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Gequält

Gequält

Titel: Gequält Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Koppel
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Drohung.
    »Natürlich, das kannst du«, sagte Sara. »Aber da es nur eine Kugel gibt, wird dich Matte dann trotzdem umbringen. Das zieht das Ganze nur mehr in die Länge.«
    Sie faltete die Hände auf dem Tisch.
    »Du nimmst nicht dir das Leben, sondern du rettest das deiner Schwester. So musst du das sehen.«
    Henk ließ die Waffe fallen, schüttelte den Kopf und versuchte zu lachen, was ihm misslang.
    »Das kann nicht dein Ernst sein  … Das ist ein Witz, ein Witz.«
    Er sah sie an.
    »Das ist dein Ernst?«
    Sara antwortete nicht.
    »Das ist dein Ernst?«, wiederholte Henk.
    »Wenn es dir lieber ist, dass Matte  … «
    »Conny ist schuld. Er ist abgehauen, nicht ich. Ich habe nichts, ich  … «
    »Du hast die Sache versiebt, du zahlst. Ich biete dir einen einfachen way out. Wenn du dir die Dinge erschweren möchtest, bitte. Aber du ziehst damit alles nur in die Länge, und deine Schwester muss auch dran glauben. Du hast angerufen, sie hat den Anruf nicht entgegengenommen. Sie hat eine Arbeit und führt ein normales Leben. Du stellst für sie nur eine Belastung dar. Es macht ihr zu schaffen, dass es dich gibt, und das weißt du.«
    Sara deutete auf die Waffe.
    »Tu ausnahmsweise mal das Richtige. Ich kann dich nicht am Leben lassen, das versteht sich von selbst. Das wäre das falsche Signal. Entscheide, was dir lieber ist, aber beeil dich, denn ich habe keine Lust, mir deine Dummheiten weiter anzuhören.«
    Henk antwortete nicht. Mit glänzenden Augen starrte er wie verhext auf die Waffe.
    »Komm schon, Henk. Sei ein Mann, ich weiß, dass du das Zeug dazu hast.«
    Er starrte weiter auf die Waffe.
    »Nicht?«, sagte Sara und hob erneut die Hand, um Matte heranzuwinken.
    Henk warf sich über den Tisch und packte rasch und unbeholfen die Pistole. Seine Hand zitterte, als er sie langsam auf sich richtete.
    Sara nahm sein Handgelenk.
    »Hör mal, mein Lieber, hier sitzen noch andere Leute und picknicken. Du musst schon in den Wald gehen.«
    Henk sah sie an.
    »Entschuldigung.«
    Sara lächelte geduldig wie eine Lehrerin, der allerhand zugemutet wird. Henk erhob sich von der Bank und verließ schwankend die asphaltierte Fläche. Sara drehte sich halb zu ihm um.
    »In den Mund, schräg nach oben. Du wirst nichts spüren.«
    Am Rand ihres Gesichtsfelds bemerkte sie Matte. Er lehnte nicht mehr am Auto. Seine Aufregung äußerte sich darin, dass er rastlos von einem Bein aufs andere trat. Sara hörte Henks Schritte auf der regennassen Erde. Eine kurze Stille folgte. Sara konzentrierte sich auf ihre Atmung. Einatmen. Ausatmen.
    Als der Knall ausblieb, drehte sie sich um. Henk stand etwa zehn Meter von ihr entfernt im Wald. Er schwankte. Seine Arme hingen kraftlos herab. Sie stand von der Bank auf und ging hinter ihm her.
    »Henk?«
    Er wirkte wie in Trance und nahm die Welt um sich herum nicht wahr. Sara trat langsam auf ihn zu.
    »Henk, hörst du mich?«
    Er antwortete nicht.
    »Hier«, fuhr sie fort, »ich zeige es dir.«
    Sie packte sein Handgelenk und hob langsam seinen Arm.
    »Immer mit der Ruhe, und dann machst du den Mund auf. Gut so  … «

2
    »Hier gefällt es mir.«
    Jörgen trank direkt aus der Dose.
    »Das verstehe ich«, sagte Calle, ohne seinen Freund anzuschauen.
    Sie saßen auf der verglasten Veranda mit Blick aufs Wasser. Zwei der Fähren waren, groß wie Hochhäuser, gerade vorbeigezogen.
    »Abhängen, das Gebüsch roden und alles, was umgeweht worden ist, wegräumen. Nur du, ich und die Stihl.«
    »Wer?«
    »Die Stihl, die Motorsäge.«
    »Ist das eine gute Marke?«
    »Ja«, erklärte Jörgen. »Ich habe sie gekauft, als wir hierhergezogen sind. Ein Muss, wer hätte gedacht, dass ich jemals eine Motorsäge besitzen würde. Ich wusste nicht mal, was die Dinger kosten.«
    »Natürlich nicht. Und der Preis ist natürlich wichtig.«
    »Es sind nicht die Leute mit dem  … «
    »Halt die Klappe, bevor ich mich vergesse.«
    Jörgen lächelte.
    »Irgendwie«, fuhr er fort, »hatte ich mir tausend Kronen als obere Grenze gesetzt. Ich bin also zu Nacka Trä gefahren, und die wollten tausendfünfhundert für eine Partner.«
    »Das sagt mir nichts.«
    »Mir auch nicht, jedenfalls damals noch nicht. Aber ich hatte mich auf einen Tausender eingestellt, und er wollte tausendfünfhundert. Das hat mich natürlich geärgert.«
    »Natürlich.«
    Calle Collin hatte schon lange aufgehört, sich über Jörgens Geiz zu wundern. Der Bursche besaß eine halbe Milliarde, aber nichts erfreute ihn mehr als ein

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