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Gepeinigt

Titel: Gepeinigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theresa Saunders
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wichtigsten Merkmale: helle Augen, wahrscheinlich blau, also war der Mann höchstwahrscheinlich ein Weißer. Er war zierlich und nicht sonderlich groß, ohne die Stiefel wahrscheinlich etwa eins fünfundsiebzig, drei Zentimeter größer als sie. Aber er konnte hart zuschlagen, das hatte sie zu ihrem Leidwesen erfahren.
    Wie vermutet, handelte es sich bei ihrem Gefängnis um eine Art Bunker mit Betonwänden, vier Meter auf zwei Meter. Vollkommen leer. Und dreckig. Er stand an der Tür und war vier Meter von ihr entfernt. Es hatte also keinen Zweck, sich auf ihn zu stürzen. Dabei würde sie bloß mit dem Gesicht im Dreck landen und käme nicht mal zwei Meter an ihn heran.
    Er stellte die Lampe auf dem Boden ab. Sie erkannte, dass es eine LED-Leuchte war. Dann warf er sich in eine lächerliche schwule Pose, eine Hand in die Hüfte gestemmt.
    Â»Na, was hältst du davon, Mary? Nun sag schon!«
    Mary schwieg, so wie sie es sich vorgenommen hatte, und starrte ihn nur durchdringend an. Auch war ihr plötzlich ein Gedanke gekommen: Dem Freak würde es in der Gummikluft sicher bald zu heiß werden. Zumindest hoffte sie,
dass sich dies für sie als Vorteil erweisen würde. Ihre abgebrochenen Nägel bohrten sich tief in ihre Handballen.
    Â»Und jetzt spielen wir ein nettes Spielchen! Ach, wird das ein Spaß!«, krähte er, als wäre er der Fernsehmoderator einer Kindersendung. »Hast wohl deine Zunge verschluckt? Na, macht nichts, ich bin sicher, du wirst sie in Kürze wiederfinden!« Er kicherte höhnisch. »Und jetzt sieh her, ich hab dir was mitgebracht!« Mit großer Geste zauberte er zwei Plastikeimer hinter seinem Rücken hervor. »In dem einen ist Wasser, der andere ist leer. Du kannst damit machen, was du willst! Also, ich kann sie hier stehen lassen, wo du nicht rankommst – huh, das wäre ein Spaß! Oder ich könnte sie ein bisschen näher zu dir hinschieben. Vergiss nicht das Chloroform und die Waffe!« Dann stupste er mit der Fußspitze einen billigen schwarzen Rucksack an, den er zuvor auf den Boden geworfen hatte. »Leg dich auf den Bauch, und dreh dich zur Wand. Rühr dich nicht, bevor ich’s dir erlaube! Ja, so ist’s brav!«
    Mary kochte und hätte sich zu gerne widersetzt, aber sie brauchte das Wasser zum Überleben. Ihre vom Chloroform ganz wunde, ausgedörrte Kehle dürstete nach Feuchtigkeit. Ob sie einen Schluck nehmen konnte, solange er noch da war? Nein, diese Genugtuung wollte sie ihm wenn möglich nicht verschaffen. Sie nutzte die Zeit, um wieder so gut es ging in ihren Blazer zurückzuschlüpfen. Die Schmerzen, die ihr das bereitete, brachten sie wieder in die Wirklichkeit zurück. Sie hatte gehandelt, ohne nachzudenken. Noch so ein törichter Fehler! Der leere Eimer landete plötzlich auf ihren Waden, und sie zuckte erschrocken zusammen. Er rollte von ihren Beinen hinunter auf den Boden. Hoffentlich nicht außerhalb ihrer Reichweite! Er hatte ihn offenbar über die kurze Distanz geworfen. Den anderen Eimer schob er mit
der Stiefelspitze zu ihr hin. Sie verzweifelte fast, als sie hörte, wie dabei immer wieder kostbares Wasser über den Rand schwappte.
    Â»Also, Mary, ich hab mich schon auf unsere gemeinsame Zeit gefreut! Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele Ideen ich habe! Eine köstlicher als die andere. Kann’s kaum abwarten, sie alle in die Tat umzusetzen. Und du?«
    Mit dem Gesicht zur Wand lauschte Mary der verhassten Stimme und gab sich alle Mühe, sich nicht von ihrer Angst und ihrem Abscheu überwältigen zu lassen. Diese Wehrlosigkeit war einfach unerträglich, besonders für einen so starken, tatkräftigen Menschen wie sie! In ihrem Beruf war es leicht, die Harte zu spielen – was ihr von Natur aus lag -, doch wurde dieser Charakterzug zweifellos durch ihre Dienstwaffe und das Bewusstsein ihrer eigenen Macht unterstrichen, und auch die Tatsache, dass ein ganzes Heer von Kollegen hinter ihr stand, spielte keine unwesentliche Rolle. Doch all das hatte man ihr nun genommen. Geblieben war ihr nur der eiserne Wille, sich nicht unterkriegen zu lassen. Bilder huschten durch ihr Hirn – eine Power-Point-Präsentation möglicher Abartigkeiten, die sie würde erdulden müssen. Es war ihr bis jetzt gelungen, diese Bilder von sich fernzuhalten, doch nun stürzten sie sintflutartig auf sie ein. Sie sah alles gestochen scharf vor

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