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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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Ausrede ziemlich kläglich vorgebracht! Er ist
ein armer Teufel.»
    «Dann ist sie vielleicht
weggeblieben, weil sie mich nicht mag», sagte die Witwe kleinlaut.
    «Aber gar nicht! Sei bloß nicht
albern, Fanny! Als brächte es auch nur ein einziger Mensch zusammen, dich nicht
leiden zu können! Ich jedenfalls bin ihr äußerst dankbar, daß sie in Sussex
geblieben ist. Wann immer wir zusammentreffen, gibt es eine Reiberei, und
obwohl ich sie für das rüdeste Frauenzimmer halte, das existiert, gebe ich zu,
daß sie allerhand ertragen mußte, als ich meine erste Saison unter ihrem Dach
verbrachte. Armes Weib! Sie hielt zwei passende Partien für mich parat, und mir
gefielen beide nicht. Ich konnte mich in ihren Augen erst rehabilitieren, als
ich dumm genug war, mich mit Ivo Rotherham zu verloben, und verdarb es mir dann
endgültig, als ich mit jener abscheulichsten Episode meines Lebens Schluß
machte!»
    «Wie schrecklich das für dich
gewesen sein muß! Einen Monat vor der Hochzeit!»
    «Aber nicht im geringsten! Wir
stritten noch großartiger denn je, und es machte mir ein ausgesprochenes
Vergnügen, die Verlobung zu lösen. Du mußt doch zugeben, daß es eine Leistung
war, den gräßlichen Marquis sitzenzulassen!»
    «Ich hätte so etwas nie gewagt. Sein
Benehmen ist so – so äußerst unverbindlich, und er schaut einen an, als
verachte er einen; das stürzt mich immer in Verwirrung, sosehr ich mich bemühe,
diese Torheit zu unterdrücken.»
    «Ein abscheulicher Mensch!»
    «O still, Serena! So kannst du nicht
immer gedacht haben!»
    Ihre Stieftochter warf ihr einen
prüfenden Blick zu. «Hast du eine deiner romantischen Anwandlungen? Gänschen!
Ich habe mich mit Ivo verlobt, weil ich dachte, es wäre ganz schön, eine
Marchioness zu werden, weil Papa die Verbindung stiftete, weil ich Ivo schon
immer kannte, weil wir in einigen Dingen den gleichen Geschmack haben, weil oh,
weil es eine Menge ausgezeichneter Gründe gab! Oder zumindest schienen sie es
zu sein, bis ich entdeckte, daß er unerträglich ist.»
    «Ich wundere mich
wirklich nicht, daß du ihn nicht lieben konntest, aber bist du nie – bist du
nie jemandem begegnet, für den du eine – eine ausgesprochene Zuneigung
empfunden hast, Serena?» sagte Fanny und schaute sie fragend an.
    «O doch! Hebt mich das nun in deiner
Achtung?» antwortete Serena lächelnd. «Ich bildete mir ein, sehr verliebt zu
sein, als ich neunzehn Jahre alt war. Ein ausgesprochen schöner Mensch, und so
einnehmende Manieren! Du wärst vor Entzücken außer dir gewesen! Leider,
leider war er nicht reich, und Papa wollte die Verbindung nicht dulden. Ich
glaube, ich habe eine Woche lang geheult – aber so genau kann ich das nach so
langer Zeit nicht mehr sagen.»
    «Oh, jetzt machst du dich lustig!»
sagte Fanny vorwurfsvoll.
    «Auf meine Ehre, nein! Ich hatte ihn
wirklich sehr gern, aber ich habe ihn seit sechs Jahren nicht mehr gesehen,
meine Liebe, und so traurig es klingt, Papa hatte sehr recht, als er mir
versicherte, ich würde schon über die Enttäuschung hinwegkommen.»
    Die Witwe sah drein, als hielte sie
das wirklich für sehr traurig. «Wer war es denn, Serena – wenn es dir nichts
ausmacht, es mir zu sagen?»
    «Aber gar nicht! Er hieß Hector
Kirkby.»
    «Und du hast ihn nie wiedergesehen?»
    «Nie wieder! Aber er war Soldat, und
sein Regiment wurde damals gerade nach Portugal abkommandiert, so daß das kein
Wunder ist.»
    «Aber jetzt, da der Krieg aus ist ...»
    «Fanny, du bist unverbesserlich!»
rief Serena aus, und in ihrem Gesicht malte sich liebevoller Spott. «Jetzt, da
der Krieg aus ist, bin ich kein junges Ding mehr, und Hector – wenn er
überhaupt lebt, was ich aufrichtig hoffe – ist aller Wahrscheinlichkeit nach
verheiratet und Vater einer hoffnungsvollen Kinderschar, und es dürfte ihm
sehr schwerfallen, sich auch nur an meinen Namen zu erinnern!»
    «O nein! Du hast ihn doch auch nicht
vergessen!»
    «Stimmt, nein», gab Serena zu, «aber
aufrichtig gesagt, ich habe seit Jahren nicht mehr an ihn gedacht, bis du mich
jetzt an ihn erinnert hast! Ich fürchte, ich bin ja doch ein kaltherziges
Frauenzimmer!»
    Fanny hatte es erlebt, daß Serena
mit verschiedenen ernst zu nehmenden Bewerbern geflirtet und sie dann hatte
abblitzen lassen, und war fast geneigt zu glauben, daß sie wirklich kaltherzig
war. Aber niemand konnte dieses schöne Gesicht sehen – mit dem bezaubernden,
eigenwilligen Mund, den glänzenden Augen, die unter schweren,

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