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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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hat er gesagt, wir nehmen sie mal, und du könntest sie
ja jederzeit zurückbringen, wenn sie dir nicht gefällt. Und weißt du, wo wir
sie bekommen haben?«
    »Khushi, khushi«, unterbrach Azhar sie
freundlich. »Willst du Barbara nicht hereinbitten?«
    Hadiyyah schlug sich die Hand
vor den Mund und lachte. »Ich bin so aufgeregt!« Sie trat zur Seite. »Es gibt
Zitronenlimo. Magst du welche? Wir haben nämlich was zu feiern, stimmt's, Dad?«
    »Khushi«, erwiderte Azhar
bedeutungsvoll.
    Die beiden verständigten sich
über irgendetwas Wichtiges. Offenbar waren sie in ein persönliches Gespräch
vertieft gewesen, und Barbara war mitten reingeplatzt. Hastig sagte sie: »Ich
bin dann mal wieder weg, ihr beiden. Ich wollte mich nur gleich bedanken. Das
war wirklich 'ne tolle Überraschung! Kann ich Ihnen was für die Bluse geben?«
    »Nein, ganz sicher nicht«,
sagte Azhar.
    »Die Bluse ist ein Geschenk«,
erklärte Hadiyyah. »Wir haben sie sogar in der Camden High Street gekauft,
Barbara, und nicht auf dem Stables Market oder irgendwo...«
    »Gott, nein«, sagte Barbara.
Sie bekam jetzt noch rote Ohren bei der Erinnerung an Azhars Reaktion, als sie
seine Tochter einmal leichtsinnigerweise in das Labyrinth um den Stables Market
und den Camden Lock Market mitgenommen hatte.
    »... aber wir waren im
Inverness Street Market, und es war super. Ich war zum ersten Mal da.«
    Azhar lächelte. Liebevoll
tätschelte er seiner Tochter den Kopf und sagte: »Du bist ja gar nicht mehr zu
bremsen.« Und zu Barbara: »Wollen Sie nicht zum Abendessen bleiben?«
    »Au ja, bitte, Barbara«,
drängelte Hadiyyah. »Dad macht Chicken Saag Masala, und es gibt Dal und
Fladenbrot und Pilz-Dopiasa. Eigentlich mag ich gar keine Pilze, aber so, wie
Dad sie
zubereitet, schmecken sie mir. Und außerdem kocht er noch Pilaw-Reis mit Spinat
und Möhren.«
    »Das klingt ja nach einem
richtigen Festessen«, sagte Barbara.
    »Ist es ja auch. Weil...«
Wieder schlug sie sich die Hand vor den Mund. Ihre Augen tanzten buchstäblich
über ihren Fingern. Ohne die Hand vom Mund zu nehmen, fuhr sie fort: »Hach,
ich würde so gerne mehr sagen, aber es geht nicht. Ich hab's versprochen.«
    »Dann darfst du es auch nicht
sagen«, erwiderte Barbara.
    »Aber du bist doch eine gute
Freundin. Stimmt's, Dad? Darf ich...«
    »Nein, du darfst nicht.« Azhar
lächelte Barbara an. »So, jetzt haben wir lange genug hier herumgestanden und
geredet. Barbara, wir bestehen darauf, dass Sie zum Abendessen bleiben.«
    »Es gibt ganz viel zu essen«,
bekräftigte Hadiyyah.
    »Wenn das so ist, bleibt mir
kaum etwas anderes übrig, als mich darüber herzumachen.«
    Als sie ihnen ins Haus folgte,
fühlte sie sich von einer Wärme umfangen, die nichts mit der Temperatur zu tun
hatte, die durch das Kochen nicht gerade gesunken war. Tatsächlich nahm sie die
brütende Hitze des Spätnachmittags kaum wahr. Sie spürte nur, wie ihr leichter
ums Herz wurde. Sie grübelte nicht mehr darüber nach, was in Thomas Lynley vor
sich ging, und die Mordermittlungen waren auf einmal ganz weit weg.
     
    Isabelle wunderte sich
darüber, wie sehr der Zusammenstoß mit John Stewart sie mitgenommen hatte. Sie
war den Umgang mit männlichen Kollegen seit Langem gewöhnt, aber in der Regel
kam von ihnen irgendetwas versteckt Sexistisches in Form von zweideutigen
Bemerkungen, die, falls sie sich davon getroffen fühlte, damit abgetan werden
konnten, sie sei entweder zu dünnhäutig oder habe mal wieder alles falsch
verstanden. John Stewart war ein ganz anderer Fall. Zweideutige Bemerkungen
waren nicht sein Stil. Jedenfalls nicht hinter verschlossenen Türen, wo er
keine Hemmungen zu haben brauchte, weil es - falls sie sich später auf höherer
Ebene über ihn beschweren sollte - auf Aussage gegen Aussage hinauslaufen
würde. Sie befand sich in einer Situation, in der eine Beschwerde wegen
sexueller Belästigung das Letzte war, was sie vorbringen wollte. John Stewart
war verdammt durchtrieben. Er wusste genau, dass sie sich auf dünnem Eis
bewegte. Und er machte sich ein Vergnügen daraus, sie in die Mitte des Teichs
zu schicken.
    Flüchtig fragte sie sich, wie
man so kurzsichtig sein konnte, sich mit jemandem anzulegen, der einem
womöglich demnächst vor die Nase gesetzt würde. Stewart sah das natürlich ganz
anders. Er rechnete nicht damit, dass sie den Job bekam. Und letztlich konnte
sie ihm das nicht verübeln.
    Was für ein Schlamassel,
dachte sie. Es konnte kaum noch schlimmer kommen. Gott, sie

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