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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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Teil.«
    »Und welcher Teil ist nicht
so?«
    »Ich habe Matsumoto in Covent
Garden nicht zur Rede gestellt, Chefin. Ich habe kein Wort zu dem Mann gesagt.
Ich bin ihm vielleicht zu nah gekommen, vielleicht bin ich auch... was auch
immer. Aber ich habe ihn nicht...«
    »Hatten Sie die Order, sich
ihm zu nähern? Ihm auf die Pelle zu rücken? Ich denke, nein. Sie hatten den
Auftrag, den Mann ausfindig zu machen, Bericht zu erstatten und ihn im Auge zu
behalten. Mit anderen Worten, sich von ihm fernzuhalten. Was Sie nicht getan
haben. Und wir stecken in diesem Schlamassel, weil Sie eine Entscheidung
getroffen haben, die zu treffen Ihnen nicht zustand. Genau wie jetzt. Sie
begeben sich auf der Stelle zurück ins Krankenhaus, postieren sich vor
Matsumotos Tür und bleiben dort, bis Sie eine andere Order erhalten. Habe ich
mich klar ausgedrückt?«
    Während sie mit ihm sprach,
bemerkte sie, wie Haies Kiefermuskeln sich anspannten. Als er nicht
antwortete, herrschte sie ihn an: »Inspector! Ich habe Ihnen eine Frage
gestellt«, woraufhin er schließlich erwiderte: »Wie Sie wünschen, Chefin.«
    Sie eilte zum
Krankenhauseingang, und er folgte ihr, genau so wie sie es wünschte: mehrere
Schritte hinter ihr. Wie war es möglich, dass die Detectives unter ihrem
Kommando alle ihrer eigenen Wege gehen wollten? Sie überlegte, was das über den
Führungsstil des früheren Superintendent Malcolm Webberly und dessen
Nachfolger, einschließlich Thomas Lynley, aussagte. Es wurde höchste Zeit, dass
Disziplin einkehrte, aber dass sie sie während der laufenden Ermittlungen
durchsetzen musste, trieb sie schier in den Wahnsinn. In diesem Haufen würde
gründlich aufgeräumt werden müssen. Das stand außer Frage.
    Als sie mit Haie auf den
Fersen den Krankenhauseingang erreichte, hielt neben ihnen ein Taxi. Hiro
Matsumoto stieg aus, und in seiner Begleitung war eine Frau. Zum Glück war es
nicht seine Anwältin, sondern eine Japanerin etwa in seinem Alter. Die
Schwester, schlussfolgerte Isabelle, Miyoshi Matsumoto, die Flötistin aus
Philadelphia.
    Sie lag richtig mit ihrer
Vermutung. Sie blieb stehen und bedeutete Haie mit dem Daumen, er solle ins
Krankenhaus vorausgehen. Sie wartete, bis Matsumoto das Taxi bezahlt hatte,
woraufhin er sie seiner Schwester vorstellte. Sie sei am Vorabend aus den
Vereinigten Staaten angereist, erklärte er. Sie habe Yukio noch gar nicht
gesehen. Aber man habe am Vormittag mit Yukios Ärzten gesprochen...
    »Ja«, unterbrach Isabelle ihn.
»Er ist bei Bewusstsein. Und ich muss mit ihm sprechen, Mr. Matsumoto.«
    »Nicht ohne seine Anwältin.«
Die Antwort kam von Miyoshi Matsumoto, und ihr Ton hatte nichts von dem ihres
Bruders. Offenbar hatte sie lange genug in amerikanischen Großstädten gelebt,
um zu wissen, dass Regel Nummer eins, wenn man mit der Polizei zu tun hatte,
lautete: Nicht
ohne meinen Anwalt. »Hiro, ruf auf der Stelle Mrs. Bourne an.« Und zu Isabelle
sagte sie: »Halten Sie sich zurück. Ich will Sie nicht in der Nähe meines
Bruders sehen.«
    Isabelle war sich durchaus der
Ironie bewusst, dass ihr genau das gesagt wurde, was sie selbst Philip Haie
kurz vor Yukio Matsumotos Flucht nahegelegt hatte. »Miss Matsumoto, ich
verstehe, dass Sie aufgebracht sind...«
    »Das sehen Sie absolut
richtig.«
    »... und ich bin auch der
Meinung, dass es chaotisch ist...«
    »Ach, so nennen Sie das?«
    »Aber ich möchte Sie bitten zu
verstehen...«
    »Gehen Sie mir aus den Augen.«
Miyoshi Matsumoto schritt eilig an Isabelle vorbei zur Eingangstür. »Hiro, ruf
die Anwältin an! Ruf irgendwen an! Sorg dafür, dass sie draußen bleibt!«
    Sie trat ein und ließ Isabelle
mit Hiro Matsumoto vor dem Eingang stehen. Er schaute zu Boden, die Arme über
der Brust verschränkt. »Vermitteln Sie doch bitte«, sagte Isabelle.
    Er schien ihre Bitte
abzuwägen, und Isabelle machte sich schon Hoffnungen, bis er sagte: »Das kann
ich nicht. Miyoshi empfindet dasselbe wie ich.«
    »Und was ist das?«
    Er blickte auf. Seine Augen
hinter den reflektierenden Brillengläsern wirkten untröstlich.
»Verantwortung«, erwiderte er.
    »Aber Sie trifft doch keine
Schuld.«
    »Nicht für das, was geschehen
ist«, sagte er, »sondern für das, was nicht geschehen ist.« Er nickte Isabelle
zu und betrat ebenfalls das Gebäude.
    Sie folgte ihm und schloss
nach einigen Schritten zu ihm auf. »Niemand konnte das vorhersehen«, sagte
Isabelle. »Der Kollege, den ich nach Covent Garden geschickt habe, hat mir
versichert, dass er

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