Gerade noch ein Patt
Marke in ihr Lesegerät. Ihre Stirn runzelte sich, als sich der Schirm erhellte. Vermutlich wurden jetzt Anweisungen in ihren Helmlautsprecher geflüstert. Sie sah verwirrt aus. »Was ist mit Ihrem Fahrer passiert, Major?«
»Er ist nicht aufgetaucht. Ich wollte nicht länger warten. Lassen Sie mich jetzt durch oder nicht?«
Die Wache wich einen Schritt zurück und hielt ihre Waffe ein wenig aggressiver. Sie richtete sie jedoch nicht auf Tom, nicht ganz. »Ich fürchte, ich muß Sie bitten auszusteigen, Major.«
Tom stellte den Motor nicht ab. Um das zu tun, hätte er die Hände aus dem Blickfeld der Wache nehmen müssen. Er wollte diesen eindeutig nervösen Grünschnabel nicht erschrecken. Tom stieg langsam aus. Die Frau tat nur ihren Job.
Sie hatte Angst. Das entnahm er ihren unglaublich geweiteten Pupillen. Er nahm an, daß man nicht jeden Tag von ihr verlangte, einen Offizier festzunehmen. Er versuchte es ihr leichter zu machen, indem er sich so wenig bedrohlich wie möglich gab.
»Wie heißen Sie, Mädchen?«
»Ich soll nicht mit Ihnen reden, Sir.«
»Drek, Mädchen, Sie können sogar dem Feind Ihren Namen nennen.«
Sie nahm sich etwas Zeit, um darüber nachzudenken. Orks wurden früh erwachsen, waren aber selten klug. Drek, wäre sie klug gewesen, hätte sie keine Uniform getragen. Nach allem, was er wußte, war die Armee schon hart genug gegen männliche Orks. Er hatte seinen Teil dazu beigetragen. Doch nun, wo er die Muskeln der Bestie zu spüren bekam, empfand er eine ihm bislang imbekannte Sympathie für sie. Schließlich sagte sie: »Booker, Sir. Harriet Booker.«
»Tun Sie sich einen Gefallen, Harriet, und treten Sie aus der Armee aus. Suchen Sie sich einen anderen Job.«
Die Vorstellung schien sie zu bestürzen. »Ich soll nicht mit Ihnen reden, Sir«, wiederholte sie.
Er beließ es dabei.
Sie warteten schweigend. Die MPs, die zu ihnen kamen, trugen die Abzeichen des 3412. Bataillons der Militärpolizei. Jordans Jungs. Sie gehörten eigentlich nicht zur Sicherheit der Basis. Die Tatsache, daß er sie hatte kommen lassen, um ihn in Gewahrsam zu nehmen, anstatt Belvoirs reguläre MPs, bedeutete, daß Trahn die Affäre im engsten Familienkreis bereinigen wollte. Toms Hoffnung auf Publizität seines persönlichen Problems sank auf null.
Und zur Flucht war es zu spät.
Ohne ihn offiziell unter Arrest zu stellen, nahmen sie ihm seine Dienstpistole ab - soviel zu militärischen Höflichkeitsbezeugungen - und brachten ihn in das Gebäude, in dem Jordan Andy und Markowitz festgehalten hatte. Er hielt es nicht für einen Zufall, daß sie ihn in denselben Raum brachten, in dem Furlann ihre Vorbereitungen getroffen hatte, um Markowitz' Rechte und seine Person zu verletzen. Die Ratten und die thaumaturgischen Gegenstände waren verschwunden -letztere waren Furlanns persönliches Eigentum und immer in ihrer Nähe -, aber der falsche Zahnarztstuhl war immer noch da. Diesmal sah Tom, daß er mit Haltegurten bestückt war. Jordan mußte anderswo beschäftigt sein: Der Raum war leer. Die MPs verließen den Raum und schlossen die Tür, und Tom hörte das Schloß einschnappen.
Er wartete, wobei er sich fragte, wie Andy und Markowitz und ihr verrücktes Team von Shadowrunnern wohl zurechtkamen. Nun, da er Zeit zum Nachdenken hatte, sah er, daß der Junge und seine Freunde gegen Windmühlenflügel antraten. Er mußte sie ein wenig bewundern. Was sie sonst auch sein mochten, sie waren mutig. Aber was würden sie zustande bringen? Was konnten sie zustande bringen?
Bedauerlicherweise würde es höchstwahrscheinlich zu wenig sein. Für einige war es mit Sicherheit bereits zu spät.
Zeit verging.
Er hörte Schritte im Flur. Jordan? Nein, nur eine Wache, die die Runde machte und stehenblieb, um sich mit dem Posten an der Tür zu unterhalten. Der Vertrautheit ihrer Begrüßung nach zu urteilen, waren sie alte Freunde.
»Schon gehört, daß Steele in der Basis ist?« fragte die Wache.
»Ohne Drek?« sagte der Posten.
Tom glaubte es auch nicht.
»Ohne Drek«, sagte die Wache ernsthaft. »Auf den Frequenzen wird über nichts anderes mehr geredet. Hast du deinen Helmfunk wieder auf Musik umgestellt?«
»Würdest du auch tun, wenn du wüßtest, wie das geht«, sagte der Posten rechtfertigend.
»Ein Wachposten muß immer wachsam sein.«
»Spar dir den Drek für den Sarge.« Frotzeleien waren in Ordnung, aber der Posten war weiterhin an dem Gerücht interessiert. »Was will Steele denn hier? Ich dachte, er
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