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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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den
größten Teil ihrer Zeit entweder damit, Mrs. Scorriers Befehle zu unterstützen,
oder mit dem hoffnungslosen Versuch, erbitterte Gegner zu versöhnen.
    Die Situation wurde für Mrs.
Scorrier durch Nurse noch unleidlicher gemacht, denn diese kümmerte sich
überhaupt nicht um sie, gewann hingegen rapid einen höchst unerwünschten
Einfluß auf Charlotte. Darin half ihr unbewußt die erhabene Miss Trossell, die
von der Yorkshire-Landschaft und dem Mangel an adeliger Gesellschaft in
Undershaw einen derart ungünstigen Eindruck empfing, daß sie vierundzwanzig
Stunden nach ihrer Ankunft erklärte, sie sei nicht imstande, die Härten des
Landlebens zu ertragen, und die unmißverständliche Andeutung hinzufügte, sie
sei unter falschem Vorwand ins Yorkshire gelockt worden. In ihrem Tonfall lag
gerade soviel Frechheit, daß Mrs. Scorrier wütend wurde, und nach einer
stürmischen Szene reiste Miss Trossell auf der Stelle ab. Sie wurde in dem
entwürdigenden Gig nach York gefahren, und die Versicherung von Nurse, ihr
Verlust würde nicht gespürt werden, trug nur dazu bei, ihre Abreise zu
beschleunigen.
    Ein Verlust war es wirklich nicht,
denn Charlotte waren die Aufmerksamkeiten Nurses bei weitem lieber, von der
sie zwar gescholten und tyrannisiert wurde, die aber warm an ihrem Wohlergehen
interessiert war, genau wußte, was sie für sie tun konnte, wenn sich Charlotte
zappelig fühlte, und die Stunden damit verbrachte, von Conway zu sprechen oder
die Zukunft von Conways Sohn mit ihr zu diskutieren. Charlotte war nie so
glücklich, wie wenn sie in ihrem Zimmer lag, Nurse mit einer Näherei beim
Kamin, und die Tür gegen Eindringlinge verschlossen. Nurse verschwendete keine
Sympathien und kein Mitgefühl an nervöse Zweifel noch Anfälle von Depression.
Sie sagte: «Jetzt aber Schluß mit dem Unsinn, Mylady!» und: «Setzen Sie schön
Ihr Vertrauen in den Allmächtigen, Mylady, und tun Sie, was Nurse sagt, dann
brauchen Sie überhaupt nicht nervös zu sein.»
Aber Nurse grub auch Conways Taufkleid aus und alle seine Häubchen und
Röckchen, die Aubreys Kinderzeit überlebt hatten, und machte gemütlich Pläne
für das Neutapezieren der Kinderzimmer. Sie sagte Charlotte, sie solle sich
auch nicht über die erschreckende Säuglingsschwester aufregen, die sich Mrs.
Scorrier schon in London hatte kommen lassen, weil sie, Nurse, von einer sehr
anständigen Person wußte, «die in York lebte», und was den Geburtshelfer
betraf, so wolle sie kein Gerede mehr über irgendwelche Dr. Knightons – wer
immer das sein mochte – hören, weil Dr. Cornworthy, ebenfalls aus York,
genauso vielen Babies in die Welt geholfen hatte wie jeder großartige Londoner
Geburtshelfer, und sehr wahrscheinlich noch mehr; und jedenfalls würde Ihre
Gnaden wohl Nurse zutrauen, daß sie wisse, was das Beste für sie war, und solle
sich lieber eifrig damit beschäftigen, ein Häubchen für den Erben zu sticken.
    Unter dieser stählenden Behandlung
lebte Charlotte auf, nur um durch den nervösen Druck wieder zurückgeworfen zu
werden, den ihre Mama auf sie ausübte, entschlossen, die Oberhand über Venetia
zu gewinnen. Charlotte lebte in einer krankhaften Angst vor einer Szene, wie
sie sie am meisten fürchtete. Und nach einem Abend mehr als üblicher Spannung
mußte Nurse sie scheltend von einem Anfall leichter Hysterie erlösen. Diese
Episode führte Nurse dazu, Mrs. Scorrier streng zur Ordnung zu rufen; und da
ihre Moralpredigt auch die Information enthielt, daß ein Stück trocken Brot
und Ruhe besser als ein Haus voller Opfer und Zank sei, überraschte es kaum,
daß alles in einem hitzigen Scharmützel endete. Mrs. Scorrier, die ohnehin
schon auf Nurses Einfluß auf Charlotte eifersüchtig war, sagte ihr mit einem
mehr drohenden als liebenswürdigen Lächeln, es würde ihr äußerst leid tun,
falls sie ihrer Tochter empfehlen müßte, sie, Nurse, von Undershaw wegzuschikken.
Sie beabsichtigte zwar nicht wirklich, einen solchen Versuch zu machen, denn
sie wußte sehr wohl, daß alte und treue Dienstboten nicht entlassen werden
konnten, wie irritierend auch immer sie sich benahmen. Sie äußerte die Drohung
nur in der Hoffnung, Nurse einzuschüchtern, aber die einzige Wirkung war die,
Nurse eine Gelegenheit zu liefern, sie in die Kenntnis einer Tatsache zu
setzen, die es ihr fast unmöglich machte, Venetia nachher selbst mit auch nur
dem Anschein von Höflichkeit zu begegnen.
    «Na, ich möchte eigentlich meinen,
Sie sollten das lassen, Ma'am!»

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