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Gepaeckschein 666

Gepaeckschein 666

Titel: Gepaeckschein 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Brust. Dabei schlug er wild um sich. Ganz gleichgültig, wohin seine Fäuste trafen.
    Das „Kindergesicht“ taumelte zurück.
    „Pfui! Pfui!“ brüllte die ganze Halle. Man sprang auf die Bänke und war außer sich.
    „Aufhören! Aufhören!“ rief Herr Winkelmann und stieß die Arme in die Luft.
    Im Ring sah es jetzt aus wie bei einer Keilerei irgendwo in einer Hafenkneipe. Der Ringrichter versuchte die beiden Kämpfer zu trennen, aber der Kerl mit den kurzgeschorenen Locken schlug weiter um sich. Bis jetzt sein eigener Trainer in den Ring kletterte und ihn regelrecht festhielt.
    „Das ist unerhört!“ protestierte Herr Winkelmann. Aber er war kaum zu verstehen. Die Zuschauer veranstalteten jetzt nämlich ein lautes Pfeifkonzert.
    Die Leute von Rot-Weiß saßen ziemlich still auf ihren Bänken und ließen die Köpfe hängen. Nur der ältere Herr in seinem karierten Sportsakko ging jetzt zum Ring und redete zwischen den Seilen hindurch auf seinen Schwergewichtler ein. Nicht sehr freundlich, wie es den Anschein hatte.
    „Achtung! Achtung!“ bat der Lautsprecher noch einmal um Gehör. „Rot-Weiß verliert den Kampf im Schwergewicht durch Disqualifikation!“
    Die Halle klatschte Beifall und rief „Bravo!“
    „Hiermit gewinnt Astoria 1912 den heutigen Ausscheidungskampf zu den diesjährigen Jugendmeisterschaften mit zwölf zu acht Punkten!“
    „Hepp! Hepp! Hepp!“ jubelten die Astorianer , und die ganze Halle jubelte wieder mit.
    Die Jugendmannschaft von Astoria mußte in ihren schwarzen Trikots jetzt noch einmal in den Ring und sich nebeneinander aufstellen. Die ganze Halle applaudierte, jeder der Jungen bekam eine Urkunde, und der Lautsprecher spielte wieder den Torero-Marsch aus Carmen. Dazu blitzte ein Fotograf, den Herr Winkelmann extra bestellt hatte, mit seinem Blitzlicht.
    „Der Anfang und der Schluß waren am schönsten!“ stellte Mutter Pfannroth fest und suchte wieder einmal nach ihrem Taschentuch.
    Herr Winkelmann wartete mit seinen Astorianern und allen Schuhputzerjungen vor dem Umkleideraum.
    Als die Jugendmannschaft wieder in ihren Sonntagsanzügen steckte, zwirbelte der Fleischermeister vergnügt seine Schnurrbartspitzen hoch und sagte: „Also auf zur ,Siebten Runde’, meine Herren!“
    Man setzte sich in Bewegung.
    „Und ich gondle jetzt nach Haus“, gab Mutter Pfannroth bekannt, „meine Nähmaschine wartet“.
    „Daraus wird nichts!“ widersprach Herr Winkelmann. „Sie kommen selbstverständlich mit.“ Er bot Frau Pfannroth den Arm und sagte höflich: „Bitte, bedienen Sie sich.“
    „Da muß ich erst meinen Jungen fragen“, protestierte Frau Pfannroth.
    „Papperlapapp!“ lachte Peter und hakte sich auf der anderen Seite bei seiner Mutter unter.
    Die Astorianer spazierten aus der Turnhalle vergnügt über den Schulhof wie eine Schulklasse, die Hitzeferien hat.
    Dicht neben dem Winkelmannschen Lastwagenzug wartete ein schlanker Junge mit großen schwarzen Augen. Als der Sheriff in seine Nähe kam, sagte dieser Junge: „Buenos dias , hier bin ich.“
    „Buenos dias “, antwortete der Sheriff, ohne mit der Wimper zu zucken. Die Jungen, die um ihn herum waren, schauten sich an.
    „Das ist Carlos“, erklärte der Sheriff. „Er ist Portugiese.“
    „Portugal - das ist doch das Stück ganz links außen auf der Europakarte?“ fragte der kleine Horst Buschke.
    „Wie man’s nimmt“, überlegte der Sheriff, um Zeit zu gewinnen. Geographie war nicht seine starke Seite.
    Glücklicherweise ließ in diesem Augenblick Herr Winkelmann schon seinen Lastwagenmotor anspringen und hupte dreimal.
    „Wir müssen einsteigen!“ rief der Sheriff. „Und du kommst am besten gleich mit“, sagte er zu dem Jungen mit den großen schwarzen Augen.
    Zwei Minuten später kurvte Herr Winkelmann über den Schulhof und donnerte los.

Von einer Kegelbahn, einem Parlament und Eisbeinen

    Die Wirtschaft „Zur siebten Runde“ lag ziemlich versteckt in einer Hafengasse bei den Landungsbrücken.
    „Gestatte mir ergebenst, zu gratulieren!“ Herr Brose stand selbst am Eingang seines Lokals und hielt den Astorianern die Tür auf. „Links ins Vereinszimmer, wenn ich bitten darf!“
    „Servus, Karl“, grüßte Herr Winkelmann. „Das ist Herr Brose“, stellte er vor, „und das Frau Pfannroth.“
    „Sehr angenehm“, sagte Herr Brose.
    „Ebenfalls“, meinte Mutter Pfannroth.
    Im Vereinszimmer der „Siebten Runde“ hingen Fotos und Siegerkränze an den Wänden, Boxhandschuhe baumelten von den

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