George, Elizabeth
Reet bei großer Hitze schwieriger sei.
Es schien sie nicht zu stören,
dass er nicht antwortete. Sie beugte sich vor, als habe etwas ihre
Aufmerksamkeit erregt. Dann sagte sie: »Ich könnte dir helfen, den Rest der
Koppel in Ordnung zu bringen, jetzt da die Pferde weg sind.«
Pferde. Er wunderte sich zum ersten
Mal über das Wort, über die Tatsache, dass sie sie als Pferde bezeichnete
anstatt als das, was sie waren, nämlich Ponys. Sie hatte sie von Anfang an als
Pferde bezeichnet, und er hatte sie kaum je korrigiert, weil... Ja, warum
eigentlich nicht?, fragte er sich. Was hatte sie ihm bedeutet, dass ihm nicht
all die Dinge aufgefallen waren, die ihm von Anfang an hätten zeigen müssen,
dass irgendetwas nicht stimmte?
»Ich würde es gern tun«, fuhr sie
fort. »Ich könnte die Bewegung brauchen, und heute habe ich sowieso nichts
vor. Die meinten, es würde noch eine Woche oder so dauern, bis das Geld käme,
vielleicht auch weniger, wenn ich Glück habe.«
»Welches Geld?«
»Für das Programm.« Sie drehte
sich um und sah ihn an. »Hast du es schon wieder vergessen? Ich habe es dir
gestern Abend erzählt. Gordon, was ist los mit dir?«
»Meinst du die westliche
Koppel?«, fragte er.
Sie wirkte verwirrt, bis sie
begriff, welchen Windungen seine Gedanken folgten. »Du meinst, ob ich dir dabei
helfen will, den Rest der westlichen Koppel in Ordnung zu bringen?«, hakte sie
nach. »Ja. Ich könnte bei dem überwucherten Teil mithelfen, wo der alte Zaun
noch steht. Wie gesagt, die Bewegung würde mir...«
»Kümmer dich nicht um die
Koppel«, sagte er schroff. »Die kann so bleiben, wie sie ist.«
Sie wirkte konsterniert. Aber
sie fing sich wieder so weit, dass sie ein Lächeln zustande brachte.
»Natürlich, Liebling. Ich wollte doch bloß...«
»Die Polizistin war hier«, sagte
er. »Die schon mal mit dem Schwarzen hier war.«
»Die Frau von Scotland Yard?«,
fragte sie. »Ich kann mich nicht mehr an ihren Namen erinnern.«
»Havers«, sagte er. Er langte
unter den Halter für Papierservietten, der auf dem Tisch stand, und zog die Visitenkarte
hervor, die DS Havers ihm dagelassen hatte.
»Was wollte sie denn?«, fragte
Gina.
»Sie wollte über
Dachdeckerwerkzeug sprechen. Vor allem über Reetnagel. Sie hat sich für
Reetnagel interessiert.«
»Und warum?«
»Vielleicht will sie ja
beruflich umsatteln.«
Sie fasste sich an den Hals.
»Du machst Witze. Gordon, Liebling, wovon redest du? Du siehst überhaupt nicht
gut aus. Kann ich irgendetwas...«
Er wartete, ob sie den Satz
beendete, aber sie tat es nicht. Ihre Worte erstarben, und sie starrte ihn nur
an, als wartete sie auf eine Eingebung. »Du kanntest sie, stimmt's?«, sagte er.
»Ich habe sie noch nie
gesehen. Woher sollte ich sie kennen?«
»Ich rede nicht von der
Polizistin«, sagte er. »Ich rede von Jemima.«
Ihre Augen weiteten sich.
»Jemima? Woher in aller Welt sollte ich denn Jemima kennen?«
»Aus London«, sagte er.
»Deshalb nennst du sie auch Pferde, nicht wahr? Du stammst gar nicht hier aus
der Gegend. Du bist nicht aus Winchester, und du kommst schon gar nicht vom
Land. Es hat mit ihrer Größe zu tun, aber woher solltest du das wissen? Du
kanntest sie aus London.«
»Gordon! Das ist Blödsinn. Hat
diese Polizistin etwa gesagt ...«
»Gezeigt.«
»Wie bitte? Was denn?«
Er erzählte ihr von den Fotos
in der Zeitschrift, den Fotos von den Leuten aus der High Society, auf denen
auch sie abgebildet war. In der National Portrait Gallery, sagte er. Da war
sie im Hintergrund zu sehen bei einer Ausstellung, auf der auch Jemimas Foto
gezeigt worden war.
Ihr ganzer Körper wurde steif.
»Das ist ausgemachter Blödsinn! Die National Portrait Gallery? Ich war da
genauso wenig, wie ich in Oz war. Wann soll ich denn da gewesen sein?«
»Am Abend der
Ausstellungseröffnung.«
»Mein Gott.« Sie schüttelte
den Kopf, ohne den Blick von ihm abzuwenden. Sie stellte ihren Orangensaft auf
die Arbeitsfläche. Das Glas knallte so heftig auf die Fliesen, dass er
glaubte, es würde zersplittern, aber es blieb heil. »Und was soll ich sonst
noch getan haben? Soll ich auch noch Jemima umgebracht haben? Glaubst du das
etwa?« Sie wartete nicht auf eine Antwort. Mit zwei Schritten war sie am Tisch.
»Gib mir diese Karte! Wie war noch ihr Name? Wo ist sie jetzt, Gordon?«
»Havers«, erwiderte er.
»Sergeant Havers. Ich weiß nicht, wohin sie gefahren ist.«
Sie riss ihm die Karte aus der
Hand und griff nach dem Telefon. Sie wählte die Nummer
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