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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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rief Rupert. «Du pflegtest genauso zu
sein, Justin. Was ist über dich gekommen?»
    Léonie
wandte sich ihm triumphierend zu.
    «Ich sagte
dir doch, Rupert, daß er sich geändert hat, und du lachtest nur dazu!
Ich habe ihn noch nie so unangenehm gesehen.»
    «Gott, da
sieht man, daß du noch nicht lang an seiner Seite gelebt hast!»
sagte Rupert kühn.
    Seine
Gnaden trat vom Fenster weg.
    «Ihr seid
ein recht ungezogenes Paar», sagte er. «Léonie, du hast mir früher mehr
Respekt entgegengebracht.»
    Sie sah
seine Augen lächeln und zwinkerte ihm zu.
    «Monseigneur,
da war ich ein Page, und Sie hätten mich gezüchtigt.
    Nun aber
bin ich eine Dame.»
    «Und meinst
du nicht, daß ich dich noch immer züchtigen könnte, Kind?»
    «Das würde
ihr schon was ausmachen!» kicherte Rupert.
    «Und wie
mir das etwas ausmachen würde!» fuhr ihn Léonie an.
    «Ich bin
traurig, wenn Monseigneur bloß die Stirn runzelt!»
    «Gott
bewahr uns!» Rupert schloß die Augen.
    «Es fehlt
nur wenig», sagte Seine Gnaden, «und du wirst heute nicht aufstehen,
mein Sohn.»
    «Oje, du
hast die Oberhand!» seufzte Rupert. «Ich bin schon still.»
    Er änderte
seine Lage und zuckte leicht zusammen.
    Der Herzog
beugte sich über ihn, um ihm die Kissen zu richten.
    «Ich bin
nicht überzeugt, daß du überhaupt heute aufstehen wirst», sagte er.
«Ist's jetzt besser, Junge?»
    «Ach ja –
ich spüre kaum mehr etwas», log Rupert. «Verdammt noch mal, Justin, ich mag
nicht mehr länger im Bett liegen! Auf diese Art werden wir nie nach Paris
aufbrechen!»
    «Wir werden
warten, bis du dich wohl fühlst», sagte Avon.
    «Äußerst
entgegenkommend von dir», lächelte Rupert.
    «Du hast
gegenüber Monseigneur nicht frech zu werden, Rupert», sagte Léonie streng.
    «Ich danke
dir, Kind. Ich bedarf wirklich jemandes, der mein sinkendes Prestige rettet.
Wenn du heute aufstehen willst, mußt du jetzt ruhen, Rupert. Léonie, ich stehe
zu deiner Verfügung, wenn du ausreiten willst.»
    Sie sprang
auf.
    «Ich gehe
sogleich mein Reitkleid anlegen. Merci, Monseigneur.»
    «Ich würde
was drum geben, mit euch zu sein», sagte Rupert sehnsüchtig, als Léonie
gegangen war.
    «Habe Geduld,
Kind.» Seine Gnaden zog die Vorhänge vor dem Fenster zusammen. «Weder der Arzt
noch ich lassen dich zu unserem Vergnügen im Bett liegen.»
    «Oh, du
bist eine verdammt gute Krankenschwester, das muß ich schon sagen», meinte
Rupert mit einer Grimasse. Er lächelte seinen Bruder scheu an. «Würde mir
keine bessere wünschen.»
    «Manchmal
staune ich in der Tat über mich selbst», sagte Seine Gnaden und entfernte
sich.
    «Ja, und
ich staune auch über dich, verdammt noch mal!» murmelte Rupert. «Gäbe was drum
zu erfahren, was über dich gekommen ist. Noch nie hat sich jemand derart
gewandelt!»
    Und
wirklich, Seine Gnaden war während dieser beschwerlichen Tage ungewöhnlich
freundlich, und der beißende Sarkasmus, der Rupert einst so abgeschreckt hatte,
kam nicht mehr zum Vorschein. Rupert zerbrach sich einige Zeit den Kopf über
diesen unerklärlichen Wandel, vermochte jedoch das Rätsel nicht zu lösen. Doch
eines Abends sah er, in einem Anzug Seiner Gnaden auf dem Sofa des Gastzimmers
liegend, Avons Augen einen Moment lang auf Léonie weilen, und ihr Ausdruck frappierte
ihn. Er formte die Lippen zu einem lautlosen Pfiff.
    «Donner und
Doria!» sagte er sich. «Er hat sich in das kleine Ding verknallt!»
    Auch der
Dienstag brachte keinen Gaston, und Avons Miene wurde noch düsterer.
    «Madame ist
bestimmt gestorben!» sagte Léonie bösartig. «Tiens, c'est  bien drôle!»
    «Du hast
einen entarteten Sinn für Humor, Kind», sagte Seine Gnaden. «Das habe ich
schon oft festgestellt. Freitag fahren wir nach Paris, mag nun Gaston da sein
oder nicht.»
    Doch am
Mittwoch gab's kurz nach Mittag einige Bewegung auf der Dorfstraße, und Rupert,
der am Fenster des Gastzimmers saß, verdrehte sich den Hals im Bemühen
herauszufinden, ob Gaston endlich gekommen sei.
    Eine
Mietkutsche von riesigen Dimensionen fuhr vor dem Tor vor, gefolgt von einer
zweiten, die hoch mit Gepäck beladen war. Von dieser hüpfte Gaston hurtig
herab und lief zur Tür der ersten. Einer der Lakaien lief? das Stufengestell
herab, der Schlag wurde geöffnet, und eine Kammerzofe stieg heraus. Hinter ihr
kam eine kleine Dame, in einen weiten Reisemantel gehüllt. Rupert starrte und
brach dann in Gelächter aus.
    «Bei Gott,
Fanny ist's! Himmel, wer hätte das gedacht?»
    Léonie lief
zum

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