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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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und wartete auf das
Freizeichen. Schließlich sagte sie: »Spricht da Sergeant Havers?... Danke...
Bitte bestätigen Sie das gegenüber Gordon Jossie, Sergeant.« Sie hielt ihm das
Telefon hin. »Ich möchte, dass du siehst, dass ich sie anrufe, Gordon, und
nicht jemand anderen.«
    Er nahm den Hörer und sagte:
»Sergeant...«
    Mit ihrer unverwechselbaren
Londoner Arbeiterklassenstimme sagte sie: »Zum Teufel, wissen Sie eigentlich,
wie spät... Was ist los? Ist da Gina Dickens? Sie sollten mich anrufen, sobald
sie nach Hause kommt, Mr. Jossie.«
    Gordon gab den Hörer zurück,
woraufhin Gina neckisch fragte: »Zufrieden, Liebling?«, und dann ins Telefon:
»Sergeant Havers, wo sind Sie? In Sway? Danke. Bitte warten Sie dort auf mich.
Ich werde in einer halben Stunde dort sein, in Ordnung?... Nein, nein. Bitte
nicht. Ich komme zu Ihnen. Ich möchte dieses Zeitschriftenfoto sehen, das Sie
Gordon gezeigt haben... In dem Hotel gibt es einen Speisesaal, nicht wahr? Wir treffen
uns dort.«
    Sie legte auf, dann drehte sie
sich zu ihm um. Sie sah ihn an, wie man ein angefahrenes Tier betrachtet.
»Wirklich unglaublich.«
    Sein Mund war trocken. »Was?«
    »Dass du nicht mal auf die
Idee gekommen bist, dass es jemand sein könnte, der mir nur ähnlich sieht,
Gordon. Was für ein erbärmliches Paar sind wir beide doch geworden.«
     
    Nach einer Nacht, in der ihr
Michele Daughertys Mitteilung den Schlaf geraubt hatte, hatte Meredith Powell
das Haus ihrer Eltern in Cadnam verlassen, nachdem sie ihrer Mutter auf einen
Zettel geschrieben hatte, sie sei schon früher als sonst nach Ringwood
gefahren, weil ein Haufen Arbeit auf sie warte. Nach Mr. Hudsons Standpauke war
sich Meredith bewusst, dass sie sich keinen weiteren Ausrutscher erlauben
konnte, ohne ihren Job zu gefährden, aber sie wusste ebenfalls, dass sie
keinerlei kreative Energie dafür aufbringen würde, wenn es ihr nicht gelänge,
das Rätsel Gina Dickens zu lösen. Also hatte sie es um fünf Uhr am Morgen
aufgegeben, noch Schlaf zu finden, und beschlossen, zu Gordon Jossie zu fahren.
    Sie suchte sich eine Stelle in
der Nähe der Straße, wo sie parken konnte, eine zerfurchte Einfahrt zum Acker
eines Bauern, und setzte den Wagen rückwärts hinein. Von hier aus konnte sie
Gordons Haus im Auge behalten, während sie selbst hinter einer Hecke am Rand
von Jossies Grundstück vor Blicken geschützt war.
    Sie ließ sich alles durch den
Kopf gehen, was Gina Dickens ihr erzählt hatte, seit sie sich kannten.
Allerdings waren das so viele Informationen, dass es fast unmöglich war, den
Überblick zu behalten. Genau das war vermutlich von Anfang an Ginas Absicht
gewesen. Je mehr Einzelheiten sie ihr um die Ohren haute, umso schwerer würde
es Meredith fallen, die Wahrheit herauszufiltern. Allerdings hatte Gina nicht
damit gerechnet, dass Meredith Michele Daugherty anheuern würde, damit die das
Filtern für sie erledigte.
    Die Entwicklung der Dinge, da
war Meredith sich inzwischen ganz sicher, ließ nur noch einen Schluss zu,
nämlich dass sie alle drei unter einer Decke steckten: Chief Superintendent
Whiting, Gina Dickens und Gordon Jossie. Sie wusste zwar nicht, wie das
Zusammenspiel zwischen den dreien vonstattenging, aber sie war davon überzeugt,
dass sie alle eine Rolle gespielt hatten bei dem, was Jemima zugestoßen war.
    Um kurz nach sieben bog Ginas
leuchtend roter Mini Cooper auf die Straße ein. Sie fuhr in Richtung Mount
Pleasant und danach in Richtung Southampton Road. Meredith ließ einen
Augenblick verstreichen, dann folgte sie ihr. Zwar gab es hier so wenige
Straßen, dass sie sie wahrscheinlich nicht verlieren würde, aber sie wollte
nicht riskieren, gesehen zu werden.
    Gina fuhr gemächlich, ihr Haar
leuchtete in der Sonne, weil sie wie immer das Verdeck geöffnet hatte. Sie fuhr
wie jemand, der einen Ausflug aufs Land macht, den rechten Arm im offenen
Fenster, wenn sie sich nicht gerade mit der Hand durch die windzerzausten Haare
fuhr. Sie folgte den engen Nebenstraßen von Mount Pleasant, hupte vor Kurven
als Warnung für entgegenkommende Autos, und als sie schließlich die
Southampton Road erreichte, bog sie in Richtung Lymington ab.
    Wäre es später am Tag gewesen,
hätte Meredith angenommen, Gina sei zu einem Einkaufsbummel aufgebrochen. Als
sie am Kreisverkehr in die Marsh Lane einbog, dachte Meredith einen Moment
lang, sie wollte sich tatsächlich die frühe Stunde zunutze machen, ihr Auto in
der Nähe der High Street parken und vielleicht in ein

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