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Gerade noch ein Patt

Gerade noch ein Patt

Titel: Gerade noch ein Patt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert N. Charrette
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nicht in einem Müllhaufen sterben.
    Ein Zischen von der Gasseneinmündung her beendete den Streit. Faule Zähne stapfte los, um nachzusehen, was seine Posten entdeckt hatten. Auf dem Bürgersteig jenseits der flüsternden Orks hasteten Leute, hauptsächlich Leute von der Straße, vor etwas davon. Die Orks ließen niemanden in die Gasse und schlugen alle nieder, die es dennoch versuchten. Der Rest der Gang gesellte sich zu Faule Zähne an der Gasseneinmündung. Sie fingen einen neuen Streit an. Er wurde leise geführt, und Andy konnte ihn nicht verstehen.
    Das war Andys Chance, aber er hatte zu große Schmerzen, um wegzukriechen.
    Die Orks flohen plötzlich von der Einmündimg wie Schakale vor einem Löwen. Sie schwärmten an Andy vorbei, doch einer blieb stehen. Hab Schiß beugte sich über ihn. Ein Messer funkelte in ihrer Hand.
    »Keine Zeit mehr zum spielen, Pinkel-Bubi«, sagte sie.
    Andy erwartete, das Messer zu spüren, doch statt dessen ging ein Regen winziger Betonsplitter auf ihn nieder, während ein Donnerschlag durch die Gasse hallte. Eine Kanone. Hab Schiß fluchte und war einen Sekunden-bruchteil später verschwunden. Jemand stand in der Einmündung, jemand, der groß und klobig war und einen geschwollenen, überdimensionalen Kopf hatte. Andy sah nur noch verschwommen. Ein Troll? Zu klein. Für einen Augenblick klärte sich Andys Blickfeld. Kein Troll, sondern ein Soldat im Körperpanzer. Der Soldat jagte den fliehenden Orks einen weiteren Feuerstoß hinterher, der weitere Betonsplitter aus der Mauer kratzte.
    »Hey, Sarge«, rief der Soldat, indem er den Kopf zur Straße wandte. »Sieht ganz so aus, als hätten sich die Hauer etwas amüsiert.«
    Rasselnd und surrend hielt ein gewaltiges Fahrzeug vor der Einmündimg. Jemand stand in der Dachluke. Er trug Körperpanzer und Helm wie der erste Soldat.
    »Ein Bürger?« fragte der Fahrer.
    »Keine Ahnimg, Sarge.«
    »Gehen Sie hin und sehen Sie nach.«
    Der Soldat pirschte sich vorsichtig durch die Gasse, den Blick immer auf das andere Ende gerichtet, da er offenbar eine Rückkehr der Orks nicht ausschloß. Andy versuchte ihm dafür zu danken, daß er ihn gerettet hatte, brachte jedoch nur ein Pfeifen zustande, das den Soldat erschreckte und ihn veranlaßte, seine Waffe auf Andy zu richten. Andy beschloß, nicht mehr zu versuchen, etwas zu sagen oder sich zu bewegen. Nervöse Leute mit Waffen waren gefährlich. Er war kurz vor der Hinrichtung begnadigt worden und würde sein Leben jetzt nicht wegwerfen.
    Der Soldat nahm sein Gewehr hoch, offenbar überzeugt, daß Andy ihn nicht angreifen wollte. Er kniete sich neben Andy und durchsuchte ihn rasch mit einer Hand. Der Soldat fluchte, als er sich die Hand mit Blut und Erbrochenem verschmierte, und wischte sie an Andys Hosenbein ab. Als er fertig war, richtete er sich wieder auf.
    »Und?« fragte der Sergeant. »Ist er ein Bürger?«
    »Vielleicht. Er hat eine Datenbuchse, aber er sieht mehr wie Abfall von der Straße aus. Kein Ausweis. Wahrscheinlich haben ihn die Hauer mitgenommen.«
    »Nennen Sie mir die Seriennummer der Datenbuchse.«
    Der Soldat hockte sich hin und drehte Andys Kopf mit dem Gewehrkolben ins Licht. Dennoch mußte er sich bücken und blinzeln, um den Code auf der Chromumrandung der Datenbuchse lesen zu können. Der Sergeant verschwand in seinem Fahrzeug, um dann eine Minute später wieder aufzutauchen.
    »Die Buchse ist auf einen Toten eingetragen«, sagte er. »Sieht dieser Bursche für Sie tot aus?«
    »Noch nicht ganz.«
    »Die Datenbank besagt, daß er eine Datenbuchse trägt, die ihm nicht gehört, also ist er ein Illegaler. Drek, diese schwarzen Docs sind echt schnell. Der Pinkel ist kaum kalt, und schon ist seine Headware wieder auf der Straße.«
    »Dieser Bursche braucht einen Arzt, Sarge.«
    »Er hat schließlich auch einen gefunden, um sich die heiße Buchse in den Schädel implantieren zu lassen, oder? Kommen Sie zurück, Espinoza. Wir haben anderes zu tun.«
    »Was ist mit diesem Burschen?«
    »Wir sind nicht die Cops. Lassen Sie ihn in Ruhe.«
    Der Motor des Panzerfahrzeugs heulte auf, und es rollte an. Espinoza zögerte einen Augenblick, dann trabte er hinterher.
    Mehr Fahrzeuge fuhren an der Gasse vorbei. Soldaten trotteten neben ihnen her. Keiner von ihnen hatte Zeit für einen zusammengeschlagenen jungen Burschen in einer Gasse. Schade, daß er kein Bürger war. Andy war Bürger gewesen, bis er selbst diesen Zustand geändert hatte.
    Er mußte etwas tun. Er wollte sich

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