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Gerettet von deiner Liebe

Gerettet von deiner Liebe

Titel: Gerettet von deiner Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARLA KELLY
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Publikum, als der Sekretär der Royal Society das Podium betrat, den Amtsstab feierlich vor sich her trug, der dem ersten Präsidenten von König Charles II. überreicht worden war, und ihn auf ein Samtpolster auf den kunstvoll geschnitzten Eichentisch legte. Sir Joseph Banks betrat als Nächster das Podium, gestützt von zwei älteren Mitgliedern der Society. Er schlug zweimal mit dem Mahagonihammer auf den Tisch. „Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder – Gott segne den König!“
    Das Publikum wiederholte die Segenswünsche für den König. Mit einem Kopfnicken wies Sir Joseph die beiden Herren an seiner Seite an, sich zu setzen. Obgleich ihm die Anstrengung anzusehen war, sprach der alte Mann, an öffentliche Auftritte gewöhnt, mit ruhiger, fester Stimme.
    „Wir haben uns heute aus einem freudigen Anlass versammelt. Die Royal Society will einen Mann mit der Copley-Medaille ehren, der uns die verborgene Welt einer stillen Lagune in der fernen Südsee erschlossen hat. Ich übergebe das Wort an Sie, James Lawrence Trevenen aus Cornwall, ehemaliger Offizier der Royal Navy Seiner Majestät des Königs.“
    James erhob sich, verneigte sich vor den Festgästen und wollte sich wieder setzen. Sir Joseph winkte ihn aufs Podium. Umständlich holte James seine Abhandlung aus der Ledermappe, und Susannah lächelte, als sie sah, dass er auch sein Original der Gloriosa bei sich trug.
    Sir Joseph ergriff wieder das Wort. „Durch eine Reihe unglücklicher Umstände strandete Lieutenant Trevenen auf einer einsamen Insel irgendwo in der Nähe des Archipels, das mein guter Freund und tief betrauerter Expeditionsleiter Captain James Cook mir gestattete, es nach ihm zu benennen. Auf einer späteren Forschungsreise benannte Captain Cook die im Westen gelegene Halbinsel nach mir. Das sind jene glücksbringenden Momente, von denen es leider nur wenige gibt, wenn man als erster Mensch ein Paradies betritt.“
    Als das beifällige Lachen des Publikums verebbte, wandte Sir Joseph sich an James, der in strammer Haltung und unbewegter Miene neben ihm stand. „Um sich die Zeit zu vertreiben und Ordnung in seinen eintönigen Tageslauf zu bekommen, begann Lieutenant Trevenen, eine bislang unbekannte Krabbenart zu studieren, die er Gloriosa Jubilate nannte, da er, wie er mir sagte, keinen schöneren Namen für sie finden konnte.“
    Erneutes Lachen aus dem Publikum. „Mittlerweile hat die Spezies auch einen wissenschaftlichen Namen. Mr. Trevenen wird uns gleich die spannende Geschichte erzählen. Zunächst aber wollen wir ihm die goldene Medaille umhängen. Sind Sie damit einverstanden, hochverehrte Mitglieder der Royal Society?“
    Alle Mitglieder der Society erhoben sich und klatschten Beifall.
    „Noah, dies ist ein denkwürdiger Augenblick, den du nie vergessen wirst“, sagte Susannah und hob ihren Sohn auf den Schoß. „Hör zu!“
    Von Stolz erfüllt, hörte sie die Rufe aus dem Publikum. „Hört, hört!“ und „Trevenen!“ und sogar „Hoch lebe Beau Crusoe!“.
    Die Festgäste erhoben sich jubelnd und applaudierend, während James den Kopf neigte und Sir Joseph ihm die goldene Medaille an einem blauen Ripsband um den Hals legte. Susannah lächelte, als James die Medaille anhob und die Inschrift las. Dann suchte er ihren Blick und verneigte sich in ihre Richtung.
    Sir Joseph hob die Hand, worauf die Festversammlung wieder ihre Plätze einnahm.
    Alle außer Lady Audley. Sie blieb hoch erhobenen Hauptes in einem scharlachroten Kleid und Turban stehen, den Blick zum Podium gerichtet.
    Susannah gefror das Blut in den Adern, als Lady Audley den Arm hob und mit spitzem Finger auf James wies, der sie totenbleich anstarrte.
    Über den großen Saal senkte sich atemlose Stille, als sie zu sprechen begann.
    „Der Mann hat es nicht verdient, mit dieser hohen Ehre ausgezeichnet zu werden. Er ist ein Kannibale, ein Mörder und schamloser Frauenverführer“, rief sie mit durchdringender Stimme. „Im Namen von Moral, Sitte und Anstand protestiere ich. Ich protestiere!“

27. KAPITEL
    Lärmender Tumult setzte ein. Männerstimmen riefen, Frauen kreischten. Zwei Stühle entfernt glitt eine Dame ohnmächtig zu Boden. Noah begann zu weinen. Susannah schlang die Arme um ihn, den Blick auf ihren Mann gerichtet, der nun über Lady Audley hinweg ins Leere starrte, als werde er von Hunderten Timothy Rowes bedroht.
    „Nein“, hauchte Susannah. „Bitte sag etwas, James.“
    Lady Audley genoss ihren Triumph mit sichtlichem Vergnügen.

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