George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)
Kirsti dazwischen. «Nicht wahr, Hase?»
«Und wir sparen für eine große Reise.»
Das war doch mal eine gute Info! «Und dazu kann man einen Beitrag geben?», fragte ich.
Kirsti nickte. «Sichah! Da freuen wir uns gaaanz dolle, nicht wahr, Hase?»
«Dann kommen wir jetzt zu der Nachspeise», nahm Bettina das Thema des Abends wieder auf. «Was haltet ihr davon, wenn wir einen schönen Obstteller servieren? In Bitterschokolade getauchte Früchte mit etwas Eis und Kaffee?»
Das Brautpaar nickte selig.
Kaum waren Kirsti und Oliver zur Tür hinaus, zwitscherte Bettinas Handy.
«Eine SMS von Lara!», rief sie vergnügt. «Sie trifft sich morgen Abend mit Mister Sackgesicht. Alles in trockenen Tüchern.»
«Mit Mister wem?» fragte Nicklas verblüfft. Wir klärten ihn auf: Wir würden dafür sorgen, dass Uschi das wahre Gesicht ihres Ferdis kennenlernen würde. Bettinas Freundin Lara hatte Ferdinand ohne Mühe um den kleinen Finger gewickelt, und er war hingerissen von der Aussicht, morgen Abend mit ihr im Goldenen Drachen essen zu gehen. Ganz zufällig würden wir dort mit Uschi auftauchen.
«Eigentlich wollte er mit der mobilen Reserve ins Kino», kicherte Bettina. «Aber er wird Uschi erzählen, dass er sich mit einem wichtigen Geschäftskunden treffen muss!»
«Dann weiß ich auch gleich, wo ich ansetzen kann», grinste Antonia. «Mann, wird das ein Spaß!»
«Jetzt müssen wir uns nur noch einen Kneipenplan zurechtlegen, damit wir auch wirklich bei diesem Chinesen vorbeikommen», sagte ich. «Wir könnten erst einen Happen in der Brasserie essen und gehen dann auf dem Weg ins Roxy durch die Liebigstraße beim Goldenen Drachen vorbei!»
«Lara wird versuchen, einen Fensterplatz zu reservieren.» Bettina seufzte zufrieden. «Ach, wäre ich glücklich, wenn das klappen würde!»
«Das wird schon alles lappen!», lallte Antonia und stellte ihr Weinglas auf den Tisch.
«O.k., Leute, fürs Protokoll», rief ich. «Antonia hat einen sitzen!»
«Is gar nicht wahr!», murmelte die. «Ich bin einfach nur …»
«Knülle. Sagt Eva ja gerade.» Bettina schenkte sich noch etwas Wein nach. «Noch jemand einen Schluck?»
Nicklas schüttelte den Kopf. «Ich weiß was viel Besseres», sagte er, flüsterte Antonia etwas ins Ohr, und zwei Sekunden später waren die beiden Turteltäubchen verschwunden.
Als auch Bettina hineingegangen war, saß ich, in eine dicke Strickjacke eingewickelt, mit dem letzten Rest Bordeaux draußen und schaute auf die Lichter der Innenstadt.
Ob hinter einem dieser Fenster George saß? Ob er wohl auch gerade an mich dachte? Ich seufzte tief. Ich würde was dafür geben, wenn ich ihn jetzt hierherbeamen könnte.
Dann würde ich ihm das Knuppelchen durchpuscheln, dass ihm Hören und Sehen verginge.
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Kapitel 14
Am nächsten Morgen fuhr ich ins Büro, konnte mich aber nicht auf meine Arbeit konzentrieren. Ich hatte bereits eine geschlagene Stunde vor meinem PC gesessen, abwechselnd an Tante Renate und George gedacht und noch nichts auf die Reihe gekriegt.
Mit Schrecken dachte ich an den immer näher rückenden Abgabetermin für das Drachenbuch, das ich dringend zu Ende übersetzen sollte. Zur Not musste ich ihn verschieben, denn in meinem Leben war im Augenblick einfach zu viel los: Ich musste meine Tante aus den Armen eines Verbrechers retten, Ferdinand aufs Kreuz legen und George finden. Alles keine einfachen Aufgaben.
«So wird das nichts!», murmelte ich. Los, Eva, mach dir einen freien Tag! Schließlich bist du dein eigener Boss, und das wirst du heute mal ausgiebig genießen. Höchste Zeit, den inneren Konsumhengst mal aus dem Stall zu lassen.
Ich stellte mein Telefon auf Erna um und sauste die Treppe runter. Der Rat «Gehe nie einkaufen, wenn du nicht emotional gefestigt bist» blitzte kurz wie eine Warnlampe in meinem Hirn auf, aber ich zog sofort den Stecker. Heute bitte schön keine Grundsätze, und solche schon gar nicht. Bis ich emotional wieder gerade stand, konnten noch Jahre ins Land gehen, und ich war nicht bereit, so lange zu warten. Ganz abgesehen davon brauchte ich dringend etwas zum Anziehen für die Hochzeit.
Ich stieg am Marienplatz aus der U-Bahn und ging los. Ich widerstand der Versuchung, in den nächsten Jeansladen zu gehen und mir T-Shirts zu kaufen. Heute brauchte ich etwas Schickes. Ich bummelte an den Schaufenstern von Ludwig Beck entlang, und die Belohnung folgte auf dem Fuße: ein traumhaft schönes, schlichtgeschnittenes Etuikleid
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