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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
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Tränen versiegten, und heilige Scheu spiegelte sich auf ihrem
Antlitz. «Oh, Jeremy!» rief sie.
    Cardross
wandte den Kopf. «Einer solchen Liebe bist du gar nicht würdig, Letty.»
    «Nein»,
sagte sie hilflos. «Das weiß ich – aber, ach, ich wünschte so sehr, ich wäre
es!»
    Er lächelte
seltsam. «Nun, ich glaube, es besteht doch noch eine gewisse Hoffnung für
dich. Allandale, ich meine, es wird am besten sein, wenn Sie sie heiraten.»
    Einige
Augenblicke schien es, als könnte keiner der beiden Beteiligten glauben,
richtig gehört zu haben. Letty fand die Sprache zuerst wieder. «Giles – meinst
du jetzt? Bevor er abreist?»
    «Ja, das
meine ich.»
    «Oh, mein
geliebter Bruder, wie gut du bist!» rief Letty, sprang vom Sofa auf und warf
sich ihm an die Brust. «Bitte verzeih mir, daß ich dir so abscheuliche Dinge
sagte. Ich hab es nicht so gemeint. Oh, wie glücklich bin ich! Jeremy, ich
verspreche dir, nie etwas zu tun, was dir mißfällt.»
    «Sir»,
sagte Mr. Allandale, «ich weiß nicht, wie ich Ihnen mein Gefühl der
Dankbarkeit für Ihre Großmut ausdrücken soll, die ...»
    «Dann
versuchen Sie es auch nicht», sagte Cardross. «Sie sind ein sehr
achtungswürdiger junger Mann, ich hätte Sie aber bei weitem lieber, wenn Sie
sich Ihrer blühenden Satzperiode enthalten könnten. Ich schicke Sie jetzt weg.
Aber Sie können mich, wenn es Ihnen zusagt, morgen gegen Mittag aufsuchen,
damit wir uns über die Einzelheiten des Ehevertrages einigen können. Letty, du
darfst ihn bis zur Haustür begleiten. Wenn du ihm gute Nacht gesagt hast,
begibst du dich schnurstracks zu Bett.»
    «Um zehn
Uhr ins Bett?» sagte sie, keineswegs erfreut.
    «Ja. Um
zehn Uhr ins Bett. Wenn du nach einem Tag hemmungsloser Leidenschaftsausbrüche
nicht erschöpft bist, solltest du es wenigstens sein. Widersprich nicht! Meine
Geduld würde dem nicht standhalten.»
    «Du
solltest wirklich zu Bett gehen, mein Liebes», drängte auch Nell. «Du bist
völlig erschöpft. Ich werde zu dir hinaufkommen und ...»
    «Nein, das
wirst du nicht», unterbrach sie Cardross.
    Eingeschüchtert
durch diese Anzeichen einer ebenso kühlen wie radikalen Autorität, zogen sich
die beiden Liebenden behutsam zurück. Nell zeigte ihrem Gatten ein lachendes
Gesicht. «Nein, wahrhaftig, Giles!» wendete sie ein.
    Er zog sie
vom Sofa auf, hielt sie ein wenig von sich entfernt und sah ihr mit leuchtenden
Augen lächelnd ins Gesicht. «Ja, wahrhaftig, Giles!» gab er zurück. «Was
dachtest du, wie lange ich noch warten würde, um dich für mich allein zu
haben?»
    Sie
antwortete nicht, errötete leicht und begegnete seinem Blick schüchtern, aber
klar und aufrichtig.
    «Ich habe
dir so viel zu sagen, Nell – und Gott verzeih mir, so viel zurückzunehmen. Mein
Liebling, ich wünschte, ich hätte mir eher die Zunge abgeschnitten, als ...»
    «Nein, es
ist nichts zurückzunehmen, denn du sagtest diese Dinge nicht zu mir»,
unterbrach sie ihn. «Sie kränkten mich nur ganz wenig – wenigstens nicht so
sehr, wie ich vielleicht verdient hätte. Denn ich fürchte, ich war sehr verschwenderisch
– und hinterlistig und sehr, sehr dumm.»
    «Und vor
allem sehr, sehr dumm», stimmte er zu und verwandelte ihre Worte in eine
Liebkosung. «Es scheint, Madam, ich war Ihnen gegenüber zu leichtgläubig. Das
soll künftighin nicht mehr vorkommen. Du glaubtest also, ich bat nur aus dem
Grund um deine Hand, weil ich eine Frau wollte und weil ich an dir nichts
besonders Abschreckendes fand, was? Nell, wie konntest du nur eine solche Gans
sein!»
    Sie
errötete noch tiefer und senkte den Kopf. «Mama sagte ... daß du sehr
aufmerksam bist ... und daß du mich ganz gerne siehst ... aber sie warnte mich
davor, mich ja nicht an dich zu klammern, oder ... oder den Anschein zu
erwecken, als bemerkte ich, daß du ... vielleicht ... ein < anderes
Interesse > hast.»
    «Ich bin
deiner Mama äußerst verpflichtet! Und schien es dir so, als hätte ich ein < anderes Interesse > ?»
    «Nein. Aber
ich wußte es», sagte sie schlicht. «Als ich Letty kennenlernte, sagte sie mir,
ich sei viel hübscher als deine Mätresse.»
    «Darin hat
sie recht. Aber ich wäre wahrhaftig froh, wenn ich bestimmt wüßte, daß ihr
Allandale regelmäßig einmal in der Woche eine Tracht Prügel verabfolgt. Ich
fürchte aber, er wird's nicht tun. Die Dame, deren liebenswürdiger Gesellschaft
ich mich einige Jahre erfreuen durfte, hätte dich nie zu beunruhigen brauchen.
Wir schieden weder mit Bedauern noch

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