George, Elizabeth
zu
vernehmen, außerdem stehe ein Treffen mit Hillier an... Sie würden das
sicherlich verstehen.
Deborah begleitete sie zur
Tür. Isabelle fragte sie, ob ihr an dem Tag, als das Foto aufgenommen wurde,
irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen sei.
Wie zu erwarten, gab Deborah
zur Antwort, das sei alles schon ein halbes Jahr her. Sie könne sich an so gut
wie gar nichts mehr erinnern, außer dass Sidney St. James - »Simons Schwester«
- bei dem Fototermin anwesend gewesen sei. »Ach ja, und Matt war auch da«,
fügte sie hinzu.
»Matt?«
»Matt Jones. Sidneys
Lebensgefährte. Er hat sie zum Friedhof gebracht und eine Zeit lang zugesehen.
Er ist aber nicht lange geblieben. Tut mir leid, das hätte ich schon früher
erwähnen sollen. An ihn hatte ich gar nicht mehr gedacht.«
Darüber dachte Isabelle nach,
während sie zu ihrem Wagen ging. Aber sie war in ihren Überlegungen noch nicht
weit gediehen, als ihr Name gerufen wurde. Sie drehte sich um und sah Lynley
den Gehweg entlangkommen. Als er zu ihr aufgeschlossen hatte, sagte sie: »Matt
Jones.«
»Wer?« Er hielt den
Briefumschlag wieder in der Hand. Als sie darauf deutete, gab er ihn ihr.
»Sidney St. James' Freund. Ihr
Lebensgefährte. Was auch immer. Deborah sagt, er war dort an jenem Tag, auf
dem Friedhof. Es war ihr entfallen.«
»Wann?« Dann begriff er. »An
dem Tag, als sie das Foto gemacht hat?«
»Genau. Was wissen wir über
ihn?«
»Bisher wissen wir nur, dass
es Hunderte Männer mit dem Namen Matthew Jones gibt. Philip ist dem
nachgegangen, aber...«
»Schon gut. Ich habe
verstanden, Thomas.« Sie seufzte. Sie hatte Haie von den Ermittlungen abgezogen
und ihn dazu verdonnert, im St.-Thomas-Krankenhaus Wache zu schieben. Falls es
also wichtige Informationen über Matt Jones gab, schlummerten sie noch irgendwo
und warteten darauf, entdeckt zu werden.
Lynleys Blick wanderte zur
Themse. »Wie wäre es mit einem Abendessen, Isabelle?«, fragte er. »Ich meine,
haben Sie Hunger? Wir könnten in einem Pub einkehren. Oder, falls es Ihnen
lieber ist - ich wohne nicht weit von hier. Aber das wissen Sie ja. Sie waren
ja schon dort.« Die Einladung schien ihn verlegen zu machen, was Isabelle -
trotz ihrer wachsenden Beunruhigung in Bezug auf die Ermittlungen - charmant
fand. Gleichzeitig war sie sich der Gefahren bewusst, die eine nähere
Bekanntschaft mit Thomas Lynley mit sich bringen würde, und diesen Gefahren
wollte sie sich nicht aussetzen.
»Ich würde mich gern mit Ihnen
über den Fall unterhalten.«
»Das ist alles?«, fragte sie
und stellte verblüfft fest, dass er errötete. Sie hatte ihn nicht so
eingeschätzt, dass ihm das leicht passierte.
»Natürlich, was sonst?«, gab
er zurück. Dann fügte er hinzu:
»Da wären aber auch noch
Hillier, die Presse, John Stewart. Die ganze Situation. Und Hampshire.«
»Was ist mit Hampshire?« Ihre
Frage kam schroff.
»Kommen Sie mit ins King's Head«, sagte er. »Wir brauchen eine
Pause.«
Sie blieben drei Stunden.
Lynley sagte sich, dass das alles nur dem vorliegenden Fall dienlich war.
Dennoch ging es bei ihrem ausgedehnten Aufenthalt im King's Head and Eight Bells um mehr als die verschiedenen
Aspekte der Ermittlungen. Es war ihm ein Anliegen, Acting Superintendent Ardery
näher kennenzulernen und sich ein anderes Bild von ihr zu machen.
Wie die meisten Menschen war
sie vorsichtig mit dem, was sie von sich preisgab, und das, was sie preisgab,
klang positiv: ein älterer Bruder, der in Neuseeland Schafe züchtete. Beide
Eltern rüstig und wohnhaft in der Nähe von Dover, wo Dad Fahrscheinverkäufer
bei einer Fährgesellschaft war und Mum Hausfrau und Mitglied im Kirchenchor.
Schulischer Werdegang an römisch-katholischen Einrichtungen, allerdings gehörte
sie heute keiner Religionsgemeinschaft mehr an. Ihr Exmann war eine
Sandkastenliebe gewesen, die sie leider sehr jung geheiratet hatte, als beide
noch zu unreif waren, um eine Ehe zu meistern.
»Ich bin nicht geschaffen für
Kompromisse«, gestand sie ein. »Ich will, was ich will, und das ist das
Problem.«
»Und was wollen Sie,
Isabelle?«, fragte er.
Sie sah ihm offen in die Augen,
bevor sie antwortete. Es war ein langer Blick, der alles von einer ganzen Reihe
von Dingen beinhalten konnte, vermutete er. Schließlich sagte sie achselzuckend:
»Ich nehme an, dass ich will, was die meisten Frauen wollen.«
Er wartete auf mehr. Aber mehr
bot sie ihm nicht an. Um sie herum schien der Lärm der Nachtschwärmer plötzlich
verstummt zu
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