Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
Vom Netzwerk:
Blick erhaschte auf Ruperts Gesicht
ein wissendes Grinsen; sie sprang plötzlich auf und erklärte, sie müsse die
Unterbringung ihres Gepäcks überwachen.
    «Meiner
Treu, das Gasthaus wird es nicht fassen können!» kicherte Rupert. «Wo wirst du
schlafen, Fan?»
    «Es macht
mir nichts aus, selbst in einer Dachkammer zu schlafen!» sagte Milady. «Ich
habe mich fast schon darauf gefaßt gemacht, im Stall zu nächtigen! Das würde
ganz zu solch einem Abenteuer passen.»
    «Ich
glaube, dem müssen wir dich nicht aussetzen», sagte Seine Gnaden. «Gaston soll
meine Sachen in Ruperts Kammer schaffen. So kannst du mein Zimmer haben.»
    «Mein
Lieber, das ist ja ausgezeichnet! Du wirst mir den Weg zeigen, Léonie. Meiner
Seel, Kind, du wirst von Tag zu Tag hübscher!» Sie legte Léonie den Arm um die
Taille und ging mit ihr hinaus.
    «Ein feines
Durcheinander, bei Gott!» sagte Rupert, als sich die Tür hinter den Damen geschlossen
hatte. «Fanny ist in prächtiger Laune, aber soll sie mit uns kommen, du lieber
Himmel?»
    «Der
würdige Edward wird wohl auch ein Wörtchen dazu zu sagen haben, stelle ich mir
vor», erwiderte Avon.
    «Wieso Fan
sich einen so langweiligen Patron ausgesucht hat und dabei noch von dir
unterstützt wurde, versteh ich nicht», sagte Rupert.
    «Mein
lieber Junge, ich unterstützte sie, weil er gerade langweilig genug war, sie
ein bißchen zu dämpfen. Und Geld hat er auch.»
    «Gewiß,
selbstverständlich, aber, meiner Treu, der bringt ja die Milch zum
Sauerwerden, wenn er sie anlächelt! Willst du Fan allein mitnehmen?»
    «Ich glaube
fast, daß ich's tun werde», sagte Avon. «Ich könnte keine bessere Gastgeberin
finden.»
    Rupert
starrte ihn an.
    «Wirst du
denn Gesellschaften geben, Justin?»
    «In reichem
Maße, Rupert. Es wird überaus ermüdend sein, aber als Léonies Vormund habe ich
Pflichten, denen ich mich einfach unterziehen muß.»
    Rupert
richtete sich in seinem Lehnstuhl auf und erklärte lebhaft: «Für diese Saison
kannst du mit meiner Anwesenheit rechnen, Justin.»
    «Ich fühle
mich dadurch natürlich tief geehrt», sagte Seine Gnaden mit einer Verbeugung.
    «Ja, aber –
aber wirst du mich auch teilnehmen lassen?» fragte Rupert.
    «Du wirst
meinem kümmerlichen Hause erst das richtige cachet verleihen», näselte
Seine Gnaden. «Ja, Kind, du wirst an unseren Gesellschaften teilnehmen,
vorausgesetzt, daß du dich mit gehöriger Vorsicht aufführst und davon Abstand
nimmst, meinem vielgeliebten Freund mit eigener Münze heimzuzahlen.»
    «Wie, ich
soll ihn nicht herausfordern?» fragte Rupert.
    «Wie
plump!» seufzte Seine Ganden. «Du kannst ihn ruhigen Gewissens meiner – äh –
Gnade ausliefern. Das Loch in deiner Schulter wird zu der Rechnung
dazugeschrieben, die er mir schuldet. Er wird sie bis zum letzten Heller
bezahlen.»
    «Der arme
Teufel!» sagte Rupert mit Gefühl. Er sah seinem Bruder in die Augen und hörte
zu lächeln auf. «Mein Gott, Justin, hassest du ihn so sehr?»
    «Pah»,
sagte Seine Gnaden, «um ein Wort aus dem Vokabular meines Kindes zu gebrauchen
– haßt man eine Natter? Weil sie giftig und ekelhaft ist, zermalmt man sie mit
seinem Fuß, und ich werde diesen Grafen zermalmen.»
    «Dessentwegen,
was er dir vor zwanzig Jahren angetan hat?» fragte Rupert tollkühn.
    «Nein,
Junge. Nicht deswegen, obgleich es ebenfalls in die Waagschale fällt.»
    «Also
deswegen, was er Léonie antat?»
    «Deswegen,
was er meinem Kinde antat», echote sanft Seine Gnaden. «ja, mein Junge.»
    «So ist
mehr an der Sache, als ins Auge fällt», sagte Rupert überzeugt.
    «Viel
mehr», bestätigte Seine Gnaden. Die ungewohnte Grimmigkeit wich von seinen
Zügen, sie wurden undurchdringlich wie sonst. «Erinnere mich, Junge, daß ich
dir eine Diamantennadel schulde. Es war ein einzelner Stein von besonderer
Schönheit, nicht wahr?»
    «Ja, du
schenktest sie mir vor Jahren.»
    «Was mag da
in mich gefahren sein?» wunderte sich Seine Gnaden. «Zweifellos 'wärmtest du
dich damals im Sonnenschein meines Wohlwollens'.»

23
    MR.
MARLING LÄßT SICH ÜBERREDEN
    Lady Fanny nahm ihr Frühstück am
nächsten Morgen im Bett ein und schlürfte gerade ihre heiße Schokolade, als
Léonie an der Tür pochte. Milady faßte nach ihrem hübschen Nachthäubchen und
glättete ihre goldenen Locken, bevor sie «Herein!» rief.
    «Oh, du
bist's, Kind! Barmherziger, so früh reitest du aus?»
    Léonie war
im Reitdress, gestiefelt und gespornt, mit Lederhandschuhen und einem

Weitere Kostenlose Bücher