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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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erwiderte Hugh. «Außer – Saint-Vire, wollen Sie mit mir trinken? Und
Sie, meine Herren?»
    «Danke,
Davenant», sagte der Graf. «Sie haben keinen Durst, Lavoulère?»
    «Im
Augenblick nicht. Oh, wenn Sie alle trinken müssen, dann meinetwegen ich
auch!»
    «Léon, hole
uns bitte Burgunder!»
    «Ja,
M'sieur», erwiderte Léon, sich verbeugend. Er begann am Ganzen Vergnügen zu
finden. Während seines Botenganges blickte er verständnisinnig um sich. Als er
zurückkehrte, bewies er, daß die Lektion an Avons Tisch nicht vergeblich war,
und präsentierte das Silbertablett als erstem Saint-Vire.
    Der Graf
wandte sich um, ergriff die Karaffe, schenkte langsam ein Glas voll und reichte
es Davenant. Die Augen auf Léons Gesicht geheftet, schenkte er ein zweites
voll. Des starren Blickes gewahr, sah Léon freimütig
Saint-Vire an. Der Graf hielt die Karaffe geneigt, goß aber längere Zeit nichts
ein.
    «Wie heißt
du, Junge?»
    «Léon,
M'sieur.»
    Saint-Vire
lächelte. «Nur Léon, sonst nichts?»
    Léon schüttelte
den Lockenkopf.
    «Je ne
sais plus rien, M'sieur.»
    «So
unwissend bist du?» Saint-Vire fuhr in seiner Tätigkeit fort. Als er das letzte
Glas ergriff, sprach er weiter: «Mich dünkt, du bist noch nicht lange bei
Monsieur le Duc?»
    «Nein,
M'sieur. Wie M'sieur sagen.» Léon erhob sich und blickte zu Davenant hinüber.
«M'sieur?»
    «Das ist
alles, Léon, danke.»
    «Du hast
ihn also brauchen können, Hugh? Nun, war es nicht weise von mir, ihn
hierherzubringen? Ihr Diener, Lavoulère.»
    Die sanfte
Stimme schreckte Saint-Vire auf, und seine Hand erbebte so sehr, daß er ein
Tröpfchen verschüttete. Avon stand neben ihm, das Lorgnon ans Auge gehoben.
    «Ein
richtiges Prinzlein von einem Pagen», lächelte Lavoulère. «Wie ist Ihr Glück
heute abend, Justin?»
    «Ermüdend»,
seufzte der Herzog. «Seit einer Woche ist es mir unmöglich zu verlieren. Aus
dem träumerischen Ausdruck auf Hughs Zügen schließe ich, daß bei ihm dem nicht
so ist.» Er stellte sich hinter Hughs Sessel und legte ihm seine Hand auf die
Schulter. «Vielleicht, lieber Hugh, bringe ich dir ein bißchen Glück.»
    «Bis jetzt
habe ich noch nie derlei durch dich erfahren», erwiderte Davenant. Er setzte
sein leeres Glas ab. «Spielen wir weiter?»
    «Unbedingt»,
nickte Saint-Vire. «Wir beide sitzen in einer Pechsträhne, Davenant.»
    «Die uns
noch mehr Pech bringen wird», bemerkte Hugh, das Kartenpäckchen mischend.
«Erinnern Sie mich, Lavoulère, daß ich Sie künftighin nur als Partner dulde.»
Er teilte die Karten und sprach währenddessen leise auf englisch mit dem
Herzog. «Schicke das Kind hinunter, Alastair. Du brauchst es ja nicht.»
    «Ich bin
Wachs in deinen Händen», erwiderte Seine Gnaden. «Er hat seinen Dienst getan.
Léon, erwarte mich in der Halle.» Er streckte die Hand aus, um Hughs Karten
aufzunehmen. «Du lieber Gott!» Mit diesen Worten legte er sie wieder nieder
und sah eine Weile schweigend dem Spiel zu.
    Nach dem
Ende der Runde sprach ihn Lavoulère an.
    «Wo ist Ihr
Bruder, Alastair? Dieser charmante Junge! Er ist total verrückt!»
    «Ja, es ist
beklagenswert. Rupert dürfte jetzt entweder im Gewahrsam eines englischen
Büttels schmachten, oder er schmarotzt bei meinem unseligen Schwager.»
    Bei Milady
Fannys Gatten, nicht wahr? Edward
Marling, n'est-ce pas?
    Sie haben
nur diesen einen Bruder und diese eine Schwester?»
    «Sie sind
mehr als genug», sagte Seine Gnaden.
    Lavoulère
lachte.
    «Voyons, Ihre Familie ist
amüsant! Herrscht denn da gar keine gegenseitige
Liebe?»
    «Sehr
wenig.»
    «Und doch
hörte ich, daß Sie die beiden aufzogen.»
    «Kann mich
nicht daran erinnern», sagte Justin.
    «Aber Justin,
als deine Mutter starb, nahmst du doch die Zügel in die Hand!»
begehrte Davenant auf.
    «Nur ganz
leicht, mein Lieber. Nur so viel, um den beiden ein bißchen Angst vor
mir einzujagen, nicht mehr.»
    «Lady Fanny
hat dich sehr gern.»
    «Gelegentlich
gewiß», räumte Justin gelassen ein.
    «Ach,
Milady Fanny!» Lavoulère küßte seine Fingerspitzen. «Man vergesse
nicht, wie ravissante sie ist!»
    «Und man
vergesse nicht, daß Hugh gewinnt», näselte Seine Gnaden. «Meine
Glückwünsche, Davenant.» Er rückte leicht zur Seite, so daß er Saint-Vire
ins Gesicht blicken konnte. «Wie geht es Madame, Ihrer reizenden
Gattin, lieber Comte?»
    «Danke,
gut, M'sieur.»
    «Und dem
Vicomte, Ihrem reizenden Sohn?»
    «Ebenfalls.»
    «Er weilt
heute nicht hier, glaube ich?» Avon hob das Lorgnon

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