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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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bei diesen Worten auf und wandte sich an
Saint-Vire.
    «Ein
richtiges Original, der Vicomte, nicht wahr, Henri?»
    «Ach, er
ist noch so jung!» antwortete Saint-Vire. «Das Leben bei Hof gefällt ihm recht
gut.»
    Florimond
de Chantourelle kicherte aufgeräumt.
    «Er hat
mich mit seinen Klagen und Seufzern so amüsiert! Einst gestand er mir, ihm
gefiele es auf dem Lande am besten und sein Ehrgeiz wäre es, in Saint-Vire
einen eigenen Hof zu führen!»
    Ein
Schatten huschte über des Grafen Züge.
    «Die
Phantastereien eines Knaben. Befindet er sich in Saint-Vire, sehnt er sich nach
Paris. Entschuldigen Sie, Messieurs – eben sehe ich Madame de Marguéry.»
    Noch
während dieser Worte bahnte er sich, Avon hart streifend, einen Weg zur
Gastgeberin.
    «Unser
Freund ist so herzerquickend grob», bemerkte der Herzog. «Man fragt sich, warum
er soviel Nachsicht findet.»
    «Er ist
launenhaft», antwortete Chantourelle. «Manchmal ist er ein recht angenehmer
Gesellschafter, doch beliebt ist er nicht sehr. Armand ist ein ganz anderer
Fall. Der ist von einer Heiterkeit ...! Sie wissen doch, daß Feindschaft zwischen
den beiden ist?» Er dämpfte geheimnisvoll seine Stimme, brennend darauf
erpicht, die Geschichte loszuwerden.
    «Der liebe
Comte gibt sich alle Mühe, dies deutlich darzutun», sagte Avon.
«Hochgeschätzter Freund!» Lässig winkte er einer übertrieben gepuderten und
geschminkten Gestalt zu. «Habe ich Sie nicht in Gesellschaft Mademoiselle de
Sonnebrunes gesehen? Ihren Geschmack vermag ich schwer zu teilen.»
    Der
geschminkte Herr lächelte albern, bevor er sich zu antworten entschloß.
    «Oh, mein
lieber Duc, sie ist aber dernier cri! Man muß einfach zu ihren Füßen
schmachten, das ist de rigueur, versichere ich Ihnen.»
    Avon hob
sein Lorgnon, um Mademoiselle besser ins Auge fassen zu können.
    «Hm. Darbt
Paris dermaßen an jungen Schönen?»
    «Sie
schenken ihr keine Bewunderung, nein? Sie ist aber doch eine recht stattliche
Schönheit.» Schweigend vertiefte er sich für einen Augenblick in die
Betrachtung der Tanzenden; dann wandte er sich abermals an Avon.
    «A
propos, Duc, stimmt
es, daß Sie einen äußerst attraktiven Pagen erworben haben? Ich weilte jetzt
vierzehn Tage fern von Paris, doch ich hörte, daß Ihnen überallhin ein
rothaariger Junge auf dem Fuße folgt.»
    «Dies
stimmt», sagte Justin. Ich dachte allerdings, das heftige aber wankelmütige
Interesse der großen Welt habe schon nachgelassen?»
    «Ach nein,
nein! Saint-Vire war's, der über den Jungen sprach. Es scheint irgendein
Geheimnis mit ihm verknüpft zu sein, nicht wahr? Ein namenloser Page!»
    Justin
drehte leise lächelnd an seinen Ringen.
    «Sie können
Saint-Vire mitteilen, mein Freund, daß durchaus kein Geheimnis besteht. Der
Page trägt einen sehr guten Namen.»
    «Ich kann
es ihm mitteilen?» Verblüfft fragte es der Vicomte. «Aber wieso denn, Duc? Das
war doch nur müßiges Geplauder!»
    «Selbstverständlich.»
Das rätselhafte Lächeln verstärkte sich. «Ich meinte, Sie könnten es ihm
mitteilen, wenn er Sie nochmals danach fragt.»
    «Freilich,
aber ich glaube nicht. – Ah, da kommt Davenant! Mille pardons, Duc!» Er
schlängelte sich fort, um auf Davenant zuzutreten.
    Avon
unterdrückte mit seinem parfümierten Taschentuch ein Gähnen und schlenderte
dann dem Spielsaal zu, wo er sich etwa eine Stunde lang aufhielt. Danach suchte
er die Gastgeberin auf, sagte ihr mit seiner sanften Stimme ein paar
Artigkeiten und entfernte sich.
    Léon lag
unten im Halbschlummer, doch er schlug die Augen auf, sobald er die Tritte des
Herzogs vernahm, und sprang auf die Füße. Er half dem Herzog in den Mantel,
reichte ihm Hut und Handschuhe und fragte ihn, ob er eine Sänfte kommen lassen
solle. Doch der Herzog entschied sich fürs Gehen und wies seinen Pagen an,
neben ihm einherzuschreiten. Langsam schlenderten sie die Straße hinab, und
erst an der Ecke begann Avon zu sprechen.
    «Was hast
du geantwortet, mein Kind, als dich der Graf Saint-Vire heute abend ausfragte?»
    Léon gab es
einen leichten Ruck, er blickte überrascht und in unverhohlenem Erstaunen zu
seinem Herrn auf.
    «Woher
wußten Sie, Monseigneur? Ich habe Sie nicht gesehen.»
    «Das glaube ich gerne. Du
wirst zweifellos meine Frage in einiger Zeit zu beantworten wissen.»
    «Pardon,
Monseigneur! Monsieur le Comte fragte mich, wo ich geboren worden sei. Ich
verstand nicht, warum er das wissen wollte.»
    «Und das sagtest du

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