George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)
kurzen blonden Locken und schob sich die Brille auf der Nase zurecht. «Am liebsten hätten die Verlage die ganze Arbeit umsonst. Ist ja schließlich nur ein Hobby!»
«Und alles sollte natürlich bis vorgestern fertig sein», ergänzte ich grinsend.
«Ja, manchmal wundert man sich, dass bestimmte Lektorate noch nicht von wütenden freien Mitarbeitern ausgelöscht worden sind», überlegte Bruno, der Sachbuchlektor war. «Das gäbe bestimmt eine hübsche BILD-Schlagzeile!» Er schaute auf seine Armbanduhr. «Ich würde gerne noch länger mit euch herumsitzen, aber leider habe ich auch ein Hobby, um das ich mich kümmern muss. Also, wie sieht’s aus?»
Franz sah in die Runde. «Ich bin dafür. Und was ist mit euch?»
Die anderen beiden nickten.
«Dann würde ich sagen: Herzlich willkommen, Eva!», sagte er feierlich. «Noch irgendwelche Fragen?»
«Allerdings», antwortete ich. «Wie viel kostet es, in diesen heiligen Hallen zu arbeiten? Ich fürchte, ich kann mir das überhaupt nicht leisten!»
«Mach dir da mal keine Sorgen!» Bruno stand auf und legte mir beruhigend die Hand auf die Schulter. «Das klären die beiden noch mit dir. Bis später!» Und er ging schräg pfeifend hinaus.
Ich sah Franz und Katharina an.
«Es ist so», begann Franz. «Ich habe eine sehr liebe Patentante, die einige Immobilien besitzt, unter anderem dieses Haus.»
«Und da Franz ihr Lieblingsneffe ist, überlässt sie uns dieses Stockwerk besonders günstig», ergänzte Katharina.
Franz nannte mir den Preis für mein Büro, und mir fielen vor Staunen fast die Augen aus dem Kopf.
«Nicht schlecht», sagte ich. «So eine Tante hätte ich auch gerne. Und Erna ist auch im Preis mit drin? Das ist ja der Hammer!»
«Stimmt», sagte Katharina. «Auch wenn sie am Anfang vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig ist.»
Ich kicherte. «Das kann man wohl sagen. Als ich ihr Bild auf der Homepage sah, dachte ich, dass es sich um einen Scherz handelt.»
«Unterschätze Erna nicht», sagte Katharina. «Sie war lange Chefsekretärin bei der Designabteilung einer Modefirma.»
«Daher die gewagten Farbkombinationen?», fragte ich.
«Yep. Und zu unserem Glück hat sie noch lange keine Lust, in Rente zu gehen», ergänzte Katharina. «Sie hat ein Herz aus Gold, aber am Telefon kann sie ein bissiger Rehpinscher sein. Wenn es jemanden gibt, den du ganz bestimmt nicht sprechen möchtest, hat dieser Jemand keine Chance, zu dir durchzudringen. Du wirst sehen, bald willst du nie mehr ohne sie leben wollen!»
«Dafür hält sie aber gerne einen kleinen Plausch mit dir», warf Franz ein. «Da musst du schon durch!»
«Solltest du einen abgelegten Liebhaber haben, den du partout nicht sehen willst, wird sie dir den auch brav vom Hals halten», ergänzte Katharina. «Ich habe da sehr gute Erfahrungen gemacht!»
Ich lachte. «Okay, ihr habt mich voll und ganz überzeugt. Wenn das Büro nicht gerade eine Besenkammer ist, ziehe ich ein!»
«Die Besenkammer halten wir hier prinzipiell frei für den Fall, dass Boris Becker trotz seiner Lilly rückfällig wird.» Katharina schaute mich bierernst an.
«Bitte! Verschon uns mit diesem Gala-Scheiß!», rief Franz. «Ich warne dich lieber gleich vor, Eva. Katharina, Erna und Bruno lieben Klatschzeitungen. Wenn du dich mal ausheulen willst, komm jederzeit in mein Büro!»
«Tut mir leid», sagte ich. «Aber ich fürchte, ich gehöre auch zur Gala-Fraktion!»
«Aaah! Ich glaube, du kriegst das Büro doch nicht.» Franz griff sich an die Gurgel und sank mit verdrehten Augen in seinem Freischwinger zusammen. «Das ist mehr, als ich ertragen kann!»
«Du armer Kerl!» Katharina ging zur Tür. «Ich sage Erna Bescheid, dass du eine Tasse Spezialmischung brauchst, okay?» Mir gab sie ein Zeichen. «Komm, ich zeige dir das Büro!»
Ich konnte mein Glück kaum fassen: Der Raum hatte genau die richtige Größe und war mit einem alten Schreibtisch und zwei Regalen bestückt. Durch große Fenster schaute ich auf einen idyllischen Hinterhof.
«Nicht übel, oder?» Katharina setzte sich auf die breite Fensterbank. «Du wirst dich hier bestimmt wohlfühlen!»
«Wer hat hier früher residiert?», fragte ich neugierig.
«Julia, eine Textildesignerin», erzählte Katharina. «Aber nachdem sie sich erfolgreich über das Internet verliebt hat, ist sie nach Köln gezogen.» Sie grinste mich an. «Julia hatte übrigens die Idee mit dem Fragebogen!»
«Meine Tante sitzt auch Tag und Nacht bei uns am PC und hofft, ihre große
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