George, Elizabeth
Wenn sie das täte, würde Hillier
bemerken, dass ihre Hände zitterten. Sie versuchte, sich zu entspannen. Sie
musste Stärke zeigen und klarstellen, dass sie sich weder von
Boulevardblättern, Schlagzeilen, Anwälten, Pressekonferenzen noch von Hillier
würde einschüchtern lassen. Sie sah dem Assistant Commissioner in die Augen
und sagte: »Die Tatsache, dass Yukio Matsumoto psychisch krank ist, spielt
meiner Meinung nach keine Rolle, Sir.«
Hilliers Gesicht wurde rosa.
Isabelle fuhr fort, bevor er etwas sagen konnte. »Sein psychischer Zustand hat
keine Rolle gespielt, als er unseren Fragen aus dem Weg gehen wollte, und er
spielt auch jetzt keine Rolle.«
Hillier lief rot an. Isabelle
ließ sich nicht beirren. Sie bemühte sich um einen selbstsicheren und
beherrschten Tonfall, um zu demonstrieren, dass es sie nicht beeindruckte, ob
der Assistant Commissioner ihre Einschätzung der Lage teilte oder nicht, und
dass sie selbst davon überzeugt war, dass ihre Einschätzung der Lage von
Anfang an richtig gewesen war und auf absolut sicheren Füßen stand. »Sobald
Matsumoto zu einer Gegenüberstellung fähig ist, wird ein Zeuge aussagen, ihn
in der Nähe des Tatorts gesehen zu haben. Es handelt sich um denselben Zeugen,
mit dessen Hilfe das Fahndungsporträt angefertigt wurde, auf dem Matsumoto von
seinem Bruder erkannt wurde. Matsumoto war, wie Sie wissen, im Besitz der Mordwaffe
und trug blutverschmierte Kleidung, aber Sie wissen vielleicht noch nicht,
dass die Analyse zweier Haare, die sich an der Hand des Opfers befanden,
ergeben hat, dass diese von einem Asiaten stammen. Die DNS-Analysen werden
bestätigen, dass es sich um Matsumotos Haare handelt. Er war mit dem Opfer bekannt
- die junge Frau hatte im selben Haus gewohnt wie er -, und wir wissen, dass er
ihr nachgestellt hat. Insofern ist es, offen gesagt, nebensächlich, Sir, ob er
psychisch krank ist oder nicht. Ich habe gar nicht daran gedacht, dies bei der
Besprechung mit Ihnen und Mr. Deacon zu erwähnen, weil bei Berücksichtigung
dessen, was wir über den Mann wissen, die Tatsache, dass er psychisch krank
ist - was ihm übrigens bisher lediglich von seinem Bruder und der Anwältin
seines Bruders bescheinigt wird -, von untergeordneter Bedeutung ist. Wenn
überhaupt, ist es ein Detail, das gegen ihn spricht: Es wäre nicht das erste Mal, dass ein
psychisch Kranker, der jede medizinische Behandlung verweigert, während eines
psychotischen Schubs einen Mord begeht, und, traurig genug, sicher auch nicht
das letzte Mal.« Sie beugte sich vor und legte die Ellbogen auf Hilliers
Schreibtisch, zum Zeichen, dass sie sich ihm für ebenbürtig hielt und dass sie
beide - und weiter gefasst auch die Met - in einem Boot saßen. »Also, ich«,
fuhr sie fort, »halte Skepsis für angebracht.«
Hillier antwortete nicht
sofort. Isabelle spürte, wie ihr Herz pochte - besser gesagt: Es hämmerte. Wahrscheinlich hätte man ihren
Pulsschlag an den Schläfen ablesen können, würde sie eine andere Frisur tragen,
und wahrscheinlich war er deutlich an ihrem Hals zu sehen. Aber solange sie
nichts mehr sagte und lediglich auf seine Antwort wartete, während sie pures
Selbstvertrauen in ihre bisherigen Entscheidungen ausstrahlte... Sie musste
ihm nur in die Augen sehen, die eiskalt und gefühllos wirkten, was ihr bisher
noch nie so deutlich aufgefallen war.
»Skepsis«, wiederholte Hillier
schließlich. Sein Telefon klingelte. Er griff danach, hörte einen Augenblick
lang nur zu und sagte dann: »Sagen Sie ihm, er soll in der Leitung bleiben, ich
bin hier gleich fertig«, und zu Isabelle: »Fahren Sie fort.«
»Womit?« Sie ließ es klingen,
als sei sie davon ausgegangen, dass Hillier ihrer Argumentation gefolgt war,
und als sei sie jetzt überrascht, dass er noch Klärungsbedarf hatte.
Seine Nasenflügel bebten,
nicht so sehr vor Wut, eher als würde er Witterung aufnehmen. Als setzte er zum
Sprung auf seine Beute an. Sie sah ihn unverwandt an. »Mit Ihren Darlegungen,
Superintendent Ardery. Wie gedenken Sie, weiter zu verfahren?«
»Wir werden unsere Verwunderung
darüber zum Ausdruck bringen, dass dem psychischen Zustand einer einzelnen Person
- so bedauerlich er auch sein mag - eine größere Bedeutung beigemessen wird
als der öffentlichen Sicherheit. Die Kollegen vor Ort waren unbewaffnet. Die
fragliche Person ist aus Gründen, die sich uns noch nicht erschlossen haben, in
Panik geraten. In unserem Besitz befinden sich eindeutige Beweismittel...«
»Von denen die
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