Gepaeckschein 666
Lampen, und auf jedem Tisch stand ein Gong, mit dem man die Bedienung rufen konnte. Auf den Tischen lagen heute weiße Tischdecken und sogar schon Eßbestecke.
„Bestens vorbereitet, wie Sie sehen“, lachte Herr Brose. „Ich bitte Platz zu nehmen, dann marschiert schon alles.“
„Gibt’s hier eine Hochzeit?“ fragte Frau Pfannroth und nahm Platz.
„Kann’s losgehen?“ rief in diesem Augenblick Frau Brose aus der Küche herüber.
„Es kann!“ rief Herr Winkelmann zurück. Dabei setzte er sich neben Mutter Pfannroth ans Tischende. Gegenüber nahmen Vater Kuhlenkamp und der Admiral ihre Plätze ein. Die übrigen Astorianer setzten sich, wo sie gerade standen.
Zwei Kellnerinnen und ein Pikkolo balancierten jetzt
Teller vor sich her und verteilten sie. Dann verschwanden die drei wieder. Als sie von neuem zurückkamen, trugen sie große Schüsseln mit Kartoffeln, Sauerkraut und Eisbein.
Die Eisbeine stammten natürlich aus der Winkelmannschen Großschlächterei.
„Ah!“ und „Oh!“ riefen die Astorianer . Dabei klatschten sie in die Hände, so daß der Berg Eisbeine einen Auftrittsapplaus bekam wie eine Ballettgruppe im Operettentheater.
„Wer von den Junioren und vom Vorstand ein Bier trinkt, die Arme hoch!“ kommandierte Herr Winkelmann. Er zählte und kommandierte weiter: „Weggetreten! Jetzt Arme hoch, wer einen Apfelsaft will!“ Herr Winkelmann zählte wieder ab. Dann rief er: „Hallo Pikkolo! Zwölf Bier und einundsechzigmal Apfelsaft! Aber wenn’s geht, heute noch. Was ein richtiges Eisbein ist, will nämlich schwimmen.“
„Sie werden bald Konkurs machen“, stellte Mutter Pfannroth sachlich fest. Dabei nahm sie sich etwas aus der Schüssel mit dem Sauerkraut.
„Wieso?“ fragte Herr Winkelmann erschrocken.
„Soviel wie Sie verschenken, kann kein Mensch verdienen“, antwortete Mutter Pfannroth und schob jetzt die Sauerkrautschüssel über den Tisch: „Bitte, Herr Kuhlenkamp.“
Der Fleischermeister lachte los. „Das ist gut. Das ist sogar sehr gut! Winkelmann macht Pleite wegen der paar Eisbeine! Sie müßten mal sehen, was bei mir so jeden Tag allein durch die Wurstmaschine geht!“
„Dann bin ich ja beruhigt“, meinte Mutter Pfannroth.
Sie griff nach ihrem Apfelsaft: „Also auf Ihr Wohl, Herr Winkelmann.“
„Danke schön, gleichfalls“, sagte der Fleischermeister und ergriff sein Glas. Dann faßte er sich wieder und rief so laut, daß es alle hören konnten: „Guten Appetit!“
„Guten Appetit, Herr Winkelmann!“ antworteten die Astorianer .
„Bier oder Apfelsaft?“ fragte der Pikkolo und ging mit seinen Flaschen von Platz zu Platz weiter.
„Einen Steinhäger!“ sagte der kleine Horst Buschke mit vollem Mund.
„Sehr wohl, mein Herr“, antwortete der Pikkolo und wollte schon losrennen.
„So was Blödes! Du verstehst wohl keinen Witz?“ knurrte Horst Buschke.
„Nicht, wenn ich im Dienst bin, mein Herr“, sagte der Pikkolo todernst und verteilte weiter seine Bier- und Apfelsaftflaschen.
Plötzlich blitzte es auf, so daß Mutter Pfannroth erschrocken zusammenzuckte.
Der von Herrn Winkelmann engagierte Fotograf hatte eine Blitzlichtaufnahme gemacht.
„Was soll das nun wieder?“ fragte Mutter Pfannroth.
„Ich denke, wir wollen in Ruhe unsere, beziehungsweise Ihre Eisbeine essen.“
„Nur für unsere Vereinszeitung und für unser Fotoalbum“, erklärte Herr Winkelmann.
„Schön. Aber dann die jungen Leute und keine alte Frau wie mich!“
„ Pssst !“ machte Herr Winkelmann. „Erstens sind Sie gar nicht so alt, und zweitens möchte ich jetzt ein Bild, auf dem wir beide zusammen drauf sind.“
„Ist denn überhaupt mein Haar in Ordnung?“ fragte
Mutter Pfannroth. Aber da machte es klick, es blitzte auf, und der Fotograf sagte: „Danke schön.“
„Prima!“ rief der Admiral und hüpfte vergnügt auf seinem Stuhl hin und her.
Als es draußen allmählich immer dunkler wurde, schlichen sich die Schuhputzerjungen einer nach dem anderen aus dem Vereinszimmer.
„Treffpunkt Kegelbahn.“
Da tagte dann die Generalversammlung.
Man saß im Halbkreis auf dem glatten Fußboden, über den sonst die schweren Holzkugeln rollten.
Der Sheriff hatte, sozusagen als Geschäftsführer, die Sitzung eröffnet.
Zuerst waren nur rein geschäftliche Dinge zur Sprache gekommen: der gemeinsame Einkauf von Schuhcreme, von Bürsten und Poliertüchern. Der Sheriff hatte eine Firma ausfindig gemacht, die den Jungen Großhandelspreise berechnen wollte. Die
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