Geraubte Erinnerung

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Autoren: Greg Iles

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unbegrenztem Speicher.«
    »Funktioniert er?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Selbst wenn es Ihnen gelingt, ein Neuromodell in den Computer zu laden – wie kommunizieren Sie mit ihm? Das menschliche Gehirn interagiert vermittels eines biologischen Körpers und fünf Sinnen mit seiner Umwelt. Stellen Sie sich vor, Ihr Gehirn würde in eine Schachtel gepackt. Es ist taub, blind und unfähig, sich zu bewegen. Nichts weiter als eine bebende Masse voller Angst. Gott sei Dank, möchte ich sagen. Denn sobald ein Gerät wie Trinity sprechen kann – und zuhören und handeln –, weiß niemand mehr vorherzusehen, was es tun wird.«
    Rachel blickte interessiert zu mir auf. »Was könnte es denn tun?«
    »Erinnern Sie sich noch an HAL aus Odyssee im Weltraum ?«
    »Sicher. Der zuverlässigste Computer, der je gebaut wurde. In Urbana, Illinois, nicht wahr?«
    Ich kicherte leise. »Zuverlässig war er – bis er die Besatzung seines Raumschiffs ermordete. Stellen Sie sich vor, was HAL tun könnte, wenn wir ihn mit dem Internet verbänden.«
    »Sagen Sie es mir.«
    »Ein einziger Trinity-Computer an einer Telefonleitung könnte die industrialisierte Welt als Geisel nehmen. Er könnte Stromleitungen unterbrechen, Züge anhalten, den Flugverkehr kontrollieren, Raketensysteme in seine Gewalt bringen, NORAD, die Wall Street. Er könnte fordern, was immer er will.«
    Sie schüttelte verwirrt den Kopf. »Aber was würde er wollen?«
    »Was will jede intelligente Entität? Insbesondere, wenn sie dem Wesen nach menschlich ist?«
    »Macht?«
    »Genau.« Ich zuckte zusammen, als mein Handy summte. Auf dem Display stand »Andrew Fielding«. Ich drückte auf ANNEHMEN. »Lu Li? Ist etwas passiert?«
    »Nichts passiert«, antwortete Lu Li mit unsicherer Stimme.»Ich mache mir Sorgen wegen Maya. Ich glaube, draußen sind Stimmen. Bringen Sie Maya zurück, Doktor David.«
    Der Bichon hörte zu schnüffeln auf, sah mich an und neigte den Kopf, als könnte er das Gespräch hören.
    »Wir kommen. Sofort.«
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Rachel, als ich den Anruf beendet hatte.
    »Ja. Sie möchte, dass wir zurückkommen, aber wir werden noch ein bisschen warten.«
    »Warum?«
    »Weil die NSA den Anruf abgehört hat. Wenn sie Leute im Wald hat, werden sie sich jetzt wahrscheinlich zurückziehen. Und wir können sie hören.«
    Rachel blickte ängstlich zu der Mauer, die uns von den Bäumen trennte. »Glauben Sie wirklich, da draußen ist jemand?«
    »Das ist es nicht, was Ihnen Angst macht«, entgegnete ich. »Ihnen macht Angst, dass Sie jetzt glauben, jemand könnte dort sein.«
    Sie rutschte von der Bühne und blickte zu der Tür, durch die wir gekommen waren. Es fiel nicht schwer, sich vorzustellen, dass sich dort ein bewaffneter Agent versteckt hielt.
    »Sie sagten, Fielding wäre ermordet worden, weil Sie und er dem Projekt Widerstand entgegengesetzt haben. Auf welche Weise?«
    »Wir haben nicht nur Widerstand geleistet. Wir haben es gestoppt. Suspendiert, vorläufig. Fielding war die treibende Kraft, doch ich musste mit dem Präsidenten sprechen, um es durchzusetzen. Es war, als hätten wir versucht, während des Zweiten Weltkriegs die Arbeit an der Atombombe aufzuhalten.«
    »Warum wollten sie es aufhalten?«
    »Ich bin nicht ganz sicher, was Fieldings Gründe angeht. Ich denke, er hat mir eine Menge verschwiegen – um mich zu schützen, nehme ich an. Aber meine Gründe waren relativ einfach.
    Vor sechs Monaten haben wir die Super-MRI-Apparatur getestet. Zuerst benutzten wir Tiere, und es gab keine Probleme.Die ersten Menschen, an denen die Geräte erprobt wurden, waren wir sechs aus dem inneren Zirkel. Binnen einer Woche entwickelten wir ausnahmslos merkwürdige neurologische Symptome. Nebenwirkungen von den magnetischen Feldern, nehme ich an. Fielding meinte …«
    »MRI verursacht keine Nebenwirkungen«, unterbrach mich Rachel.
    »Nicht die Apparate, die Sie einsetzen. Vergessen Sie nicht – die magnetischen Felder des Apparats im Trinity Building sind um Größenordnungen stärker als die in den gewöhnlichen Geräten, die heute verwendet werden. Wir benutzen supraleitende Materialien, die uns ermöglichen, massive Pulse …«
    Maya knurrte tief in der Kehle und blickte zum Ende des steinernen Halbrunds hinauf. Ich selbst hatte keine Geräusche aus dem Wald gehört, doch vielleicht der Hund. Ich steckte das Diktiergerät in die Tasche, nahm Maya auf den Arm, zog meinen Revolver und schob Rachel durch die Bühnentür. Dunkelheit