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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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Selbstbeherrschung wahrend.
    «Ja, mein
lieber Comte, gewiß doch. Das Schicksal begünstigt mich fast immer. Seltsam!
Nehmen Sie meine Versicherung entgegen, daß ich mein Äußerstes tun werde, Ihnen
Ihren – Edelstein, sagten Sie doch? – Ihren Edelstein zurückzustellen.»
    «Es – es
ist nicht wahrscheinlich, daß Sie ihn finden werden», preßte Saint-Vire
zwischen den Zähnen hervor.
    «Sie
vergessen, daß es so etwas wie eine Schicksalsfügung gibt. Ich glaube fest an
mein Glück.»
    «Mein
Besitztum kann Sie kaum interessieren, M. le Duc.»
    «Im
Gegenteil», erwiderte Seine Gnaden süß, «es würde mir das größte Vergnügen
bereiten, Ihnen in dieser Angelegenheit behilflich sein zu können.» Er warf
einen Blick auf Léonie, die beim Tisch stand und mit verwirrter Miene dem
raschen Wortaustausch folgte. «Ich habe eine
gewisse – sollen wir es Fertigkeit nennen? –, verlorene – äh – Besitztümer zu
finden.»
    Saint-Vires
Gesicht wurde bleigrau. Seine Hand zitterte, als er das Glas an die Lippen
führte. Avon betrachtete ihn mit übertriebener Besorgnis.
    «Mein
lieber Comte, Sie fühlen sich gewiß nicht wohl?» Wiederum wanderten seine Augen
zu Saint-Vires Stiefeln. «Sie müssen einen weiten Weg zurückgelegt haben, lieber
Comte», sagte er kummervoll. «Zweifellos sind Sie in beklagenswerter Weise
ermüdet.»
    Der Graf
stellte sein Glas klirrend nieder und stammelte: «Sie sagen
es. Ich – ich bin nicht ganz auf der Höhe. Ich habe unter einer – leichten
Indisposition gelitten, die mich die letzten drei Tage ins Zimmer verbannt
hat.»
    «Äußerst
merkwürdig», staunte Seine Gnaden. «Mein Bruder – ich glaube, Sie kennen ihn?
Ja doch – befindet sich augenblicklich droben in seinem Zimmer und leidet
ebenfalls an einer leichten Indisposition. Ich fürchte, es liegt etwas
Ungesundes in der Luft hierherum. Finden Sie es nicht etwas schwül hier?»
    «Keineswegs,
M'sieur!» knurrte Saint-Vire.
    «Nein? Nun
ja, lästige Unpäßlichkeiten können einem wohl, glaube ich, in jeglichem Klima
zustoßen.»
    «Wie Mylord
Rupert erfahren hat», sagte Saint-Vire barsch. «Ich hoffe, seine –
Indisposition hat ihm nicht mein Land verleidet.»
    «Ganz im
Gegenteil», sagte Seine Gnaden schmeichelnd. «Er lechzt danach, nach Paris
weiterzufahren. Er und ich, lieber Comte, glauben fest an das alte Hausmittel:
den Teufel mit Beelzebub auszutreiben.»
    Die Adern
quollen an Saint-Vires Stirn hervor.
    «In der
Tat? Hoffentlich übereilt sich Milord nicht.»
    «Sie müssen
sich seinetwegen keine Sorgen machen, lieber Comte. Ich stehe sozusagen hinter
ihm und habe einen wunderbar kühlen Kopf. So sagt man zumindest. Aber bei
Ihnen, ach, ist es etwas anderes! Sie müssen auf sich achten, Comte. Hören Sie
auf meine Bitte und stellen Sie Ihre – Suche so lange ein, bis Sie wieder mehr
bei Kräften sind.»
    Saint-Vire
ballte die Faust.
    «Sie sind
zu gütig, M'sieur. Meine Gesundheit ist nicht Ihr Anliegen.»
    «Sie irren,
lieber Comte. Ich nehme lebhaftesten Anteil an Ihrer – äh – Gesundheit.»
    «Ich
glaube, ich werde rasch zu Kräften kommen, M'sieur. Gottlob ist mein Leiden
nicht ernster Natur.»
    «Trotzdem,
mein lieber Graf, ist es stets angezeigt, auf der Hut zu sein, finden Sie
nicht? Man kann nie wissen, ob diese kleinen Unpäßlichkeiten nicht eines Tages
plötzlich größere Dimensionen annehmen. Ich habe einen Fall gekannt, da sich
eine bloße Erkältung auf die Lun gen schlug und einen Mann auf dem Höhepunkt
seines Lebens darniederwarf.» Er lächelte den Grafen freundlich an, der mit
einemmal auf die Füße sprang und dabei seinen Sessel umwarf.
    «Verdammt,
Sie haben keine Beweise!» schrie er.
    Seine
Gnaden zog die Brauen hoch. Seine Augen höhnten.
    «Ich
versichere Ihnen, lieber Comte, ich habe einen solchen Fall gekannt.»
    Saint-Vire
riß sich angestrengt zusammen.
    «Mir wird
dies nicht zustoßen, glaube ich», sagte er mit belegter Stimme.
    «Nun, wir
wollen es nicht hoffen», stimmte ihm der Herzog bei. «Ich bin sicher, niemand
wird – darniedergeworfen, bevor nicht seine Stunde geschlagen hat.»
    Der Graf
griff nach seiner Peitsche, deren Schmitze er hin und her zerrte.
    «Wenn Sie
gestatten, M'sieur, verlasse ich Sie jetzt. Habe bereits mehr als genug Zeit
vergeudet, Mademoiselle, Ihr Diener!» Er spie die Worte aus, packte seine
Handschuhe und schritt blindlings zur Tür.
    «So bald?»
klagte Seine Gnaden. «Ich hoffe, die Auszeichnung zu genießen, Sie in

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