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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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sie damit
das Zimmer selbst meinen kön nen, in dem es aussah wie in dem Labor eines
wahnsinnigen Wissenschaftlers. Die Schreibtische waren übersät mit Akten und
Dokumenten. Zwei Ventilatoren, die man in dem vergeblichen Versuch, die Hitze
etwas zu mildern, in die Fenster gestellt hatte, wirbelten alles durcheinander.
Mit Zeitschriften und Büchern vollgestopfte Regale, Gestelle mit Röhren,
Bechergläsern und Pipetten, drei Computer, Magnettafeln, Videogeräte und
Bildschirme. Isabelle konnte sich nicht vorstellen, wie irgendjemand an diesem
Ort vernünftig arbeiten sollte.
    Offensichtlich erging es
Lynley ebenso, denn er sah sich um und sagte: »Aha«, während er mit dem Mann,
den er als Simon St. James vorstellte, Blicke tauschte. Die Frau war St. James'
Frau Deborah, und Isabelle erinnerte sich daran, dass so die Fotografin hieß,
die das Foto von Jemima Hastings aufgenommen hatte. Auch St. James' Name war
ihr geläufig. Er war Rechtsmediziner und wurde schon seit Jahren sowohl von
der Verteidigung als auch von der Staatsanwaltschaft bei Mordprozessen als
forensischer Gutachter hinzugezogen. Die vertraute Art, wie die drei
miteinander umgingen, ließ erkennen, dass sie sich sehr gut kannten, und
Isabelle fragte sich, warum Lynley darauf bestanden hatte, sie Simon und
Deborah St. James vorzustellen.
    »Tja, wie du siehst«,
antwortete St. James auf Lynleys »Aha«, und sein gleichmütiger Tonfall schien
irgendeine Information über den Zustand des Raums zu vermitteln.
    Hinter all den
Arbeitsutensilien führte eine Tür in eine Dunkelkammer, aus der die
Flüssigkeit ins Zimmer gelaufen war. Fixierer, erklärte Deborah St. James,
während sie ihre Aufwischarbeit beendete. Sie habe einen ganzen Kanister davon
verschüttet. »Einen fast leeren Behälter kippt man nie um, ist euch das schon
mal aufgefallen?«
    Als sie fertig war, stand sie
auf und warf ihr Haar in den Nacken. Sie griff in die Tasche ihrer Latzhose aus
olivgrünem Knitterleinen - ein Kleidungsstück, das ihr ungeheuer schmeichelte,
während jede andere Frau darin lächerlich gewirkt hätte - und förderte eine
enorme Haarspange zutage. Sie gehörte zu der Sorte Frauen, die ihr Haar mit einer einzigen
geschickten Bewegung nehmen und zu einer modisch zerzausten Frisur binden
konnten. Sie war nicht schön, dachte Isabelle, aber sie besaß eine
Natürlichkeit, die sie äußerst attraktiv machte.
    Dass Lynley sie attraktiv
fand, versuchte er gar nicht erst zu verbergen. »Deb«, sagte er, umarmte sie
und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sie berührte mit den Fingerspitzen kurz
seinen Nacken. »Tommy«, erwiderte sie.
    St. James sah mit
undurchdringlicher Miene zu. Dann wanderte sein Blick von den beiden zu
Isabelle. »Wie kommen Sie zurecht bei der Met?«, fragte er leichthin.
    »Man hat Sie ins eiskalte
Wasser geworfen, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.«
    »Tja, besser eiskaltes Wasser
als Schlangengrube«, erwiderte Isabelle.
    »Dad macht uns ein paar
Drinks«, sagte Deborah. »Hat er Ihnen schon etwas angeboten? Hat er bestimmt.
Aber wir wollen sie nicht hier oben zu uns nehmen. Im Garten bekommen wir ein
bisschen Luft. Es sei denn...« Sie sah von Lynley zu Isabelle. »Geht's um etwas
Berufliches, Tommy?«
    »Das können wir im Garten
genauso gut besprechen wie hier.«
    »Mit mir? Oder mit Simon?«
    »Diesmal mit Simon«, sagte er,
und zu St. James: »Wenn du einen Moment Zeit hättest? Es wird nicht lange
dauern.«
    »Ich war hier sowieso fertig.«
St. James sah sich um und fügte hinzu: »Sie hatte das verrückteste
Ordnungssystem, Tommy. Ich schwöre dir, ich blicke immer noch nicht durch.«
    »Sie wollte sich dir
unentbehrlich machen.«
    »Nun, das war sie.«
    Isabelle blickte wieder von
einem zum anderen. Ein Insidergespräch, dachte sie.
    »Irgendwann wird sich alles fügen,
meinst du nicht?«, sagte Deborah, aber sie schien nicht die Akten zu meinen.
Dann lächelte sie Isabelle an und sagte: »Kommen Sie, gehen wir nach draußen.«
    Der kleine Hund hatte es sich
in einer Ecke auf einer zerfetzten Decke gemütlich gemacht, flitzte jedoch,
als er merkte, wohin es ging, brav die Treppen wieder hinunter. Im Erdgeschoss
rief Deborah: »Wir gehen in den Garten, Dad.« Joseph Cotter antwortete aus dem
Arbeitszimmer, wo das Klappern von Glas auf Metall darauf schließen ließ, dass
die Getränke auf ein Tablett gestellt wurden: »Ich bin gleich da.«
    Der Garten bestand aus einem
Rasen, einer mit Backsteinen gepflasterten Veranda,

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