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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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vor deinen
Unzulänglichkeiten verschloß! Er tat mir leid, aber gleichzeitig verachtete
ich ihn, weil er gerade das, was am bewundernswertesten an dir ist, am
wenigsten mochte! Ich jedenfalls werde keine Koppelgatter für dich öffnen, mein
Mädchen! Du wirst jedes Hindernis nehmen, das ich nehme, und wir werden Kopf an
Kopf darüberspringen!» Er spürte die Antwort an dem Beben, das sie durchlief,
lachte und küßte sie wieder. «Von mir aus kannst du die ganze Grafschaft auf
den Kopf stellen, wenn du willst, aber mich einfach überrennen, das wirst du
nicht, und wenn wir vom ersten Hahnenschrei bis zum Sonnenuntergang miteinander
kämpfen!»
    «Ivo, Ivo!» flüsterte sie und barg
ihr Gesicht an seiner Schulter. Sie schien mit sich zu kämpfen, schaute endlich
auf und sagte: «Ich kann nicht – ich darf doch nicht! Es ist zu niederträchtig,
und oh, was würde Papa zu mir sagen, wenn ich mich nicht wie ein Gentleman
benehme? Ivo, ich bin doch Hectors Traum!»
    «Das ist ein Traum, aus dem er
aufgewacht ist, glaub mir!» sagte er trocken. «Himmel, Serena, was für ein
kluger Narr du bist! Erzähl mir keinen Schwulst, oder ich schüttle dich, bis du
zur Vernunft kommst! Hast du denn wirklich nicht gesehen, was sich unter deiner
Nase abgespielt hat? Deine Jugendhebe will ja gar nicht dein Gatte werden! Er
hofft zu Gott, daß er dein Stiefvater wird!»
    Sie starrte ihn unter
zusammengezogenen Brauen an; dann begann sie zu lachen. Er küßte sie wieder,
hörte ein leises Geräusch und schaute über ihren Kopf hinweg zur Tür. Major
Kirkby, der leise das Zimmer betreten hatte, stand, die Hand auf der
Türklinke, da und beobachtete sie.
    «Ich bitte dich nicht um Entschuldigung,
Kirkby», sagte Rotherham. «Ich hole mir nur mein Eigentum zurück.»
    Serena entzog sich seinen Armen und
ging mit ausgestreckter Hand auf den Major zu: «Hector, vergib! Ich habe dich
so schändlich behandelt! Ich glaube, ich bin das wetterwendischste
Frauenzimmer unter Gottes Sonne!»
    Er nahm ihre Hände und küßte sie.
«Nicht so wetterwendisch wie ich! Und auch kein so krasser Narr! Mein Schatz,
ich wünsche dir aus ganzem Herzen Glück! Du bist ein noch großartigeres
Geschöpf, als ich es je erträumt habe.»
    Sie lächelte. «Nur bin ich nicht
dein Schatz. Und du bist der gütigste und beste Mann, aber nicht meine große
Liebe!»
    Er hielt noch immer ihre Hände, war
ziemlich rot und schaute reumütig drein. «Da ist etwas – ich weiß nicht, wie
ich es dir sagen soll! Ich muß dir schlimmer als ein Narr erscheinen!»
    «Ich habe es ihr schon gesagt»,
unterbrach ihn Rotherham. «Es ist nicht erst nötig, dir Glück zu wünschen: ihr
werdet beide äußerst glücklich werden!» Er streckte seine Hand aus, drückte dem
Major fest die Rechte und sagte mit seinem spöttischen Lächeln: «Gibst du
endlich zu, daß ich recht hatte, als ich Spenborough vor sieben Jahren sagte,
du und Serena würdet nie zusammenpassen? Als ich dich wiedersah, in diesem
Hause, kam ich her, bereit, dich aus ganzem Herzen nicht leiden zu können – der
Abend endete für mich damit, daß du mir von Herzen leid getan hast! Du bist
viel zu gut für ein so zänkisches Weib, Kirkby!»
    «Das schaut dir ähnlich – und wie
dir das ähnlich schaut!» sagte Serena. Sie blickte zur Tür. «Fanny! Oh, dumme
Fanny, warum hast du mir nicht schon vor Wochen gesagt, ich soll Hector aus
meinen Klauen lassen? Meine Liebe, ihr beide seid doch füreinander geschaffen!»
    «Oh, Serena, ich komme mir wie eine
Verräterin vor!» sagte Fanny, und die Augen liefen ihr über.
    «Nein, warum denn? Ich fürchte, du
wirst schockiert sein, meine Liebe, aber ich heirate den gräßlichen Marquis
doch!»
    «Hector sagte, es würde so
ausgehen», sagte Fanny seufzend. «Ich hoffe ja so, daß du glücklich wirst,
Liebste!»
    «Aber überzeugt sind Sie nicht
davon, Lady Spenborough?»
    Sie lief rosig an. «O nein, nein.
Das heißt, ja. Nur, es kam mir immer so vor, daß ihr einander gründlich
verabscheut!»
    «Sehr scharfsinnig von Ihnen!»
    Sie hatte ja nie gewußt, wie sie
sich zu seinen abrupten, unverständlichen Bemerkungen verhalten sollte, die
sie immer nervös machten. Sie sagte schnell: «Ich freue mich ja so, daß ihr
eure Differenzen geschlichtet habt! Mylord wäre so
glücklich darüber gewesen!» Sie sah, daß es in Serenas Gesicht zuckte, und
fügte sofort hinzu: «Nur, wie schrecklich peinlich das für euch wird! Wie
werdet ihr es anzeigen? Ihr wißt ja, man wird euch

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