Gerade noch ein Patt
von ihm abwandte. »Keine Einzelheiten. Es ist ein allgemeiner Rückruf. Alle Armeeangehörigen auf Urlaub werden zu ihrer Truppe zurückbeordert. Ich muß mich in Fort Meade melden und den ersten verfügbaren Transport zu meiner Einheit abwarten.«
»Das klingt nach einer Mobilmachung. Den Frauen wird das ziemlich mißfallen.«
»Wem nicht? Wenn ich gleich packe, bin ich weg, bevor sie aufwachen.«
»Wenn es wirklich Ärger gibt, wird es ihnen ganz bestimmt nicht gefallen, wenn du dich einfach davonschleichst. Du hast bis zum Mittag Zeit«, stellte der General fest.
Also hatte er den Bildschirm gesehen. »Ich will nicht zu spät kommen.«
»Was du nicht willst, ist, Genifer und deiner Großmutter gegenüberzutreten und ihnen zu sagen, daß du dich in Gefahr begibst.«
Der Vorwurf traf ihn um so mehr, als er berechtigt war. »Also schön, ich will mich nicht damit auseinandersetzen.«
»Du brauchst dich deswegen nicht schlecht zu fühlen, Tom.« Der Tonfall des Generals war nun, da Tom sich zur Wahrheit bekannt hatte, mitfühlend. »Ich wollte das auch nicht. Aber wenn du vorhast, noch einmal nach Hause zu kommen, rate ich dir, es zu versuchen. Ich habe das auch schon erlebt, und es ist besser, wenn sie Gelegenheit haben, sich zu verabschieden.«
Tom wußte, daß der General recht hatte, aber er ging trotzdem packen. Es brauchte nicht viel Zeit, aber er trödelte so lange herum, bis er wußte, daß er noch ein wenig länger warten sollte - wenigstens so lange, bis die Frauen wach waren. Zwar hatte er beschlossen, sich anständig zu verabschieden, aber er mußte feststellen, daß er seltsam unwillig war, das Gespräch darauf zu bringen, sobald er mit Großmutter und Genifer beim Frühstück saß.
Das Frühstück verlief schweigsam, und aus der Art, wie Großmutter immer wieder fragte, ob er noch irgend etwas wolle, schloß Tom, daß der General es ihr erzählt hatte. Doch sie war eine Soldatenfrau. Sie würde erst etwas sagen, wenn Tom das Thema anschnitt. Er bat sie, sich zu ihnen zu setzen, und wiederholte, was er dem General über seine Befehle mitgeteilt hatte. Genifer meldete sich als erste zu Wort.
»Also hast du keine Ahnimg, worum es bei diesen Befehlen geht?«
Er hatte ein paar Vorstellungen, aber dies war nicht der Ort, sie darzulegen. Das Manöver, das er mitgemacht hatte, war streng geheim gewesen. Soweit er es vernünftigerweise beurteilen konnte, brauchte niemand aus seiner Familie davon zu wissen. Außerdem war er nicht sicher, und wenn er ihnen sagte, wie gefährlich der Dienst seiner Ansicht nach wurde, würden sie sich noch mehr Sorgen machen. Sie machten sich bereits Sorgen genug.
»Hast du noch Zeit, mit uns in die Kirche zu gehen?« fragte Großmutter.
»Wenn wir in die spätmorgendliche Messe gehen«, erwiderte er. Er würde sich von der Kirche aus gleich auf den Weg machen.
Genifer, die an Tom vorbei und aus dem Fenster schaute, versteifte sich ein wenig. »Da kommt ein Allzweckfahrzeug der Armee die Auffahrt herauf.«
Alle drehten sich um, während das GMC-Allzweckfahrzeug vor dem Haus hielt. Rita Furlann saß hinter dem Steuer. Als sie ausstieg, sah Tom, daß sie Zivilkleidung unter ihrem schwarzen gepanzerten Duster des Thaumaturgischen Kommandos trug. Der Mantel verbarg größtenteils das Halfter, das sie im Widerspruch zu den Uniformvorschriften in Friedenszeiten trug. Der General ging hinaus, um sie zu begrüßen.
»Ich bin wegen Major Rocquette hier«, sagte sie, während sie einen Blick auf den in der Tür stehenden Tom warf und ihm zulächelte. »Morgen, Major.«
»Was machen Sie denn hier, Furlann?« fragte Tom.
»Sie abholen.«
Das hatte er sich gedacht. »Ich meinte eigentlich, daß ich nicht damit gerechnet habe, Sie vor meiner Rückkehr nach Schwartzkopf wiederzusehen.«
»Ich habe eine Überraschimg für Sie. Sogar Eisherzen haben Familien und Freunde, die sie im Urlaub besuchen.« Sie warf den Kopf in den Nacken, um ihr Haar aus dem Gesicht zu schütteln. »Als die Bombe geplatzt ist, hörte ich, daß Sie hier in der Gegend wären, und bekam den Auftrag, Sie abzuholen. Sind Sie abmarschbereit?«
»Ich muß nur noch meine Tasche holen.«
Und mich verabschieden, fügte er im stillen hinzu. Großmutter versprach, für ihn zu beten, Genifer verlangte E-Mail, sobald er Gelegenheit dazu bekäme, und der General schüttelte ihm schweigend die Hand. Furlann sah sich alles mit ihrer üblichen Distanziertheit an. Sie stieg in das Allzweckfahrzeug, während er seine
Weitere Kostenlose Bücher