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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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aber Sie werden verstehen!»
    «Man kennt
mich in Bath sehr gut», sagte Mr. Tarleton steif. «Ja, und man kennt mich im
Old Down Inn ebenfalls. Sie können sich also Gewißheit verschaffen, indem Sie
jemanden hinschicken, um nachzufragen, ob ein Mr. Tarleton nicht stets bei
ihnen die Pferde gewechselt hat.»
    «Ja, wenn
ich einen meiner Burschen aber eineinhalb Meilen weit die Straße hinaufschicke,
um Erkundigungen einzuziehen, wer bürgt mir dafür, daß Sie dieser Mr.
Tarleton sind?» erwiderte der Wirt. «Und wenn Sie in Bath so gut bekannt sind,
wie kommt es, daß der Postkutscher Euer Gnaden nicht zu kennen scheint? Das
ist es, was ich gerne wissen möchte.»
    Mr.
Tarleton hatte die größte Mühe, sich zu beherrschen. Nach einem kurzen, aber
heftigen inneren Kampf gelang es ihm, die wütenden Worte, die ihm auf die Lippen
traten, zu unterdrücken. Nach einer höchst aufreibenden Auseinandersetzung ließ
sich der Wirt sogar überreden, ihm ein Paar frische Pferde vor die Kutsche zu
spannen und den Postkutscher, der ihn aus Bath hergebracht hatte, dazu zu
bewegen, ihn wieder dorthin zurückzufahren, sobald er sich etwas gestärkt
hatte, worauf er, wie der Wirt ihm versicherte, bestimmt bestehen werde. Mr.
Tarleton lieferte ihm dann seine goldene Uhr und seinen Siegelring als Pfand
aus, bestellte Kaffee, der sogleich in den Salon geschickt werden solle, und
beeilte sich, Hero aufzusuchen.
    Als er
eintrat, saß Hero beim Kamin, hielt den Mops in den Armen und bot ein Bild des
Jammers. Sie warf ihm, als er das Zimmer betrat, einen so vorwurfsvollen Blick
zu, daß er unwillkürlich ausrief: «Wie konnte ich denn das ahnen? Ich dachte,
Ihnen eine Freude zu bereiten! Und als Sie mich küßten – du guter Gott, hat es
je einen so abscheulichen Wirrwarr gegeben?»
    «Niemals,
niemals», sagte Hero eifrig und rückhaltlos. «Ich kann mir nicht vorstellen,
wie Sie dazu kamen, anzunehmen, daß ich mit Ihnen durchbrennen wollte! Und
überdies noch mit diesem abscheulichen kleinen Hund!»
    «Aber,
meine Liebe, Sie mußten in den vergangenen Wochen doch bestimmt bemerkt haben,
daß ich bis über die Ohren in Sie verliebt bin:»
    Ihr Gesicht
zeigte ihm deutlich, daß sie sich dieser Tatsache durchaus nicht bewußt gewesen
war. «In mich verliebt? Aber Sie könnten doch mein – ich meine – ich meine ...»
    «Nein, das
könnte ich nicht», sagte er verstimmt. «Ich könnte nicht Ihr Vater sein, wenn
Sie das sagen wollten. Aber wie kommt es, daß Sie unter dem Namen einer Miss
Wantage bei Lady Saltash leben? Wer ist Ihr Gatte? Kenne ich ihn? Ist er jetzt
in Bath?»
    «Ja. O ja.
Er kam hierher, um mich zu suchen, weil wir einen entsetzlichen Streit
miteinander hatten und ich ihm davongelaufen war. Aber das wußte ich nicht und
dachte, er wäre wegen Miss Milborne gekommen, und deshalb – oh, er darf nie
erfahren, was sich heute abend abgespielt hat. Das ist viel, viel ärger als
alle Verlegenheiten, in denen ich schon war!»
    «Du guter
Gott», sagte Mr. Tarleton verständnislos. «Aber wer ist es denn?» Ein
abscheulicher Gedanke dämmerte ihm auf; er sah mit schrecklicher Vorahnung zu
Hero hinüber und fragte: «Doch nicht – ich hoffe aufrichtig – doch nicht der
wilde junge Gentleman aus der Trinkhalle?»
    «Er ist
nicht wild», erwiderte Hero und errötete unwillig. «Er ist der liebste und
beste Mensch der Welt! Es war nur, weil er sich geärgert hat, daß ich mit Ihnen
fortfuhr. Wenn ich bedenke, daß er Lord Wrotham nur deshalb gefordert hat,
weil er mich ein einziges Mal küßte, dann fürchte ich, wird er in einer noch
weit schlimmeren Laune sein, wenn ihm das zu Ohren kommt. Oh, ich hoffe so
sehr, daß es einen Ausweg gibt, damit er es nicht erfährt.»
    «Das hoffe
ich in der Tat auch», sagte Mr. Tarleton aufrichtig. «Um mit Ihnen, meine
Liebe, ganz ehrlich zu sein, muß ich gestehen, meine Knie schlagen bereits
derart zusammen, daß ich nur staunen kann, wieso Sie es nicht hören!»
    Darüber
mußte sie denn doch lachen, sie verfiel aber fast unmittelbar darauf wieder in
Schwermut. «Ach, lassen wir das. Was muß er sich denken, wenn er um sieben Uhr
niemanden am Camden Place vorfindet! Oh,
begreifen Sie denn nicht, daß er annehmen muß, ich will ihn nicht sehen! Er
wird so verletzt und wütend sein, ach, wie kann ich ihm je erklären, daß es
nicht meine Schuld war? Ich bin restlos verzweifelt!»
    «Lassen Sie
mich nachdenken», bat Mr. Tarleton, setzte sich an den Tisch und stützte seinen
Kopf in die

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