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George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)

George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)

Titel: George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fanny Wagner
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in einem wunderschönen Bordeauxrot. Oder war es ein Burgunderrot?
    Egal. Ich steuerte den nächsten Eingang an, und fünf Minuten später stand ich in der Abteilung Designermode und Abendkleidung.
    «Kann ich Ihnen helfen?» Eine freundliche Verkäuferin in meinem Alter kam auf mich zu und sah mich fragend an.
    «Ich habe im Schaufenster ein tolles Kleid gesehen», begann ich, und im gleichen Moment verließ mich der Mut. Passte das Kleid überhaupt zu meinem Typ? Konnte ich so etwas überhaupt tragen? Ich, die sonst fast nur in Jeans herumlief?
    «Ja?» Die Verkäuferin. «Und wie sah das aus?»
    Ich beschrieb es, so gut ich konnte. Anscheinend gut genug, denn die Frau lotste mich gleich zu einem großen Kleiderständer und zog es hervor.
    «Dieses hier?»
    Ich nickte. In natura sah es noch schöner aus, und ich strich vorsichtig über den Stoff.
    «Da haben Sie gut gewählt», sagte die Verkäuferin. «Es hat einen tollen Schnitt, ist zeitlos, und Sie können es zu vielen Gelegenheiten anziehen.»
    «Und Sie meinen nicht, dass es zu figurbetont für mich ist?»
    Sie musterte mich kurz. «Auf gar keinen Fall!»
    «Aber … sollte ich nicht lieber eine andere Farbe wählen, wenn die Braut auch rot tragen wird?»
    Die Verkäuferin schüttelte vehement den Kopf. «Die wird ja wohl kaum in einem Etuikleid kommen, oder?»
    In der Umkleidekabine zog ich Hose und T-Shirt aus, sah in den Spiegel und kämpfte gegen den Impuls, mich schnellstens wieder anzuziehen und das Projekt «Kleid für die Hochzeit» zu begraben. Ich hatte schließlich eine sehr schicke schwarze Hose, die ich mit einem netten T-Shirt kombinieren könnte und …
    «Kommen Sie klar?», fragte die Verkäuferin von der anderen Seite des Vorhangs.
    «Reiß dich zusammen, Eva!», sagte ich leise. «Benimm dich wie eine erwachsene Frau. Dafür ist es höchste Zeit.» Und etwas lauter. «Einen Augenblick noch!»
    «Wenn ich mit dem Reißverschluss helfen kann, sagen Sie es bitte.»
    «Gleich!» Ich zog mir das Kleid über den Kopf und trat aus der Kabine. Die Verkäuferin schüttelte den Kopf.
    «Wir versuchen es erst einmal mit der nächstkleineren Größe», sagte sie bestimmt, und bevor ich bis drei zählen konnte, schickte sie mich mit Größe 38 in die Kabine zurück.
    «Das haut niemals hin», protestierte ich schwach.
    «Glauben Sie mir», sagte die Frau. «Ich bin vom Fach. Haben Sie vielleicht in letzter Zeit Stress gehabt und etwas abgenommen?»
    Nun, Stress hatte ich zur Genüge gehabt, und wer weiß, vielleicht war ich dünner geworden? Ich streifte das neue Kleid über und musste zugeben, dass sie recht hatte. Es passte perfekt.
    «Ein Traum!», fand auch die Verkäuferin. «Und wie sieht es mit passender Unterwäsche aus?»
    «Wie meinen Sie?» Meine Unterwäsche passte mir vorzüglich, aber irgendetwas sagte mir, dass sie darauf nicht anspielte.
    «Ein schönes Unterwäsche-Set, passend in Dunkelrot?» Sie schaute mich prüfend an. «Vielleicht sogar noch mit einem seidenen Unterrock …»
    Hilfe, wollte ich das denn überhaupt? Ich, Eva Schumann, hatte doch in einem seidenen Unterrock nichts verloren! Aber just als ich das der Verkäuferin verklickern wollte, nickte sie energisch. «Das würde das Ganze wirklich schön abrunden, Sie werden begeistert sein. Einen kleinen Moment!»
    Sie ging zu einem Telefon, das an der Wand befestigt war, und wählte eine Nummer. «Marie, hier ist Laura. Kannst du bitte kurz für mich einspringen? Ich möchte mit einer Kundin in die Lingerie. Ja. Genau. Danke!»

    Zehn Minuten später stand ich in einem raffinierten dunkelroten Spitzenhöschen und passendem BH vor dem Spiegel und musste zugeben: Die gute Frau wusste Bescheid. Es sah großartig aus!
    «Und hier haben wir noch das passende Unterkleid!» Sie reichte mir ein luftiges Nichts mit dünnen Trägern in die Kabine. Ich streifte es über und konnte mich nicht sattsehen an der neuen Eva.
    «Und? Passt es?»
    Ich schob den Vorhang ein Stückchen zur Seite und präsentierte das Ergebnis. Begeistert schlug die Verkäuferin die Hände zusammen und strahlte mich an. «Na? Was habe ich gesagt?»
    «Sie sind ein Engel», sagte ich und meinte es auch so.
    «Manchmal muss man sich einfach mal überwinden», sagte sie lächelnd. «Und in Ihrem Fall kann ich nur sagen: Tragen Sie mehr Figurbetontes. Sie können es sich leisten!»
    Ich nickte. Vielleicht war es tatsächlich an der Zeit, sich von der Kartoffelsackmode zu verabschieden.

    «Herzeigen, herzeigen!»,

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