Georgette Heyer
los,
mein liebes Entzücken?»
Sie seufzte ganz leicht, schüttelte
aber den Kopf und schaute lächelnd zu ihm auf. «Vielleicht nur
eine leichte nervöse Gereiztheit. Lassen wir's! Jetzt ist es schon besser.»
«Ich lasse es aber nicht.» Er hatte
ihre beiden Hände festgehalten, ließ aber eine los und strich ihr mit einem
Finger leicht über die Stirn. «Sie dürfen die Stirn nicht runzeln, Venetia!
Jedenfalls nicht in meiner Anwesenheit.»
«Schön, ich werde es nicht mehr
tun!» sagte sie gehorsam. «Streichen Sie es weg – Dummer?»
«Ich wollte, ich könnte es! Was ist
denn geschehen, daß Sie Gespenster sehen?»
«Nichts, was der Mühe wert wäre,
Ihnen erzählt zu werden, oder zumindest etwas so Banales, daß es todlangweilig
ist! Ein Kampf der Königinnen mit Mrs. Gurnard, dem ich in bebendem Entsetzen
entfloh; Ursache des Streites eine Beschwerde über das Wäschermädchen.
Vollkommen gerecht, vermutlich, aber das elende Mädchen ist niemand Geringerer
als Mrs. Gurnards Nichte!»
«Ein Treffen homerischer Größe. Sie hätten
doch dabeibleiben sollen, um eine Hymne darüber zu verfassen. Aber das hat
Ihnen nicht die Falten auf die Stirn gebracht.»
«Nein. Wenn ich Falten gezogen habe,
war es in dem Bemühen, zu entscheiden, was ich am besten tun soll. Wissen Sie,
ich glaube nicht, daß wir, Aubrey und ich, imstande sind, bis Dezember hierzubleiben,
und es scheint wenig Hoffnung zu bestehen, daß Conway schon früher frei ist,
um heimzukommen.»
«Ich habe nie daran geglaubt, daß
ihr beide das durchhaltet. Erzählen Sie mir, zu welchem Ergebnis Sie mit Ihren
Erwägungen gekommen sind.» Er führte sie zum Sofa, während er das sagte, und
setzte sich neben sie.
«Zu keinem, leider! Sowie ich mir
irgendeinen Plan ausdenke, schon erheben Einwände ihr häßliches Haupt, und ich
sitze wieder in der Tinte. Würden Sie mir netterweise einen Rat geben? Sie geben
mir immer so gute Ratschläge, lieber Freund!»
«Wenn das stimmt, bin ich die
verkörperte Widerlegung von Dr. Johnsons Maxime, daß ein Beispiel immer viel
wirksamer ist als ein Rezept», sagte er. «Worin besteht Ihr Problem? Ich will
mein Bestes versuchen!»
«Es ist nur das Problem, wohin
gehen, sollte ich mich dazu entschließen – wobei zu bedenken ist, daß Aubrey
mit mir gehen wird und gleichzeitig nicht aus Mr. Appersetts Unterricht entfernt
werden darf. Ich habe immer gesagt, wenn Conway heiratet, dann würde ich ein
eigenes Haus führen, und hätte er sich in der üblichen Art verlobt, würde ich
unverzüglich meine Vorbereitungen getroffen haben, so daß ich Undershaw hätte
verlassen können, bevor er noch seine Frau hergebracht hatte. Die sehr wenigen
Freunde, die ich habe, wußten von meiner Absicht und hätten sich nicht darüber
gewundert. Aber so wie sich die Dinge
herausstellen, hat sich der Fall geändert – oder es scheint mir zumindest so.
Was meinen Sie dazu?»
«Ich stimme zu, daß sich der Fall
geändert hat, in dem einen Punkt nämlich, als man, falls Sie Undershaw vor der
Heimkehr Ihres Bruders verlassen, allgemein
annehmen würde, Sie seien von Ihrem Heim vertrieben worden, da es ja weithin
bekannt sein dürfte, daß er die Leitung seiner Besitzungen Ihnen anvertraut
hat. Und diese Annahme wäre die reine Wahrheit.»
«Genau das ist es. Und gerade das
macht es mir unmöglich, ein Haus in diesem Distrikt zu mieten.»
«Stimmt – falls Sie meinen, Sie sind
es Ihrem Bruder schuldig, den Schein zu wahren – auf den er persönlich
allerdings nicht viel Wert zu legen scheint!»
«Mein lieber Freund, das fällt mir
erst gar nicht ein, verziehen Sie daher Ihren Mund nicht so verächtlich über
mich!»
«Nicht über
Sie, Dummköpfchen!»
«Über Conway? Ach so ...! Die
Wahrheit ist, daß ich ihm nichts schuldig bin.»
«Im
Gegenteil!»
«Nicht einmal das, falls Sie meinen,
daß er mir etwas schuldet. Ich habe den Auftrag, den er mir aufgehalst hat,
übernommen, weil mir das selbst sehr in den Kram
paßte. Wenn ich nicht an Aubrey hätte denken müssen, dann hätte ich es nicht
getan, genausowenig wie ich auch nur einen Tag länger hiergeblieben wäre, sowie
ich großjährig wurde.»
«Dann also wollen Sie den
unbescholtenen Namen Lanyon schützen?» erkundigte er sich.
«Quatsch! Nein, im Ernst, Damerel! Sie müssen doch
wissen, daß ich mich keinen Deut um unbescholtene Namen schere – wie das mein
Vergnügen an ausgerechnet. Ihrer Gesellschaft bezeugt! Meine Skrupel gelten
Charlotte. Aubrey nennt sie <
Weitere Kostenlose Bücher