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Gerade noch ein Patt

Gerade noch ein Patt

Titel: Gerade noch ein Patt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert N. Charrette
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nach vorn gearbeitet, mit denen der Wagen vollgestopft war, und stand einem kleinen, übergewichtigen Schwarzen gegenüber, den Andy für einen Zwerg gehalten hätte, wären seine Schultern breiter und sein Bart voller gewesen. Der Mann fauchte Markowitz an und zeigte dabei kräftig aussehende Zähne von der Farbe alten Cheddars. Seine ITRU-Kappe trug die Aufschrift »Der Große«. Er mußte Cheese sein. Jung Tech Eng war in den dunklen Tiefen des Lieferwagens verschwunden.
    Cheese' Stimme war ein heiseres Krächzen, das sich eher für einen Urban-Brawl-Reporter eignete als für einen unabhängigen Nachrichtenmann, aber die Stimme hatte Volumen. Was zwischen den beiden auch vorgefallen sein mochte, es beschäftigte ihn immer noch, und das Wettschreien zwischen ihm und Markowitz war spektakulär, wenn auch knapp an Details. Kit mischte sich ein, indem sie beiden Männern Honig um den Bart schmierte und sie ein wenig beruhigte. Sie richtete den größten Teil ihrer Aufmerksamkeit auf Cheese, der sich auch etwas abkühlte, aber letzten Endes war es der Kredstab, den Markowitz schließlich zückte, der den Streit beendete.
    Cheese schob den Kredstab in ein kommerzielles Lesegerät, an dessen Gehäuse ganz offensichtlich herumgepfuscht worden war. Das Ergebnis schien ihn zu befriedigen. »Dieser Schwindel, der is' echt, ja? Echt echt?«
    »Alles, was wir ausgegraben haben, sieht gut aus«, sagte Markowitz.
    »Genau das hast du beim letztenmal auch gesagt«, bemerkte Cheese blinzelnd.
    Andy war die ständigen Verdächtigungen leid. »Ja? Nun, ich weiß nicht, was beim letztenmal vorgefallen ist, aber diesmal ist alles echt. Die Sache ist wichtig, und wir müssen Leute davon in Kenntnis setzen.«
    Cheese' strahlende Augen richteten sich auf Andy.
    Sie musterten ihn von oben bis unten und blieben dann auf seiner Datenbuchse haften. Der Nachrichtenmann strich abwesend über seine eigene Buchse, während er Andy einzuschätzen versuchte. Seine Lippen teilten sich zu einem breiten Grinsen, und seine gelben Zähne blitzten. »Hey, Mann, du gefällst mir, bist echt positiv! Wie es so schön heißt, du hast was Überzeugendes. Vielleicht hau' ich die Story ja doch raus.«
    »Ich denke, das solltest du tun«, sagte Kit leise.
    »Die Lady, die weiß Bescheid, was?« Cheese warf sich auf seinen Stuhl und ließ die Finger über Schalter fliegen und auf der Kontrolltastatur tanzen. Ohne einen offensichtlichen Rhythmuswechsel warf er Andy ein Datenkabel zu. »Was hältst du davon, wenn du die Daten überträgst? Der Cheese hier, der heizt sie an und sieht nach, ob sie singen. Und wenn wir 'ne gute Melodie gefunden haben, gehen wir auf Sendimg.« Lauter: »Hey, Mausie, fahr los und such uns 'ne Satellitenverbindung.«
    »Roger«, antwortete eine weibliche Stimme von weiter vorne.
    Andy blinzelte in diese Richtung und glaubte eine Couch mit einer darauf liegenden Gestalt zu sehen. Eine Riggerin? Der Lieferwagen setzte sich in Bewegung. Die Gestalt rührte sich nicht. Eindeutig eine Riggerin.
    Er war neugierig auf das Interface, das sie benutzte, aber er hatte einen Job zu erledigen. Er stöpselte sich ein und kopierte die entschlüsselten Daten aus seiner Headware auf Cheese' Bord. Cheese teilte seine Aufmerksamkeit zwischen der Lektüre von Andys Kopien und der Ausführung einer Unmenge technischer Operationen, um die Satellitenschüsseln auszurichten, Frequenzen anzupassen und die Sperren im Kabelnetz zu umgehen.
    »Cheese?« Das war die Riggerin. »Wir haben...«
    »Keine Zeit, keine Zeit. Wir gehen auf Sendung.«
    Musik erfüllte das Innere des Lieferwagens, ein Engelschor der von der bevorstehenden ITRU-Wahrheitssen-dung kündete. Cheese sprach in sein Mikrofon und verblüffte Andy. Sein Straßendialekt war ebenso wie das Krächzen verschwunden, und er hatte plötzlich eine kultivierte, tiefe, volltönende Stimme, die einem Shakespeare-Darsteller gut zu Gesicht gestanden hätte.
    Wenn er so sprechen konnte, warum hatte er es dann mit ihnen nicht getan? Kit bemerkte Andys Verblüffung.
    »Er hat einen Stimmenmodulator«, sagte sie.
    Das hatte er sich gedacht. »Warum redet er nicht immer so?«
    »Schlechte Hardware«, sagte Cinqueda. »Reizt die Stimmbänder nach einer Weile. Wird sie ihm eines Tages zerreißen, wenn er...«
    Cinquedas Kopf wirbelte zur Tür herum.
    Draußen ertönte ein Knall. Ein lautes Plop. Der Lieferwagen neigte sich zur Seite, und unter ihnen quietschten die Reifen. Alle außer Cinqueda verloren den Halt.

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