Georgette Heyer
und erwiderte: «Natürlich k-kann ich das
nicht. Ich habe meine G-Geldbörse nicht bei mir.»
«Oh, mein
Gott», murmelte Mr. Tarleton. «Jetzt sind wir aber in einer Patsche!»
«Ich
wollte, ich wäre tot», erwiderte Hero.
«Nein,
nein, sagen Sie das nicht. Himmel, welche Verwirrung! Aber wie hätte ich
vermuten können – mein liebes Kind, Sie können unmöglich hier sitzenbleiben.
Bitte, steigen Sie aus und treten Sie in den Gasthof ein. Ich weiß wirklich
nicht, wo mir der Kopf steht!» Er stieg die Wagenstufen hinan, die ein
Stallbursche hilfsbereit herabgelassen hatte, kaum hatte er aber die Tür der Kutsche
geöffnet, als ihm der Mops das weitere Eindringen in das Gefährt aufs heftigste
streitig machte. Er wich zurück, während er ausrief: «Du lieber Gott, was hat
Sie veranlaßt, dieses abscheuliche Geschöpf mitzubringen?»
«Daran sind
doch Sie schuld», sagte Hero hinter den Falten ihres Taschentuchs. Sie
schneuzte sich verächtlich. «Ich wollte ihn doch nicht mitnehmen, und, oh, ich
dachte mir, es sähe S-Sherry g-ganz ä-ähnlich, ihn h-hinter mir in den Wagen zu
werfen.»
«Bitte,
fangen Sie nicht wieder zu weinen an», beschwor sie der gepeinigte Mr.
Tarleton. «Wir werden im Nu das ganze Stallpersonal um uns versammelt haben.
Treten Sie bloß in den Gasthof ein, und ich werde alles andre in Ordnung
bringen.»
«Niemand
kann alles in Ordnung bringen, denn ich bin unwiderruflich ruiniert», erklärte
Hero. «Mein Gatte sollte heute zum Dinner k-kommen – und ich werde nicht da
sein, und er wird nie – nie mehr mit m-mir sprechen. Und wenn er erfährt, in
welche entsetzliche Klemme Sie mich gebracht haben, dann wird alles noch viel,
viel schlimmer werden.»
Mr.
Tarleton ergriff ihre Hand, um ihr aus der Kutsche zu helfen. «Er wird es nicht
erfahren. Wir werden uns eine Geschichte ausdenken, die ihn völlig
zufriedenstellen wird. Aber wer – warum – nein, kommen Sie in den Gasthof, wo
wir uns unter vier Augen unterhalten können. Und was dich betrifft, Bursche,
so mußt du warten! Geh ins Schankzimmer und laß dir auf meine Kosten einen
Schnaps geben. Hier hast du eine Krone – aber halte gefälligst den Mund!»
Der Kutscher
steckte das Trinkgeld ein, warnte jedoch seinen Fahrgast, keinen Versuch zu
machen, ihm mit dem Fuhrlohn durchzugehen. Mr. Tarleton fragte hierauf kurz
angebunden, wie er sich vorstelle, etwas Derartiges in seiner gegenwärtigen
pekuniären Lage bewerkstelligen zu können, und führte Hero in den Gasthof.
Hier befahl er dem Wirt gebieterisch, Mylady in einen Privatsalon zu führen.
Nachdem dies geschehen war und ihn der Wirt wieder in dem völlig verödeten
Gastzimmer aufgesucht hatte, erklärte er mit so viel Sicherheit, als er
aufzubringen vermochte, daß man ihm sowohl seine Brieftasche als auch seine
Börse gestohlen habe. Der Wirt war zwar höflich, aber doch merklich
skeptisch, so daß Mr. Tarleton hochmütig erklärte: «Hier ist meine Karte,
Bursche!» Fast unmittelbar darauf war er aber gezwungen, sich zu korrigieren.
«Nein, verflucht, die sind ja mit allem andern ebenfalls dahin. Mein Name ist
Tarleton – aus Frensham Hall, in der Nähe von Swainswick. Sie werden davon wohl
schon gehört haben. Ich begleite eine – eine befreundete Dame nach Wells –
wenigstens beabsichtige ich es, der Zufall will es jedoch, daß sie entdeckte,
in Bath ein äußerst wichtiges – hm – Paket vergessen zu haben, so daß wir uns
gezwungen sehen, so rasch wie irgend möglich wieder zurückzufahren. Tun Sie
mir den Gefallen, den Postkutscher zu bezahlen – oder nein! Noch besser, lassen
Sie seine Pferde von einem Ihrer eigenen Kutscher oder Stallburschen mit einem
leeren Wagen zurückbringen, während mein Kutscher uns mit einem frischen Gespann
nach Bath zurückbringt. Ihr beide könnt auf diese Weise sicher sein, euer Geld
zu erhalten. Inzwischen ...»
Der Wirt,
der nachgedacht hatte, unterbrach ihn an dieser Stelle. «Euer Gnaden, bitte um
Entschuldigung, aber wie kommt es, daß Sie, wenn Sie auf Frensham Hall leben,
in einer Mietskutsche nach Wells reisen?»
«Was hat
das mit Ihnen zu tun, Bursche!» rief Mr. Tarleton, dem das Blut, zu seinem
Ärger, zu Kopf gestiegen war.
«Sir, ich
weiß nicht, was es mit mir zu tun hat, aber ich dachte mir, daß es doch sehr
eigenartig ist, wenn ein Gentleman, der nach Wells reisen will, nicht in
seiner eigenen Equipage fährt – ah, hm – und außerdem zu einer günstigeren
Tageszeit. Möchte Sie nicht beleidigen, Sir,
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