. Aber gleich geht es ihr wieder besser, wir kennen das schon.»
«Na gut, dann will ich mal los», sagte Erna und holte einen Mantel mit grellem Leopardenmuster aus dem Garderobenschrank.
Ich hörte, wie Antonia neben mir nach Luft schnappte, und stieß sie unsanft in die Seite. «Beherrsche du dich wenigstens!», raunte ich
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