Gerade noch ein Patt
Besichtigungstour?«
Markowitz gab ihm eine rasche Schilderung dessen, was sie von den Lagern der Kompensationsarmee und dem Aufruhr gesehen hatten. Andy hatte das Gefühl, daß dem großen Mann nichts davon neu war, bis Markowitz zu ihrer Begegnimg mit Colonel Jordan kam.
»Dieser Jemal«, sagte der große Mann, indem er den Kopf schüttelte wie eine Mutter, die über ein Kind verzweifelt, das auf die schiefe Bahn geraten ist. »Das kommt davon, wenn man sich in schlechter Gesellschaft bewegt. Wo wir gerade von Gesellschaft reden...«
Markowitz verstand den Wink. »Charlie, das ist der verstorbene Andy Walker. Wir müssen ihm eine Identität verpassen, die er mit etwas Glück diesmal nicht verliert. Außerdem brauchen wir Zugang zu einem Deck und einem Telekom.«
Der Riese kratzte sich den Bart, wobei er Andy mit seinen kühlen grauen Augen musterte. Er warf einen Seitenblick auf Markowitz, der eine Liste von Spezifikationen für die Geräte herunterrasselte, zu denen er Zugang haben wollte. Als Markowitz schließlich die Ansprüche, Wünsche und Forderungen ausgingen, hob der Riese eine Augenbraue. »Ist das Crunchers Junge?«
»Mein Vater hieß Matthew Walker«, meldete sich Andy zu Wort. Es schien ihm eine gute Idee zu sein, diesen Mann weder zu hintergehen noch zu belügen. »Nur seine Freunde nannten ihn Cruncher.«
Der große Mann nickte Markowitz mit seinem zotteligen Kopf zu. »Linda wird sich um euch kümmern. Normale Tarife.« Er schlurfte wieder in sein Büro zurück.
Linda war eine flotte Blondine, die sie durch die Bar führte, wobei sie ihnen die jüngsten Neuigkeiten aus dem Regierungsbezirk erzählte und sich über die Ursprünge des Namens der Bar ausließ. Die Gäste ignorierten sie. Sie hätte eine Hosteß sein können, die sie zu ihrem Tisch führte, doch sie brachte sie nicht zu einem Tisch, sondern führte sie durch eine Tür und eine Treppe hinunter in einen gekachelten Gang mit schlichten grünen Türen. Sie öffnete eine davon, griff hinter die Tür, um einen Lichtschalter zu betätigen und machte ihnen mit fordernd ausgestreckter Hand Platz. Markowitz gab ihr einen Kredstab. Obwohl sie ein Lesegerät am Gürtel hängen hatte, steckte sie den Kredstab ein und ging. Markowitz sagte kein Wort. Er legte Andy lediglich eine Hand auf den Rücken und schob ihn in das kleine Zimmer. Es war nicht viel mehr als eine Zelle mit einem Etagenbett, neben das ein Plastiktisch mit zwei nicht zueinander passenden Stühlen gezwängt war. Eine Toilette und ein Waschbecken füllten den größten Teil des übrigen Platzes aus.
Andy hatte andere Dinge im Kopf. Als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, flüsterte er: »War das Mr. Cr ick?«
Markowitz lächelte. »Der unvergleichliche, einzigartige Mr. Crick. Schon von ihm gehört?«
Welcher Washingtoner Möchtegern-Runner hatte noch nicht von Mr. Crick und Eskimo Nell gehört? Drek, er hatte den Laden bei seinen virtuellen Shadow-run-Spielen als Operationsbasis benutzt. Der Laden wurde in den Runner-Netzen als einer der primären Treffpunkte für alle diejenigen angepriesen, die im Geschäft waren. Andy hatte sich die Kundschaft angesehen, als sie durch die Bar und das Restaurant gegangen waren, und dabei mit Erstaunen die Mengen an Chrom, Leder und auf kunstvolle Weise eher halbverborgenen Handwaffen zur Kenntnis genommen. Fast jede Person dort hatte wie ein Runner ausgesehen und eine Aura ausgestrahlt, die eindeutig besagte, daß es sich nicht um Möchtegerns handelte. Da war sogar ein Ork, der ein wenig wie Andys virtueller Straßensamurai-Partner Buckhead ausgesehen hatte. Es war unglaublich. Und am unglaublichsten war die Tatsache, daß Andy hier und im Schattengeschäft tätig war. Trotz der Tatsache, daß er in der Cyberspace-Entsprechung von Eskimo Nell dem Dodger begegnet war, hatte er nicht ganz glauben können, daß der echte Laden tatsächlich das war, was man über ihn munkelte. Aber es stimmte. Und er war hier. Es war eindrucksvoll!
Aber irgend etwas an dem Laden störte ihn. Abgesehen, natürlich, von dem Qualm oben, der ihn husten ließ. Wenn er den Laden kannte, dann kannten ihn mit Sicherheit auch eine Menge anderer Leute. Das sagte er auch zu Markowitz.
»Hast du jemals von einem Laden im Wilden Westen gehört, der Das Loch in der Wand hieß?« fragte Markowitz.
»Nein.«
»Der Laden wurde von Runnern und anderen Gesetzlosen des neunzehnten Jahrhunderts als Versteck benutzt. Ein Haufen Leute wußte darüber Bescheid,
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