George, Elizabeth
Staudenrabatten und einem
dekorativen Kirschbaum. Deborah St. James geleitete Isabelle Ardery zu einer
Sitzgruppe unter dem Baum und plauderte über das Wetter. Nachdem sie Platz
genommen hatten, wechselte sie das Thema. »Wie schlägt er sich denn?«, fragte sie
freimütig. »Wir machen uns Sorgen um ihn.«
»Eigentlich kann ich das gar
nicht beurteilen, weil ich bisher noch nie mit ihm zusammengearbeitet habe«,
antwortete Isabelle. »Er scheint aber ganz gut zurechtzukommen, soweit ich das
sagen kann. Er ist sehr liebenswürdig, nicht wahr?«
Deborah ließ sich Zeit mit der
Antwort. Ihr Blick wanderte zum Haus, als könnte sie die Männer drinnen sehen.
»Helen hat mit Simon zusammengearbeitet. Tommys Frau«, sagte sie schließlich.
»Wirklich? Das wusste ich
nicht. War sie auch Forensikerin?«
»Nein, nein. Sie war... Na ja,
sie war vor allem Helen. Sie hat ihm geholfen, wenn er sie brauchte, was
gewöhnlich drei bis vier Mal die Woche passierte. Sie fehlt ihm sehr, aber er
spricht nicht darüber.« Sie schaute Isabelle wieder an. »Vor Jahren wollten
die beiden heiraten - Simon und Helen -, aber sie haben es nicht getan. Na ja,
versteht sich«, fügte sie lächelnd hinzu, »und Helen hat schließlich Tommy
geheiratet. Keine ganz einfache Situation, nicht wahr? Erst Liebende und dann Freunde.«
Isabelle fragte nicht, warum
Lynleys Frau und Deborahs Ehemann nicht geheiratet hatten. Sie hätte es gern
getan, aber in diesem Augenblick kamen die beiden Männer aus dem Haus, in ihrem
Gefolge Joseph Cotter mit dem Getränketablett und der Haushund, der mit einem gelben
Ball in der Schnauze über den Rasen fegte und sich, genüsslich auf dem Ball
herumkauend, vor Deborahs Füße warf.
Lynley kam ohne viel Aufhebens
auf den Grund seines Besuchs in Chelsea zu sprechen. Er übergab Simon den
Briefumschlag, den er schon im Yard in der Hand gehalten hatte. Simon öffnete
ihn und nahm den Inhalt heraus. Isabelle erkannte das Foto von dem gelben Hemd
aus der Oxfamtonne.
»Was sagt dir das?«, fragte
Lynley seinen Freund.
St. James betrachtete das Foto
eine Weile schweigend. »Ich denke, es handelt sich um arterielles Blut. An den
Sprenkeln auf der Vorderseite des Hemds sieht man deutlich, dass das Blut
heftig gespritzt ist.«
»Und das bedeutet?«
»Das bedeutet, der Mörder hat
es getragen, und er stand sehr dicht vor dem Opfer, als er ihm die tödliche
Wunde beigebracht hat. Sieh dir mal die Blutspuren am Kragen an.«
»Was schließt du daraus?«
St. James dachte darüber nach,
den Blick ins Leere gerichtet. »Schon merkwürdig...«, antwortete er. »Ich würde
sagen, eine Umarmung. Andernfalls befände sich die größte Blutmenge auf dem
Ärmel, nicht auf dem Kragen und der Vorderseite des Hemds. Ich mach's dir vor.
Deborah?«
Er stand auf, was ihm nicht
leicht fiel, da er behindert war. Das war Isabelle vorher entgangen. Er trug eine
Beinschiene, was seine Bewegungen unbeholfen wirken ließ.
Seine Frau stand ebenfalls auf
und stellte sich so hin, wie St. James sie anwies. Er legte ihr den linken Arm
um die Taille und zog sie an sich. Er beugte sich vor, als wollte er sie küssen,
während er die rechte Hand hob und an ihren Hals führte. Nachdem er seine
Demonstration beendet hatte, streichelte er seiner Frau über den Kopf, wies mit
dem Kinn zum Foto und sagte zu Lynley: »Du siehst, dass der größte Teil des
Bluts sich auf der rechten Hemdbrust verteilt hat. Er ist größer, als sie es
war, aber nicht wesentlich.«
»Es gab keine Verteidigungsspuren, Simon.«
»Also muss sie ihn gut gekannt haben.«
»Demnach war sie freiwillig mit ihm dort?«
»Das würde ich behaupten.«
Isabelle sagte nichts. Sie
begriff den Zweck ihres Besuchs bei den St. James' und wusste nicht, ob sie
dankbar dafür sein sollte, dass Lynley diese Schlussfolgerungen - die er
sicherlich längst anhand des Fotos gezogen hatte - nicht vor dem versammelten
Team im Yard geäußert hatte, oder wütend darüber, dass er sich dazu
entschlossen hatte, es vor seinen Freunden zu tun. Hier würde sie sich nicht
mit ihm anlegen, und das hatte er natürlich vorausgesehen. Ihr Bild von
Matsumoto als Mörder bröckelte gewaltig. Sie musste sich etwas einfallen
lassen, und zwar schnell.
Sie rutschte auf ihrem Stuhl
hin und her. Sie nickte wissend und murmelte ihren Dank, dass sie sich Zeit
genommen hätten, sie müsse allerdings leider aufbrechen. Es gebe einiges zu
erledigen, sie müsse früh aufstehen, möglicherweise sei ein Zeuge
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