Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
Vom Netzwerk:
Paris
wiederzusehen. Ich muß Ihrer charmanten Gattin mein Mündel vorstellen.»
    Saint-Vire
riß die Tür auf, wobei er der Klinke übel mitspielte. Dann blickte er höhnisch
zurück.
    «Sie hegen
eine Menge Pläne, M'sieur. Hoffentlich schlägt keiner fehl.»
    «Hoffentlich»,
sagte Avon, sich verbeugend. «Warum auch?»
    «Manchmal gibt es – Fehler!»
schnappte Saint-Vire zurück.
    «Sie
verwirren mich», sagte Seine Gnaden. «Sprechen Sie von Ihrem verlorenen
Edelstein oder meinen Plänen – oder von beiden? Ich möchte Sie darauf
aufmerksam machen, lieber Comte, daß ich ein großer Kenner von Edelsteinen
bin.»
    «Ja,
M'sieur?» Abermals überflutete Röte Saint-Vires Gesicht. «Es wäre möglich, daß
Sie sich einer Täuschung hingeben, Monsieur le Duc. Das Spiel ist noch nicht zu
Ende.»
    «Keineswegs»,
bestätigte der Herzog. «Bei dieser Gelegenheit fällt mir ein, daß ich mich noch
nicht nach Ihrem reizenden Sohn erkundigt habe. Wie geht es ihm, bitte?»
    Der Graf
bleckte die Zähne.
    «Sehr gut,
M'sieur. Seinetwegen bin ich beruhigt. Ihr Diener!» Mit einem Krach fiel die
Tür hinter ihm zu.
    «Dieser
liebe Comte!» murmelte Avon.
    «Monseigneur,
Sie haben ihm nichts getan!» rief Léonie. «Ich dachte, Sie wollten ihn
strafen!»
    «Ma falle, der Tag wird kommen, da ich ihn strafen werde», antwortete Avon und warf
seinen Fächer weg. Seine Stimme war anders geworden,
scharf klang sie in Léonies Ohr. «Und er wird keine Gnade in meinen Händen
finden.»
    Léonie
blickte ihn ehrfürchtig und bewundernd an.
    «Sie sehen
richtig zornig aus, Monseigneur!»
    Sein Blick
kam auf ihrem Antlitz zu ruhen. Er trat auf sie zu, nahm ihr Kinn in die Hand
und sah ihr tief in die Augen. Vertrauensvoll lächelten sie zu ihm empor.
Plötzlich ließ er sie los.
    «Nicht
unbegründet, Kind. Heute hast du einen Bösewicht zu Gesicht bekommen.»
    «Ja, einen
Schweinekerl», nickte sie. «Sie werden nicht zulassen, daß er mich wieder
entführt, nicht wahr, Monseigneur?»
    «Nein, mein
Kind. Nie wieder wird er dich in seine Klauen bekommen. Das schwöre ich dir.»
    Sie sah ihn
stirnrunzelnd an.
    «Sie sind
anders geworden, glaube ich, Monseigneur. Auf mich sind Sie doch nicht
zornig?»
    Der
grimmige Ausdruck wich von seinen Lippen, und er lächelte. «Das wäre unmöglich,
meine Liebe. Nun wollen wir aber Ruperts Langeweile lindern gehen.»

22
    EINE
DRITTE PERSON GREIFT INS SPIEL EIN
    Der Montag kam und verging, ohne daß
sich Gaston oder seine Schützlinge zeigten. Seine Gnaden grollte, doch Léonie
tanzte vor Vergnügen und erging sich in Vermutungen, Madam Field sei vor
Aufregung gestorben.
    «Dies scheint
dich ja nicht sehr zu betrüben», sagte Avon trocken. «Nein, Monseigneur. Ich
finde, wir sind ohne sie sehr glücklich. Was tun wir heute?»
    Doch der
Herzog war keineswegs vergnügt. Rupert blickte ihn grinsend an.
    «Ich laß
mich hängen, wenn ich dich je so sehr die Formen des Anstands beachten sah!»
    Ein kalter
Blick traf ihn, und er wurde sofort ernst.
    «War nicht
beleidigend gemeint, Avon, keineswegs! Meinetwegen kannst du so prüde sein, wie
du willst. Aber Léonie ist's nicht.»
    «Léonie»,
sagte Seine Gnaden vernichtend, «ist so unbesonnen wie du, oder fast so
unbesonnen.»
    «Wahrhaftig»,
sagte der unbezähmbare Rupert, «dachte ich's doch, daß wir uns nicht mehr lange
am Sonnenschein deines Wohlwollens wärmen würden.»
    Léonie ließ
sich gekränkt vernehmen: «Ich bin
nicht so unbesonnen wie Rupert. Das ist nicht nett von Ihnen, das zu
sagen, Monseigneur.»
    Rupert sah
sie bewundernd an.
    «Recht so,
Léonie. Halte ihm stand und triff ihn aus dem Schultergelenk. Ich
hab's nie in meinem Leben zustande gebracht!»
    «Ich fürchte
mich nicht vor Monseigneur», sagte Léonie und hob ihr Näschen.
«Du bist bloß ein Feigling, Rupert.»
    «Mein Kind
...» der Herzog wandte den Kopf – «du vergißt dich. Du schuldest
Rupert etlichen Dank.»
    «Hei, wie
ich jetzt obenauf bin!» rief Rupert. «Und du bist drunten, wie auf
einer Wippe geht das hier zu!»
    «Monseigneur,
den ganzen Morgen war ich Rupert dankbar, nun aber will
ich's nicht länger sein. Es verdrießt mich.»
    «Das
bemerke ich. Deine Manieren lassen viel zu wünschen übrig.»
    «Aber auch
Sie scheinen recht verdrossen zu sein», wagte sich Léonie vor. «Voyons, was macht es schon aus, daß Gaston nicht kommt? Er ist dumm und
dick, und Madam Field ist eine Gluckhenne. Wir brauchen sie nicht.»
    «Welch
feiner philosophischer Geist!»

Weitere Kostenlose Bücher