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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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goldigen
Wesen ähnlich, mein Liebes», antwortete Lady Denny und blinzelte ziemlich
schnell, «aber ich weiß sehr gut, daß er sich dir gegenüber höchst unschicklich
benommen haben muß, abgesehen davon, daß er Lord Damerel ärgerte, worüber ich
schon beim bloßen Gedanken entsetzt bin!»
    «Nun, das hat er bestimmt nicht
getan, dessen bin ich ganz sicher!» erklärte Venetia.
    «Das hat Lord Damerel Sir John auch
gesagt», sagte Ihre Gnaden unvermindert düster. «Sir John hat ihn unlängst
zufällig getroffen und fragte ihn auf den Kopf zu, ob ihm Oswald Ärger
verursacht habe, und er antwortete sofort, überhaupt nicht, was Sir John überzeugte,
daß es leider doch nur zu wahr gewesen sein muß.»
    Venetia mußte unwillkürlich darüber
lachen, versicherte aber ihrer alten Freundin, daß Oswald Lord Damerel eher erheitert
als verärgert habe. Lady Denny bemerkte einigermaßen unwillig, es sei wenig
tröstlich zu wissen, daß sich der einzige Sohn lächerlich mache. Aber etwas
Trost schien sie doch zu gewinnen, denn sie strengte sich entschlossen an,
ihre Niedergeschlagenheit zu überwinden, und verlangte von Venetia einen
Bericht über die Ereignisse in Undershaw. Freilich ließ sie sich von der
komischen Seite nicht täuschen, die Venetia sorgfältig herausarbeitete,
sondern rückte mit ihrer Meinung über Mrs. Scorriers Verhalten ungewohnt
offenherzig heraus und beschwor Venetia, sollte diese Kreatur beleidigend
werden, unverzüglich ihre Koffer zu packen und sofort nach Ebbersley zu
übersiedeln.
    «Natürlich werde ich Lady Lanyon
einen Brautbesuch machen», sagte sie würdevoll. «Bitte, meine Liebe, übermittle
ihr meine Empfehlungen und erkläre ihr, daß ich gegenwärtig wegen der Krankheitsfälle
in meinem Haus verhindert bin, mir das Vergnügen ihrer Bekanntschaft zu
verschaffen. Würdest du es glauben, Venetia? – gerade heute hat sogar die
Köchin einen Ausschlag bekommen!»
    In dieser Katastrophenstimmung
trennten sie sich. Aber erst nachdem Lady Denny Venetia zum Abschied
nachgewinkt hatte, erkannte sie, daß ihre bedrückenden eigenen Kümmernisse
jeden Gedanken an Venetias unglückliches tendre für Damerel verdrängt
hatten. Sie erinnerte sich nun, daß der strahlende Ausdruck des lieblichen
Gesichts verschwunden war, und obwohl ihr die Ursache leid tat, konnte sie nur
hoffen, daß die Betörung, die das Mädchen hatte erglühen lassen, ebenso kurz
wie heftig gewesen war. Sosehr sie wünschte, Venetias gegenwärtiges
Unglücklichsein zu erleichtern, hätte sie das Wissen entsetzt, daß nur die
Gegenwart dieses gefährlichen Wüstlings in der Gegend Venetia instand setzte,
ihre Prüfung mit lächelnder Stärke zu ertragen.
    Wenn Venetia mit ihm beisammen war,
schrumpften selbst die höchst erbitternden Ärgernisse zu einer Kleinigkeit
zusammen. Wenn sie ihm Mrs. Scorriers neueste Attacke auf ihre Stellung erzählte,
erkannte sie sofort, wie komisch das war. Sie fand es ebenso natürlich, sich
ihm anzuvertrauen wie Aubrey, und in ihrer gegenwärtigen Lage sogar viel
weniger gefährlich, denn Aubrey war reif zum Mord. Damerel zu bitten war
ebensowenig nötig wie Aubrey, nicht zu verraten, was immer sie ihm erzählte,
noch ihm zu erklären, was hinter einer schlecht formulierten Äußerung lag.
    Eines Spätnachmittags fand Damerel
sie allein in der Bibliothek an Aubreys Schreibtisch sitzen. Sie schrieb nicht,
sondern saß nur da, die Hände lagen fest verschlungen auf der Tischplatte, und
sie starrte sie mit gerunzelten Brauen tief versunken an. Zuerst merkte sie
gar nicht, daß sich die Tür öffnete, so versponnen war sie in ihre Träumerei,
aber nach einigen Augenblicken schaute sie auf, als hätte sie den prüfenden
Blick, der auf sie gerichtet war, gespürt, und als sie Damerel auf der Schwelle
erblickte, stieß sie einen überraschten Ruf aus, ihre Stirn glättete sich und
ein Lächeln erhellte ihre Augen. Sie hatte ihn nicht erwartet, denn im
allgemeinen kam er nur vormittags nach Undershaw, und sie sagte daher, als sie
aufstand und auf ihn zuging: «Sie, mein lieber Freund! Ach, ich bin ja so
froh, Sie zu sehen! Ich habe Gespenster gesehen und brauche Sie so sehr, damit
wir sie miteinander weglachen! Was führt Sie zu uns? Ich habe Sie heute nicht
erwartet, denn ich erinnere mich, daß Sie mir sagten, Sie würden mit
geschäftlichen Angelegenheiten beschäftigt sein!»
    Er zeigte keine Neigung zu lachen,
sondern antwortete ziemlich rauh: «Sie sind es, was mich herführt! Was ist

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