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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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Waldo!»
    Das war
zwar zutreffend, aber nebensächlich, wie sie ihrem Sohn erklärte. Sie empfand
tatsächlich große Zuneigung für Waldo, aber weder diese noch die Dankbarkeit,
die sie für sein oft bewiesenes Wohlwollen gegenüber Julian empfand, konnten
sie hindern, bei dem Gedanken an sein enormes Vermögen ein Unbehagen zu
empfinden. Und bei der Nachricht, daß dieses Vermögen noch um das Erbe Cousin
Josephs vergrößert werde, verwandelte sich ihre Zuneigung für einige Minuten in
Abscheu.
    Nun sagte
sie verdrießlich: «Ich kann nicht begreifen, was den unangenehmen alten Mann
dazu bewogen hat, dich zu seinem Erben zu machen!»
    «Es ist
auch nicht zu begreifen», sagte Sir Waldo freundlich.
    «Ich glaube
nicht, daß du ihn je gesehen hast!»
    «Niemals!»
    «Ich muß
sagen», meinte George, «das ist eine sonderbare Sache. Man sollte meinen – nun,
wie immer es ist, keiner von uns hatte den geringsten Anspruch, und es war das
gute Recht des alten Knaben, seinen Erben selbst zu bestimmen.»
    Laurence Calver,
der lässig in einer Sofaecke lehnte und mißgelaunt mit seinem zierlichen
Monokel spielte, so daß es hin und her baumelte, schnellte hoch und sagte böse:
«Du hattest keinen Anspruch, oder Waldo oder Lindeth! Aber ich bin ein
Calver! Ich halte das für verdammenswert!»
    «Schon
möglich», sagte seine Tante scharf, «aber ich muß dich bitten, in meiner
Gegenwart deine Worte besser zu wählen.»
    Er wurde
rot, murmelte eine Entschuldigung, aber die Rüge verringerte nicht seinen
Zorn. Er brach in ein unzusammenhängendes Lamento aus, verbreitete sich
stotternd in weithergeholten, wirklichen und eingebildeten Beweisen schlechter
Behandlung und Bosheiten, die er von Joseph Calver erfahren hatte, und
verdächtigte Waldo Hawkridge der Falschheit.
    George
Wingham unterbrach die peinliche Stille, die diesem Ausbruch folgte.
    Laurences
häßliche Kritik an Sir Waldo brachte Lord Lindeth' Augen zum Funkeln, doch er
biß die Lippen zusammen. Laurence war immer eifersüchtig auf Waldo gewesen, daß
wußte jeder; es war amüsant, seine Versuche zu beobachten, Waldo in den
Schatten zu stellen. Er war einige Jahre jünger als Waldo, und die Natur hatte
ihm keinen der Vorzüge gewährt, mit denen sie den Unvergleichlichen überschüttete.
Er zeichnete sich in keiner der Sportarten aus, die Waldo seinen Spitznamen
gegeben hatten. Seit kurzem spielte er den Dandy, gab die sportliche Kleidung
der Korinthier auf und folgte den Modetorheiten, die unter den jungen Gecken
üblich waren. Julian, der drei Jahre jünger war als er, fand, daß Laurence in
solcher Verkleidung lächerlich wirke. Instinktiv blickte er zu Waldo hinüber.
Für ihn war Sir Waldo eine Persönlichkeit, mit der gesehen zu werden eine Ehre
bedeutete, der große Cousin, der ihn reiten, kutschieren, schießen, fischen und
boxen gelehrt hatte, ein Born der Weisheit und die sicherste Zuflucht. Waldo
hatte ihm sogar sein Geheimnis verraten, die gestärkte Halsbinde geschmackvoll
zu legen – nicht nach dem mathematisch ausgerichteten oder orientalischen
Muster, sondern nach einer nur ihm eigenen Fasson, die so unaufdringlich war,
wie sie erlesen wirkte.
    Laurence
täte gut daran, den ruhigen Geschmack von Waldos Kleidung nachzuahmen, dachte
Julian, ohne zu bedenken, daß die einfachen, engen Jacken, die Waldo so
wunderbar paßten, nur von Männern mit blendender Figur vorteilhaft getragen
werden konnten. Weniger Glückliche, die sich modisch kleiden wollten, mußten
eine mehr fließende Fasson wählen, mit Einlagen, um abfallende Schultern zu
verkleiden, und riesigen, zurückgebogenen Rockaufschlägen, um die schmale
Brust breiter erscheinen zu lassen.
    Er blickte
wieder auf Laurence, die Lippen weniger gekräuselt als fest zusammengepreßt, um
jede Erwiderung zu unterdrücken; er wußte, Waldo hätte es nicht gerne gehört.
    Mit der
Ungerechtigkeit des Schicksals hadernd, redete Laurence sich immer mehr in
Hitze und wurde immer ausführlicher in seinen Anschuldigungen. Ein Fremder, der
ihm zugehört hätte, mußte meinen, daß Waldos Reichtum auf seine Kosten ging.
    Julian
dachte unwillig: Gewiß, Waldo hat ihn immer schäbig behandelt. Ob es aber
Waldo nun paßte oder nicht, er konnte sich das nicht mehr ruhig anhören. Doch
noch ehe er sprechen konnte, hatte sich George eingemischt und sagte streng:
«Nimm dich in acht! Wenn jemand Grund hat, Waldo dankbar zu sein, dann bist du
es, du junger Grünschnabel!»
    «Oh,
George, sei kein Narr!» bat Sir

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