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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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einiger Entfernung.
Barbara fand das eine gute Idee. Je weniger Leute beteiligt waren, umso
besser.
    »Wie gefällt Ihnen das
Denkmal?«, fragte Norman aus dem Mundwinkel wie ein echter Geheimagent und
betrachtete angestrengt die Skulptur. Aha, sie sollten also so tun, als wären
sie Bewunderer von Mrs. Pankhurst und ihren Genossinnen, kombinierte Barbara.
Damit hatte sie kein Problem. Langsam ging sie um das Denkmal herum, den Blick
interessiert nach oben gerichtet, während sie Norman zuraunte, was sie zu
erfahren hoffte.
    »Whiting heißt der Mann«,
schloss sie. »Zachary Whiting. Ich brauche genaue Einzelheiten. In seinen
Personalunterlagen muss es irgendetwas geben, das zwar ganz normal aussieht und
es doch nicht ist.«
    Norman nickte. Er zupfte an
seiner Nase, was Barbara zusammenzucken ließ, weil das zarte Ding ihr so
zerbrechlich erschien, und grübelte über ihre Worte nach. »Sie wollen also die
komplette Akte, richtig? Das könnte schwierig werden. Wenn ich die Infos online
schicke, hinterlasse ich Spuren.«
    »Dann müssen wir eben auf die
altertümliche Weise vorgehen«, erwiderte Barbara. »Vorsichtig und
altertümlich.«
    Norman, zweifellos ein Kind
des Computerzeitalters, sah sie verständnislos an. Seine Augen verengten sich,
während er nachdachte. »Altertümlich?«
    »Ein Fotokopierer.«
    »Aha«, sagte er. »Und wenn es
nichts zu fotokopieren gibt? Das meiste ist auf Computer gespeichert.«
    »Dann eben ein Drucker. Der
Drucker von jemand anderem. Der Computer von jemand anderem. Es gibt Wege,
Norman, und Sie müssen einen finden. Es geht um Leben und Tod. Die Leiche einer
Frau in Stoke Newington - irgendetwas ist faul...«
    »Im Staate Dänemark«,
vervollständigte Norman. »Verstehe.«
    Barbara fragte sich, wovon zum
Teufel er redete, aber der Groschen fiel gerade noch rechtzeitig, bevor sie
sich zum Narren machte und ihn fragte, was das alles mit Dänemark zu tun
hatte. »Ah. Sehr gut. Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Es kommt
darauf an, nach etwas zu suchen, das normal aussieht, aber vielleicht nicht normal ist. Dieser Typ ist in der
Hampstead Constabulary bis zum Chief Superintendent aufgestiegen. Wir werden
also kaum über ein Corpus Delicti stolpern.«
    »Irgendetwas zwischen den
Zeilen. Ja. Natürlich.«
    »Und?«, fragte Barbara.
    Er werde sehen, was er tun
könne, antwortete Norman. Ob sie nicht ein Codewort ausmachen sollten?
Vielleicht ein Zeichen? Wie er ihr mitteilen könne, dass er gute Nachrichten
für sie habe, ohne dass er bei Scotland Yard anrufen müsse? Und falls er etwas
kopieren werde, wo solle er die Kopien deponieren?
    Wohl zu viel Le Carre gelesen,
dachte Barbara. Und doch beschloss sie mitzuspielen. Die Übergabe, flüsterte
sie, werde am Geldautomaten vor Barclay's in der Victoria Street stattfinden.
Er solle sie auf dem Handy anrufen und sagen: »Sehen wir uns heute Abend,
Schätzchen?« Dann werde sie ihn dort treffen. Sie werde sich hinter ihm in die
Schlange einreihen. Er werde die Unterlagen am Geldautomaten liegen lassen,
nachdem er Geld abgehoben oder auch nur eine Abhebung vorgetäuscht habe. Dann
werde sie ebenfalls Geld abheben und die Papiere mitnehmen. Sie wusste selbst,
dass es nicht gerade das raffinierteste System war angesichts der zahlreichen
Überwachungskameras, die jede Bewegung in der Nähe von Geldautomaten
aufzeichneten, aber das ließ sich nicht ändern.
    »Also gut«, sagte Norman und
wartete darauf, dass sie ihm ihre Handynummer gab. Dann trennten sie sich.
    Barbara rief ihm nach: »Bald, Norman.«
    »Leben und Tod«, war seine
Antwort.
    Heiliger Strohsack, dachte
sie, auf was sie sich alles einlassen musste, nur um einen Mörder zu finden,
und ging zurück zum Victoria Block.
    Als sie im Besprechungsraum
eintraf, herrschte große Aufregung. Sie erfuhr, dass es mit einem Bericht zu
tun hatte, der soeben vom S07 hereingekommen war: Die Blutspritzer auf dem
gelben Hemd aus der Oxfamtonne stammten in der Tat von Jemima Hastings. Na ja,
dachte Barbara, darauf waren sie auch schon gekommen.
    Sie trat an die Magnettafeln
mit den Fotos, den handschriftlichen Notizen, den aufgelisteten Namen und den
Zeitabläufen. Seit sie aus Hampshire zurückbeordert worden war, hatte sie noch keinen gründlichen
Blick darauf werfen können, und unter anderem hing dort ein hervorragendes Foto
von dem gelben Hemd. Es könnte ihr vielleicht etwas sagen, dachte sie. Und sie
fragte sich, wie Whiting wohl in Gelb aussehen mochte.
    Aber es war nicht das

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