Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gepaeckschein 666

Gepaeckschein 666

Titel: Gepaeckschein 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
hellblonde Junge zu begreifen, was passiert war und was auf dem Spiele stand.
    „-acht—“
    Der Rot-Weiße war plötzlich wie elektrisiert. Er sprang auf, riß seine Fäuste vor die Brust und jetzt geschah, was niemand für möglich gehalten hätte.
    Bevor Peter wieder richtig aus seiner Ecke gekommen war, stürzte der Hellblonde schon über ihn her. Er wollte retten, was noch zu retten war, schlug aus allen Lagen und dachte überhaupt nicht mehr an seine Sicherheit.
    „Er bringt ihn um!“ japste Mutter Pfannroth und schloß jetzt doch wieder die Augen.
    Die Halle explodierte geradezu.
    „Conny! Conny! Conny!“
    „Ra! Ra! Ra!“
    „Hepp! Hepp! Hepp!“
    Mitten in diesen Hexenkessel hinein schlug der Gong. Die beiden kämpfenden Jungen hörten ihn genauso wenig wie die tobenden Zuschauer.
    „Zeit!“ rief der Ringrichter, und jetzt erst ließen die zwei Jungen ihre Fäuste hängen. Tief atmend standen sie sich eine ganze Weile gegenüber und sahen sich an. Jeder spürte den Atem des anderen im Gesicht.
    Plötzlich lächelte der Hellblonde, aber nur ein ganz klein wenig. Eigentlich nur so, daß seine Lippen dieses Lächeln andeuteten. Dabei legte er dem Astorianer seine rechte Faust mit dem Boxhandschuh auf die Schulter. Dann ging er etwas müde in seine Ecke zurück. „Achtung! Achtung! Sieger nach Punkten Peter Pfannroth , Astoria“, gab der Lautsprecher bekannt.
    Alles klatschte in die Hände.
    Peter verbeugte sich, wie es üblich war, und ging dann in die andere Ecke, um auch den Hellblonden in die Ringmitte zu holen. Aber dieser Hellblonde war bereits auf dem Weg zu seinem Umkleideraum.
    An seiner Stelle setzte sich schon der nächste Rot-Weiße auf den Holzschemel. Es war der Kerl mit seinen kurzen, rabenschwarzen Locken. Er grinste.
    „Danke für die Blumen. Aber bitte erst nach der Hochzeit!“
    Peter gab keine Antwort. Er ging wieder in seine Ecke zurück und zog seinen Bademantel über. Dann wandte er sich zu den Bankreihen seines Vereins. Beim letzten Kampf wollte er auch am Ring sitzen.
    „Hepp! Hepp! Hepp!“ begrüßten ihn die Astorianer .
    „Verlieren können wir nicht mehr“, rief Herr Winkelmann.
    „Und wenn dieser schwarze Lockenkopf gewinnt?“ wollte Mutter Pfannroth wissen.
    „Dann gibt’s leider ein Unentschieden“, erklärte Peter.
    „Also gewinnt er nicht!“ entschied Mutter Pfannroth, verschränkte die Arme und saß plötzlich ganz aufrecht.
    „Du hast mit deiner Mutter ein enormes Glück gehabt“, bemerkte Herr Winkelmann leise.
    „Weiß ich“, flüsterte Peter zurück.
    Im gleichen Augenblick schlug der Gong.
    Für die Rot-Weißen war dieser letzte Kampf plötzlich zum wichtigsten Kampf des ganzen Tages geworden. Sie brüllten also schon von der ersten Sekunde an los. „Ra! Ra! Ra!“
    Entweder sie verloren jetzt endgültig, oder sie blieben durch ein Unentschieden doch noch im Rennen um die Meisterschaft.
    „Joe Louis!“
    „Joe Louis!“
    Der stämmige Bursche mit seinen kurzen rabenschwarzen Locken liielt sozusagen die ganze rot-weiße Vereinsehre in seinen Boxhandschuhen.
    „Joe Louis!“ brüllten seine Leute also noch einmal.
    „Das hört sich an wie Indianergebrüll“, stellte Mutter Pfannroth fest. „ Ouui ! Ouui ! Was ist das nun wieder?“
    „Das soll Joe Louis bedeuten“, antwortete einer der Astorianer . „So heißt er nämlich bei den Rot-Weißen.“
    „Und Joe Louis, das war ein Negerboxer. Jahrelang Weltmeister“, erklärte Herr Winkelmann.
    „Joe Louis, der braune Bomber“, grinste Peter.
    „Danke. Ich bin jetzt im Bilde“, sagte Mutter Pfannroth. „Trotzdem, der junge Mann gefällt mir nicht.“
    Und das war kein Wunder.
    Der Kerl mit seinen kurzen schwarzen Locken fiel nämlich, wie man so sagt, völlig aus dem Rahmen, von Anfang an.
    Der Kerl stampfte durch den Ring wie eine Lokomotive. Den Kopf tief zwischen den hochgezogenen Schultern, schnaubte er dazu noch wie ein Pferd durch die Nase. Wenn er schlug, war es ihm völlig gleichgültig, ob er traf und was er traf. Er schlug einfach.
    Die Astorianer sahen sich an und wußten nicht, was sie zu diesem Burschen sagen sollten.
    Selbst der Ringrichter machte einen ziemlich hilflosen Eindruck. Dieser Kerl boxte wie auf einem Jahrmarkt oder Rummelplatz.
    „Joe Louis!“ brüllten die Rot-Weißen trotzdem weiter. Der Bursche mit seinen kurzgeschorenen schwarzen Locken schob seinen Gegner, das „Kindergesicht“, mit dem ganzen Gewicht seines Körpers vor sich her. Dabei war ihm jedes

Weitere Kostenlose Bücher