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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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Café gehen, das so früh
schon geöffnet war. Aber noch bevor sie die High Street erreichte, bog Gina
erneut ab und überquerte den Fluss, und eine Schrecksekunde lang war sich
Meredith sicher, dass Gina Dickens vorhatte, die Fähre zur Isle of Wight zu
nehmen, um zu fliehen und unterzutauchen.
    Aber auch diesmal war Meredith
im Irrtum, obgleich erleichtert. Gina fuhr in die entgegengesetzte Richtung.
Als sie das andere Flussufer erreicht hatte, hielt sie sich nach Norden. Schon
kurz darauf war sie auf dem Weg zum Hatchet Pond.
    Meredith ließ sich
zurückfallen, um ungesehen zu bleiben. Sie fürchtete jedoch, Gina an der
Kreuzung direkt hinter dem Hatchet Pond zu verlieren, und schaute angestrengt
durch die Windschutzscheibe, froh darüber, dass das grelle Sonnenlicht von den
Chromverzierungen an Ginas Wagen reflektiert wurde, die sie lotsten.
    Als der Weiher vor ihr auftauchte,
überlegte Meredith, ob Gina Dickens sich dort vielleicht mit jemandem treffen
wollte, so wie sie sich vor ein paar Tagen mit ihr getroffen hatte. Doch Gina fuhr
immer weiter, wandte sich nach Osten Richtung Beaulieu mit seinen georgianisch
roten Ziegelgebäuden, aber anstatt in das Dorf hineinzufahren, schlug sie an
der Dreieckskreuzung oberhalb des Hatchet Pond den Weg nach Nordwesten ein,
und nach weniger als drei Kilometern bog sie in die North Lane ab.
    Bingo, dachte Meredith. In der
North Lane gab es jede Menge Orte, wo man sich treffen konnte. Zwar war Gina
einen unglaublichen Umweg gefahren, um hierher zu gelangen, aber es ließ sich
nicht leugnen, dass die Wälder und Koppeln hier genau die Abgeschiedenheit
boten, die jemand wie Gina - die auf jeden Fall irgendetwas im Schilde führte,
dachte Meredith - verständlicherweise suchte.
    Die North Lane folgte dem
Beaulieu River, der zur Linken zwischen den Bäumen aus dem Sichtfeld
verschwand, und wieder ließ Meredith sich zurückfallen. In dieser Gegend
kannte sie sich gut aus, denn von hier gelangte man zum Marchwood Bypass, der
sie nach Cadnam brachte, wo sie wohnte. Und als Gina sie direkt zu dieser
Umgehungsstraße führte, anstatt irgendwo an der North Lane anzuhalten,
fürchtete Meredith schon, dass Gina sie entdeckt hatte und jetzt nach Cadnam
fahren, vor dem Haus ihrer Eltern parken, aussteigen und seelenruhig abwarten
würde, bis Meredith mit hochrotem Kopf ebenfalls dort eintraf.
    Aber wieder lag sie falsch.
Gina fuhr tatsächlich nach Cadnam, aber auch hier parkte sie nirgendwo, sondern
hielt sich Richtung Lyndhurst. Meredith dachte flüchtig an das Mad Hatter Tea Rooms und Gina Dickens'
Pensionszimmer, aber es ergab überhaupt keinen Sinn, dass Gina auf solchen
Umwegen nach Lyndhurst gefahren war. Sie waren jetzt seit einer Stunde unterwegs.
Das konnte eigentlich nur bedeuten, dass Gina sie an der Nase herumführte.
    Und so wunderte es Meredith
auch nicht, als Gina noch weiter nach Süden fuhr, durch Brockenhurst und
weiter Richtung Sway. Sway war natürlich nicht ihr Ziel, das hatte Meredith bereits
begriffen, bevor sie dieses Dorf ansteuerten. Ginas Fahrt endete schließlich
auf Gordon Jossies Grundstück, dem Ausgangspunkt ihrer Spritztour, die keinem
anderen Zweck gedient hatte, als Zeit und Sprit zu vergeuden.
    Meredith fluchte: weil sie
eine Idiotin war, weil sie ihren Job aufs Spiel setzte und weil sie bestimmt
gesehen worden war. Denn Gina musste sie einfach gesehen haben, sonst wäre sie
nicht so völlig sinnlos durch die Landschaft gekurvt. Sie verfluchte Gina
dafür, dass sie so ungemein gerissen war, dass Meredith ihr einfach nicht
beikam - was wahrscheinlich für fast jeden galt.
    Trotzdem blieb sie noch,
anstatt ihre Niederlage einzugestehen, auf schnellstem Weg nach Ringwood zu
düsen und Mr. Hudson eine plausible Erklärung für ihr erneutes Zuspätkommen zu
unterbreiten.
    Sie parkte wieder rückwärts an
der Stelle ein, von wo aus sie vorher schon Gordon Jossies Haus beobachtet
hatte, und versuchte, sich zu erinnern, was ihr während Ginas Kurverei durch
den New Forest durch den Kopf gegangen war. Eben erst war sie zu dem Schluss
gekommen, dass Gina Zeit und Sprit vergeudet hatte. Jetzt fiel ihr auf, dass
an dieser simplen Schlussfolgerung etwas dran war, und dieses Etwas war das
Vergeuden von Zeit. Zeit totschlagen war: der Ausdruck, den sie suchte.
Falls Gina Dickens sie nicht bemerkt hatte, war es dann nicht denkbar, dass
genau das der Zweck ihrer Übung gewesen war?
    Als Meredith diese Möglichkeit
erwog und die Gründe dafür, war der

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