Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
Vom Netzwerk:
verscheiden. Sie weinte
mit ihrem unverständlichen Lamento mein bestes Taftkleid voll und zeigte mir
endlich deinen Brief, Justin. Sie schwor, nicht nach Frankreich fahren zu
wollen, was immer auch geschähe. Beim bloßen Anblick des Meers würde sie eine
Beute der Seekrankheit werden, jammerte sie. Oh, ich machte einiges mit,
versichere ich euch! Sie vermochte
nur etwas von einer Entführung hervorzustöhnen, und daß Ruperts Hut
knapp beim Wald von Long Meadow aufgefunden worden war, und daß ein Mann ein
Pferd suchen gekommen war und du nach Southampton
aufgebrochen seist, Justin. Es war wie bei einem Stickmuster, wenn
man nicht weiß, wohin man stechen soll. Gaston konnte mir kaum mehr erzählen –
meiner Treu, Justin, mußt du durchaus einen Dummkopf
als Kammerdiener haben? –, und das Ende von der ganzen Sache war,
daß ich beschloß, selber zu fahren und mit eigenen Augen nachzusehen, was alles
passiert war. Und da, bitte sehr, erklärt Edward plötzlich,
ich dürfe nicht weg! Bei Gott, dachte ich, soweit ist es also zwischen uns
gekommen? Als er daher zu White ging – nein, es war der 'Kakaobaum', erinnere
ich mich, denn er sollte Sir John Cotton dort treffen –, wies ich Rachel an,
meine Koffer zu packen, und brach mit Gaston hierher auf. Me voici, wie
Léonie sagen würde.»
    «Voyons!» Léonies Augen
funkelten. «Ich finde, das haben Sie glänzend gemacht, Madame! Kommen Sie auch
mit nach Paris? Monseigneur sagt, ich soll in die große Welt eingeführt werden
und auf Bälle gehen. Kommen Sie doch bitte mit, Madame!»
    «Verlaß
dich drauf, daß ich mitkommen werde, meine Liebe. Das ist ja das, wonach ich
mich die ganze Zeit sehne. Mein Täubchen, es gibt da in der Rue Royale eine
Putzmacherin, die die bezauberndsten Modelle hat! Oh, ich werde Edward eine
Lektion erteilen!»
    «Edward»,
bemerkte Seine Gnaden, «wird dir wahrscheinlich auf den Fersen folgen und nach
meinem Blute dürsten. Wir müssen uns auf sein Kommen gefaßt machen.»
    «Der liebe
Edward!» seufzte Milady. «Ich hoffe ja, daß er kommt, aber ich möchte es nicht
beschwören. Und nun erzählt mir, um Himmels willen, eure Geschichte! Sonst
komme ich vor Neugierde um.»
    Und so
gaben Léonie und Rupert ihre abenteuerliche Geschichte abermals zum besten und
fanden dafür ein überaus teilnehmendes Ohr.
    Fanny
spickte den Bericht mit passenden Ausrufen, sprang auf und umarmte Rupert,
bevor er sich in Sicherheit bringen konnte, als sie von seiner um Haaresbreite
geglückten Flucht vernahm, und starrte am Ende, in Lachen ausbrechend,
verblüfft den Herzog an.
    Dieser
lächelte ihr zu.
    «Du kommst
dir wohl, ach, recht alt vor, meine Liebe?»
    «Keineswegs!»
Milady fächelte sich. «Ich kam mir wie hundert Jahre alt vor, wenn ich mich
langweilte, aber dieses Abenteuer – meiner Treu, das
tollste, das ich je vernommen! – wirft mich in meine Backfischjahre zurück,
meiner Seel! Justin, du hättest diesen Bösewicht mit deinem Degen in Stücke
hauen sollen!»
    «Das meine
ich auch», warf Léonie ein. «Ich wollte, daß er es bereute. Es war eine große
Unverschämtheit.»
    «Nur zu
verständlich, meine Liebe, aber wenn du ihm in Wahrheit eine Tasse heißen
Kaffee ins Gesicht schüttetest, möchte ich wetten, daß er das Ganze schon genug
bereute. Meiner Treu, was für eine wilde Hummel du doch bist, Kind! Doch ich
muß gestehen, ich bewundere deinen Mut. Saint-Vire? Ach ja, den kenne ich gut.
Ein Rotschädel, der sechs Heuschober in Brand setzen könnte, und die
unangenehmsten Augen, die ich je an jemand gesehen. Was wollte er denn von dir,
mein Täubchen?»                              «Ich weiß
es nicht», antwortete Léonie. «Und Monseigneur will's nicht sagen.»
    «Oh, du
weißt es also, Justin? Hätte es mir eigentlich denken können! Du willst
irgendein teuflisches Spiel spielen.» Milady klappte ihren Fächer zu. «'s ist
wirklich an der Zeit, daß ich in dieses Spiel eingreife, Justin. Ich wünsche
nicht, daß dieses Kind durch deine verrückten Streiche in Gefahr kommt. Mein
armer Engel, ich schaudere bei der Vorstellung, was dir alles hätte passieren
können!»
    «Deine
Sorge um die Sicherheit meines Mündels ist zwar reizend, Fanny, aber ich halte
mich allein für durchaus imstande, sie zu beschützen.»
    «Natürlich»,
rief Léonie. «Gehöre ich ihm denn nicht?» Sie legte ihre Hand auf Seiner Gnaden
Arm und blickte lächelnd zu ihm auf.
    Milady riß
die Augen auf, dann kniff sie sie zu. Ihr

Weitere Kostenlose Bücher