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Gequält

Gequält

Titel: Gequält Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Koppel
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Sonderangebot.
    »Ich bin also zu Fredells gefahren und habe mir einen Verkäufer vorgeknöpft. Einen jungen Typen, der stark gestottert hat. Der hat mir was von Stihl für P-P -Profis erzählt.«
    »Und was sollte die kosten?«
    »Zweieinhalb. Aber der Typ hat gestottert, und das hat mich gerührt.«
    »Du hast die Säge gekauft?«
    »Ich habe sie nicht nur gekauft, sondern fühlte mich anschließend auch noch wie ein besserer Mensch.«
    Jörgen trank aus. Er wedelte mit der Dose vor dem Gesicht seines Freundes herum und zog fragend die Brauen hoch. Calle dachte nach.
    »Nein, danke ich habe noch. Ich muss an morgen denken.«
    Jörgen verschwand in der Küche. Calle ließ seinen Blick übers Wasser schweifen. Ein Segelboot kreuzte Richtung Bogesund. Ein anderes war mit achterlichem Wind in der entgegengesetzten Richtung unterwegs. Einer der Dampfer der Waxholm-Gesellschaft tauchte in der Durchfahrt zwischen Edlunda und Granholmen auf, und zwei riesige, fast vierzig Fuß lange, unendlich viel Benzin verschlingende Rennboote dröhnten vorbei und verursachten idiotische Wellen. Diese Boote gehörten nicht aufs Meer und wurden in der Regel von Leuten gesteuert, die dort auch nichts verloren hatten.
    Jörgen kehrte mit zwei Bier zurück, reichte Calle das eine und nahm wieder auf seinem Stuhl Platz.
    »Ich wollte keins mehr.«
    »Natürlich wolltest du. Es muss alles seine Ordnung haben.«
    Er setzte sich zurecht.
    »Allein die körperliche Arbeit«, fuhr er fort. »Ich nehme dabei jedes Jahr fünf bis zehn Kilo ab. Wenn ich ständig hier wohnen würde, wäre ich richtig gut aussehend oder zumindest durchtrainiert.«
    Calle kommentierte dieses Wunschdenken nicht weiter.
    »Schwulenbar«, meinte Jörgen nach einer Weile. »Lass uns mal wieder in eine Schwulenbar gehen.«
    Calle sah ihn skeptisch an.
    »Warum das?«
    Jörgen zuckte mit den Achseln.
    »Ich weiß nicht recht«, erwiderte er. »Da ist es angenehm. Alle sind so nett.«
    »Ach wirklich?«
    »Du weißt schon, was ich meine«, meinte Jörgen. »Rempelt man jemanden an, dann lächelt der nur. In einer normalen Bar würde man Prügel beziehen.«
    »Du weißt nicht, was du da redest.«
    »Erinnerst du dich noch an den Abend in der Schwulenbar auf dem Schiff?«
    »Allerdings. Alle glaubten, ich hätte dich aufgerissen. Das war wirklich peinlich.«
    »Das war einer der lustigsten Abende meines Lebens«, meinte Jörgen. »Wie lange ist das jetzt her? Zehn Jahre? Ich denke immer noch daran.«
    »Wieso?«
    Jörgen zuckte mit den Achseln.
    »Der einzige Ort, an dem mich in den letzten zwanzig Jahren jemand wahrgenommen hat.«
    »Ganz so schlimm kann es doch nicht sein?«
    »Du hast ja keine Ahnung. Man nimmt mich nur wahr, wenn ich nicht da bin, um Anweisungen auszuführen. Dann werde ich vermisst gemeldet, auf der Flucht.«
    Calle sah ihn skeptisch an.
    »Du glaubst, ich mache Witze«, meinte Jörgen. »Als wir letzten Winter auf Bali waren und ich wie alle Europäer ein paar Biere zu viel getrunken hatte, begann ich, mir andere Männer anzusehen. Da habe ich meine liebe Ehefrau gefragt, ob ich aussehe wie einer von ihnen.«
    »Also, ob du dicker bist als der Deutsche in der knappen Badehose?«
    »So in etwa. Ich habe mir die Schlimmsten ausgesucht, um mir meiner Sache ganz sicher zu sein. Und weißt du, was sie gesagt hat?«
    »Nein, was?«
    »Sie hat gesagt: Das lässt sich nicht vergleichen, ihr habt einen zu unterschiedlichen Körperbau.«
    »Was hattest du erwartet?«
    »Ein Nein natürlich. Nein, Liebster, du bist viel schlanker. Oder: Nein, der ist doch wahnsinnig dick. Oder: Du bist auf eine hübsche Art dick.«
    »Vielleicht ist sie ja nicht deiner Auffassung.«
    »Ich auch nicht, und deswegen brauche ich etwas Aufmunterung, einen Kuss auf die Wange. Etwas normale Freundlichkeit. Auf Bali  … «
    Jörgen schauderte es, als er sich daran erinnerte, wie er in Badehose ausgesehen hatte.
    »Nein«, meinte er dann mit Nachdruck. »Körperliche Arbeit, nur das hilft. Die Stihl und ich gegen die Elemente. Wo wolltest du noch gleich hinfahren?«
    »Morgen?«, erwiderte Calle. »Nach Höganäs.«
    »Die Sache mit den Toten?«, fragte Jörgen.
    Calle nickte.
    »Ach ja, der Tod.«

3
    »Warum?«, wiederholte Sara Vallgren. »Du willst wissen, warum?«
    Sie lagen nach dem Sex nackt und verschwitzt nebeneinander und starrten an die Decke.
    »So was Unnötiges«, meinte Matte.
    »Und was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen? Das Ganze auf sich beruhen lassen? Ich war

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